Der Betrieb von Tausenden Windenergieanlagen ist wegen einer Störung der Satellitenverbindung weiter eingeschränkt. Beim grossen deutschen Windenergieanlagen-Hersteller Enercon sind 5800 Anlagen in Zentraleuropa betroffen, wie das Unternehmen am Mittwoch in Aurich mitteilte. Enercon arbeite mit Hochdruck an einer Lösung.
Die Fernüberwachung und -steuerung der Anlagen mit einer Gesamtleistung von elf Gigawatt ist demnach seit Donnerstag (24. Februar) nur eingeschränkt möglich – das war der Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine. Die Anlagen sind aber in Betrieb und produzieren Energie. Bis zur Lösung des Problems sollen sie im Automatikmodus laufen und sich selbstständig regulieren.
Enercon zufolge sind von der Störung europaweit rund 30'000 Satellitenterminals betroffen, die von Unternehmen und Organisationen genutzt werden. Laut «Welt» erklärte das deutsche BSI dazu, die Informationen aus Frankreich seien plausibel.
Update 4. März 2022: Laut französischen Medien hat der Kommandeur des französischen Weltraumkommandos CDE den Ausfall von Viasat als Hackerangriff bezeichnet. Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik erklärte, die vorliegenden Informationen seien plausibel.
Der deutsche Grünen-Europapolitiker Niklas Nienass brachte die Störung in Zusammenhang mit der russischen Invasion in der Ukraine. «Schuld könnte ein Angriff russischer Hacker auf ein Satellitennetzwerk sein, über das die Anlagen gesteuert werden», erklärte Nienass in Brüssel.
Der «Spiegel» zitierte am Dienstag das kalifornische Kommunikationsunternehmen Viasat, Anbieterin von weltweiten Hochgeschwindigkeits-Satelliten-Breitbanddiensten:
Es sei also möglich, dass der Ausfall der Fernsteuerung deutscher Windkraftanlagen tatsächlich in einem Zusammenhang mit einem Hackerangriff auf das Computernetzwerk oder der Satellitenbetreiber stehe, konstatiert das deutsche Nachrichtenmagazin: «Allerdings vermutlich nicht als primäres Ziel der Attacke, sondern als Kollateralschaden.»
Die Störung beeinträchtigt den Kommunikationskanal des Service zu den Anlagen. Im Falle eines Problems könnte die Störung nicht aus der Ferne behoben werden, ein Team müsste zur Anlage fahren. Die Netzbetreiber haben Enercon zufolge uneingeschränkt Zugriff auf die Anlagen, um deren Verhalten im Stromnetz zu steuern.
Da die Anlagen zur kritischen Infrastruktur zählen, hat Enercon den Vorfall an das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gemeldet. Das Unternehmen stehe in engem Kontakt mit der Behörde, hiess es.
Auf der BSI-Website hiess es am 25. Februar:
Mit den Providern des Satelliten-Kommunikationsnetzwerks versucht Enercon seit Tagen, die Störung zu beenden. Parallel sollen alternative Kommunikationsanbindungen aufgebaut werden, hiess es in einer Mitteilung vom Dienstag.
Der deutsche Grünen-Politiker Nienass warnte: «Der Vorfall zeigt, dass elementare Bereiche unserer Gesellschaft heute abhängig von Satellitentechnologie sind.» Diese kritische Infrastruktur in Europa müsse besser geschützt werden.»
Sollten russische Hacker hinter der Störung stecken, «dann wollten sie sicherlich nicht deutsche Windräder angreifen, sondern die ukrainische Internetversorgung lahmlegen». Doch hingen die deutschen Anlagen eben mit dran.
Tech-Milliardär Elon Musk unterstützt die von Russland angegriffene Ukraine mit seinem Satelliten-Internetdienst Starlink. «Der Starlink-Dienst ist jetzt in der Ukraine aktiv. Weitere Terminals unterwegs», twitterte Musk am Samstag (Ortszeit).
Der US-Amerikaner kam damit einer entsprechenden Bitte des ukrainischen Ministers für Digitalisierung, Vize-Premier Mychajlo Fedorow, nach. Dieser hatte sich über Twitter direkt an Musk gewandt. In Reaktion auf Musks Antwort bedankte sich Fedorow bei dem US-Amerikaner auf Twitter und bei «jedem», der die Ukraine unterstütze.
Nach der Freischaltung des Satelliten-Internetdienstes hat der Starlink-Chef auch bereits für eine Lieferung der nötigen Empfangsanlagen gesorgt. Der ukrainische Vize-Premier bedankte sich via Twitter mit einem Foto, auf dem einige Dutzend Kartons mit den Geräten in einem Lastwagen zu sehen waren. «Gern geschehen», schrieb der US-Unternehmer in der Nacht zum Dienstag zurück.
Das Starlink-System, das schnelle Internet-Verbindungen direkt über zehntausende eigene Satelliten im Orbit herstellt, soll der ukrainischen Bevölkerung helfen, wenn die herkömmlichen Telekommunikationsnetze ausfallen sollten. Das System wird von Musks Raumfahrtfirma SpaceX aufgebaut. Er ist auch Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla.
Der Leiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, habe Medienberichte dementiert, wonach russische Satellitenkontrollzentren bereits während der Invasion Moskaus in der Ukraine gehackt worden seien. Und er warnte gleichzeitig vor Versuchen, dies zu tun, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch.
Russland werde jedes Hacken seiner Satelliten als Rechtfertigung für einen Krieg behandeln, habe der Roskosmos-Chef laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax gesagt.
Rogosin sagte demnach auch, seine Agentur wolle, dass das in Grossbritannien ansässige Technologieunternehmen OneWeb Garantien dafür gebe, dass seine Satelliten nicht gegen Russland eingesetzt werden.
(dsc)
Im Kontext der Windkraftanlagen spielt das keine Rolle. Es geht hier um ein anderes Satellitensystem und Starlink kann da auf die Schnelle auch nicht als Ersatz-Lösung einspringen. Das könnte man also so erwähnen oder aber den ganzen Abschnitt ohne Informationsverlust aus diesem Artikel entfernen.
In diesem Zusammenhang: Keine.