Bei der Google-Mutter Alphabet laufen die Geschäfte dank boomender Werbe- und Clouderlöse weiter glänzend, die Rekordstrafe der EU-Kommission belastet jedoch den Quartalsgewinn. In den drei Monaten bis Ende Juni ging der Überschuss im Jahresvergleich um neun Prozent auf 3.2 Milliarden Dollar zurück, wie der Internetriese am Montag nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Umsatz kletterte um gut ein Viertel auf 32.7 Milliarden Dollar.
Die Markterwartungen wurden trotz der hohen Sonderlast durch die Strafe deutlich übertroffen. Die Aktie stieg nachbörslich zunächst um über fünf Prozent und lag zuletzt immer noch stark im Plus. Bereits vor Handelsschluss hatte der Kurs ein neues Allzeithoch erreicht.
Mit einem Börsenwert von fast 840 Milliarden Dollar nimmt Alphabet Kurs auf die Billionen-Marke, wobei Apple - der weltweit wertvollste börsennotierte Konzern - es derzeit noch auf rund 100 Milliarden mehr bringt. Auch Online-Handelsriese Amazon hat mit gut 874 Milliarden Dollar eine noch etwas höhere Marktkapitalisierung. Microsoft folgt mit 813 Milliarden Dollar auf Schlagdistanz.
«Wir haben ein weiteres Quartal mit sehr starker Leistung geliefert», kommentierte Alphabets Finanzchefin Ruth Porat die Ergebnisse. Das Werbegeschäft von Google, auf das der Grossteil der Erlöse entfällt, legte um 24 Prozent auf rund 28 Milliarden Dollar zu.
Im immer wichtigeren Cloud-Geschäft liegt Google zwar weit hinter Marktführer Amazon und Microsoft zurück, trotzdem wuchs auch das Cloud-Geschäft kräftig. Die sonstigen Einnahmen sind um 37 Prozent auf 4.4 Milliarden Dollar gewachsen, wovon ein grosser Anteil auf das Cloud-Segment entfallen dürfte. Mittelfristig dürfte das Cloud-Geschäft nebst dem Werbegeschäft zum zweiten wichtigen Standbein Alphabets werden.
Der Baselbieter Urs Hölzle war der 8. Google-Mitarbeiter und ist heute als Senior Vice President für die technische Infrastruktur des Konzerns zuständig. Die grösste Herausforderung besteht darin, den Vorsprung von Amazon und Microsoft im Cloud-Geschäft wettzumachen. Hölzles erklärtes Ziel ist es, mit Cloud-Computing dereinst mehr zu verdienen als mit Werbung.
Alphabets weitere Geschäfte wie der Roboterwagen-Entwickler Waymo verzeichneten starkes Wachstum, trugen mit 145 Millionen Dollar aber kaum nennenswert zu den Erlösen bei. Dafür nahm ihr Verlust von 633 Millionen auf 732 Millionen Dollar zu.
Ohne die gut fünf Milliarden Dollar (4.34 Mrd Euro) schwere EU-Strafe, die jüngst wegen angeblichem Missbrauch der Marktmacht beim Smartphone-System Android gegen den Konzern verhängt wurde, würde der Quartalsgewinn 8.3 Milliarden Dollar betragen.
Alphabet will die Strafe der EU-Kommission zwar anfechten, verbuchte die Belastung aber trotzdem bereits in der Bilanz. Im Vergleich mit dem Vorjahresergebnis fiel der Gewinnrückgang noch relativ moderat aus, denn damals hatte das Quartalsergebnis ebenfalls unter einer milliardenschweren Kartellstrafe der EU gelitten.
EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte in der vergangenen Woche zum bisher härtesten Eingriff in das Geschäftsmodell von Google angesetzt. Vestager forderte, dass es binnen 90 Tagen geändert wird und drohte mit weiteren Strafzahlungen, die ebenfalls in die Milliarden gehen könnten. Google weist die Vorwürfe zurück und will sich mit Rechtsmitteln dagegen zur Wehr setzen.
(oli/awp/sda/dpa)