In der Schweiz, Liechtenstein, Deutschland und Österreich ist Galaxus bereits. In diesen Ländern hat die Online-Kundschaft Zugriff auf die grosse Auswahl der Migros-Tochter – vom Lego-Set über das Kajak bis hin zum WC-Papier. Doch diese Märkte sind der Firma nicht genug. Nun öffnet sie ihre virtuellen Türen auch in Frankreich.
Die Ambitionen dürfen als ähnlich hoch wie der Eiffelturm bezeichnet werden. Galaxus will sich in den Top 5 des Landes etablieren. Ein grosses Unterfangen. Schliesslich ist die bestehende Konkurrenz mit Amazon, Veepee oder Fnac äusserst stark.
Galaxus-Chef Florian Teuteberg will es trotzdem wagen – und setzt dabei auf die Interaktion mit der Kundschaft. So habe man eine 30-köpfige Redaktion, die das Sortiment nach journalistischen Kriterien mit Fachartikeln, Testberichten und Reportagen erkläre und damit der Online-Kundschaft beim Einkauf helfe. «Unsere Redaktorinnen und Redaktoren sind unabhängig. Ihre Aufgabe ist es nicht, Produkte zu bewerben, sondern diese knallhart zu testen und ehrlich zu bewerten», lässt sich Teuteberg in einer Mitteilung zitieren.
Zudem biete sich die Expansion nach Frankreich wegen der sprachlichen und kulturellen Nähe an. Die geografische Nähe zum Galaxus-Logistikstandort im deutschen Krefeld bezeichnet Teuteberg als weiteren Vorteil. Die französische Kundschaft wird somit von Nordrhein-Westfalen aus beliefert.
Produkte ab Lager kommen drei bis fünf Tage nach Bestellung an. Fragt sich, ob diese Lieferzeit von den Franzosen akzeptiert wird, während hierzulande Galaxus sein Personal auch an Feiertagen und in der Nacht einsetzen würde, um die Pakete noch schneller zu versenden.
In Deutschland ist Galaxus seit 2018 und in Österreich seit 2021 im Markt präsent. Das Sortiment umfasst über 1,6 Millionen Produkte. In den beiden Ländern haben bereits über eine Million Kundinnen und Kunden bei Galaxus eingekauft, schreibt die Firma. Klingt gut. Nur: Der Aufbau im Ausland kommt die Migros teuer zu stehen.
Wie die «Handelszeitung» gestützt auf Geschäftsberichte der deutschen Galaxus-Tochter kürzlich berichtete, dürften sich seit dem Start 2018 in Deutschland Verluste in der Höhe von über 70 Millionen Euro akkumuliert haben. Galaxus.de wächst demnach zwar beim Umsatz, doch das Minus wächst proportional zur Verkaufsgrösse.
Davon ist in der Medienmitteilung zur Frankreich-Expansion nichts zu lesen. Viel lieber verweist die Migros-Tochter auf das Potenzial im französischen Onlinehandel, der zuletzt einen Umsatz von rund 130 Milliarden Euro generierte.
Bei der Marktanalyse setzt Teuteberg offenbar nicht nur auf teure Untersuchungen, sondern auch persönliche Gespräche: «Unser Baumarkt-Sortiment könnte gut ankommen. Mir wurde gesagt, dass das Heimwerken – ‹Bricolage› auf Französisch – ein Nationalsport in Frankreich sei.» On verra.
(aargauerzeitung.ch)
Aber offenbar nichts gelernt.