Sich immer wieder neue Namen für Smartphones auszudenken, dürfte für die grossen Tech-Konzerne gar nicht mehr so einfach sein, wimmelt es inzwischen doch von so vielen Modellen – Ultra, Pro Max, Neo oder wie die Geräte von Samsung, Apple und Co. alle heissen. Jedes Jahr bringen die Konzerne mindestens ein neues Handy auf den Markt, oft sogar eine neue Generation. Und jedes Jahr wollen Konsumenten weltweit das neue Handy haben, mit besserer Kamera und weiteren tollen Funktionen.
Die Lebensdauer der Geräte ist deshalb viel kürzer, als sie aus technischer Sicht sein könnte. Mit Folgen für Mensch und Natur: Die Jagd nach den benötigten Ressourcen führt dazu, dass diese unter problematischen Umständen gefördert werden. In einem Handy stecken 60 verschiedene Rohstoffe, darunter Metalle wie Kupfer oder Aluminium sowie seltene Stoffe wie Coltan oder Gold. Um an sie zu gelangen, werden Lebensräume zerstört, Urwälder gerodet, Berge gesprengt und Arbeiter ausgebeutet. In Kongo, in Indonesien oder in der Dominikanischen Republik.
Würden Smartphones länger genutzt, würde dies schon eine grosse Verbesserung bringen. Genau hier setzt ein Schweizer Forschungsprojekt an: Ein interdisziplinäres Team der ZHAW und der Universität Zürich untersucht verschiedene Massnahmen, um die Lebensdauer von Smartphones und anderen Mobilgeräten zu verlängern. Geleitet wird das Team vom Umweltwissenschaftler Yann Blumer vom ZHAW-Institut für Innovation und Entrepreneurship (weitere Projekte siehe Kasten).
«Anders als etwa bei Kühlschränken, bei denen der grösste Teil der Umweltauswirkungen im Betrieb anfällt, lohnt sich eine längere Nutzungsdauer bei Handys und anderen Mobilgeräten immer», erklärt Yann Blumer. «Die Herstellung der Chips belastet die Umwelt am allermeisten. Ein kaputtes Display zu ersetzen, statt sich gleich ein neues Handy zu kaufen, ist also absolut sinnvoll.» Gemäss groben Schätzungen von Studien und Branchenexperten nutzen Schweizerinnen und Schweizer ihre Smartphones im Durchschnitt aktuell nur zwei bis drei Jahre.
Das sei immerhin etwas länger als noch vor einigen Jahren: «Aus Gesprächen mit Händlern wissen wir, dass Konsumenten ihre Geräte heute eher länger behalten. Teils liegt das am höheren Umweltbewusstsein, entscheidender ist aber, dass der Innovationssprung von einem Modell zum nächsten heutzutage nicht mehr so gross ist», sagt Blumer. «Eine Nutzungsdauer von sagen wir vier oder fünf Jahren wäre aber besser – und technisch meistens möglich.»
Um herauszufinden, wie lange Schweizer ihre Smartphones genau nutzen, hat das Team 1400 Personen befragt. Weiter wurden sie danach gefragt, ob sie ihre Geräte reparieren lassen, weitergeben oder verkaufen oder selbst Secondhand-Geräte kaufen. Denn: Die Lebensdauer kann natürlich auch durch eine Zweitnutzung verlängert werden. Zudem versuchten die Forscher in der Umfrage herauszufinden, welche Barrieren es für eine längere Nutzung gibt, ob es Unterschiede zwischen Gerätetypen sowie zwischen Jungen und Alten, Armen und Reichen, Frauen und Männern etc. gibt.
Die konkreten Ergebnisse werden erst im Juni publiziert. Basierend auf der bisherigen Forschung, kann Blumer aber jetzt schon sagen: «Bei gebrauchten Handys ist die Nachfrage höher als das Angebot. Das liegt daran, dass gebrauchte Handys häufig nicht wieder in Umlauf gebracht werden, sondern bei den Leuten zu Hause in einer Schublade verstauben.» Hier spielen auch Bedenken hinsichtlich Datenschutz eine Rolle. Heisst: Leute verkaufen ihr Handy oft nicht weiter, weil sie befürchten, dass ihre Fotos, Kontakte oder Chats immer noch irgendwo auf dem Gerät drauf sind.
Wie also könnte man Schweizerinnen und Schweizer dazu bringen, ihr Handy länger zu nutzen oder weiterzuverkaufen? Blumer nennt verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel Info-Kampagnen, längere Garantien oder Rückkaufprogramme durch Hersteller oder Händler. Welche Massnahmen am wirksamsten sind, wird demnächst in einer Feldstudie getestet – zusammen mit einem Partner aus der Wirtschaft. Welcher das ist, sei noch nicht spruchreif.
Denkbar ist, Angebote mit gebrauchten Handys prominent auf der Website zu platzieren. Wie dies bei den Konsumenten ankommt, würde dann von den Forschern untersucht. «Gleichzeitig muss es auch attraktiv für die Unternehmen sein», sagt Blumer. «Denn letztlich entscheiden sie, ob sie die Massnahmen umsetzen.» Gerade Telekom-Unternehmen seien aber spannende Partner: Sie wollen in erster Linie Abos verkaufen und nicht zwingend neue Geräte. Und: «Kein Marktakteur kann das Thema Nachhaltigkeit heute noch ignorieren.»
Bis die Endergebnisse des Projekts vorliegen, wird es noch etwa ein Jahr dauern. Bei allen Bemühungen bleibt jedoch noch die nicht unwesentliche Frage: Funktionieren alte Handys tatsächlich noch gut genug? Schliesslich wurden Apple und Samsung schon mehrfach dafür bestraft, ihre alten Handys über Software-Updates langsamer gemacht zu haben, um Kunden zum Kauf neuer Modelle zu bewegen (geplante Obsoleszenz).
Blumer betont, dass dies nicht im Fokus des Projekts sei, da sich dieses auf Massnahmen konzentriere, die in der Schweiz umgesetzt werden könnten. «Es ist aber klar, dass Hersteller hier viele Hebel haben. Inzwischen geben sie dem Aspekt Service jedoch auch mehr Gewicht. Und wenn jemand mit seinem Gerät auch nach einigen Jahren noch zufrieden ist und im Schadenfall ohne Probleme Ersatzteile erhält, ist die Chance grösser, dass er dieses behält.»
1. Längerer Support des Betriebssystems
2. Die Reparierbarkeit
Baut verdammt nochmal Handys, die man einfacher reparieren kann!
Ich repariere gerne Sachen, aber was sich die Hersteller einfallen lassen um die Geräte als Wegwerfware zu designen ist Wahnsinn! Und dabei gehts nicht mal nur um Handys, sondern um Geräte im Allgemeinen!