Weltweit beziehen fünf Milliarden Menschen ihre Nachrichten über Soziale Medien. Fake News verbreiten sich darin rasant und haben einen erheblichen negativen Einfluss auf die politische Meinungsbildung – und damit vor allem auch auf Wahlen in demokratischen Ländern. Das WEF beurteilt Falsch- und Desinformation in ihrem Global Risk Report 2025 deshalb als grösstes kurzfristiges Risiko für die Welt.
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung hat deshalb nun in einer Metaanalyse Rohdaten von 31 zwischen 2006 und 2023 durchgeführten Experimenten ausgewertet, die das Thema Fake News untersucht hatten. Das Ziel: Herausfinden, wieso manche Menschen leichter auf Falschmeldungen hereinfallen als andere.
Die Metaanalyse untersuchte, welche Faktoren die individuelle Beurteilung von Fehlinformationen besonders beeinflussen.
Die weitverbreitete Annahme, dass gut gebildete Personen Fehlinformationen besser von echten Informationen unterscheiden können, bestätigte die Metaanalyse nicht. So sei in der Analyse kein signifikanter Unterschied zwischen Personen mit verschiedenen Bildungsniveaus aufgetreten.
Ein weiteres überraschendes Ergebnis der Studie betrifft den Einfluss des Alters. Das Klischee, das ältere Personen eher auf Fake News reinfallen, konnte die Analyse nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil: Laut Studie seien Personen zwischen 48 und 88 Jahren fähiger beim Erkennen von Fehlinformationen als jüngere Menschen.
Die Metaanalyse unterscheidet sich damit von anderen Studien, in denen festgestellt wurde, dass ältere Menschen häufiger Fehlinformationen verbreiten als jüngere.
Einen erheblichen Einfluss auf die Beurteilung von Fehlinformationen hat laut der Metaanalyse jedoch die persönliche politische Zugehörigkeit. So stellte die Analyse der US-amerikanischen Studiendaten fest, dass Republikaner dazu tendierten, gefälschte Schlagzeilen häufiger als wahr zu beurteilen, während Demokraten deutlich skeptischer waren und Fake News häufiger als solche identifizieren konnten.
Beide Gruppen, Republikaner wie auch Demokraten, seien laut Studie aber von der sogenannten «parteiischen Verzerrung» betroffen. Das beschreibt das Phänomen, dass man Falschinformationen, die die eigene politische Meinung bestätigen, eher als wahr beurteile als andere Falschnachrichten.
Zudem erzielten Menschen mit ausgeprägteren analytischen Fähigkeiten – also diejenigen, die Informationen besser logisch bewerten, Muster erkennen und Probleme auf systematische Weise lösen können – insgesamt bessere Ergebnisse und zeigten laut der Metaanalyse eine grössere Skepsis bei Falschnachrichten.
Und dennoch, Personen mit höheren analytischen Fähigkeiten zeigten eine höhere Anfälligkeit für das Phänomen der parteiischen Verzerrung. Laut Studienautoren sei dies als «motivierte Reflexion» bekannt: Ein kognitiver Prozess, bei dem analytisches Denken in Konflikt mit der eigenen Urteilsfähigkeit tritt, um tief verwurzelte Überzeugungen, Werte oder politische Zugehörigkeiten zu bewahren und zu schützen.
Der stärkste Einflussfaktor war jedoch die sogenannte Vertrautheit: Die Teilnehmenden hielten Nachrichten, die sie schon einmal gesehen hatten, eher für wahr – unabhängig von deren Korrektheit.
Dies verdeutlicht laut Autoren die Gefahr einer wiederholten Exposition gegenüber Falschnachrichten. Wenn Falschinformationen häufig auf verschiedenen Kanälen verbreitet werden, steigt ihre Glaubwürdigkeit, selbst wenn sie bereits widerlegt wurden. Besonders problematisch ist dieser Effekt in sozialen Medien, wo Algorithmen dazu neigen, Inhalte zu bevorzugen, mit denen Nutzer zuvor bereits interagiert haben.
Besonders in Anbetracht des wachsenden Rechtspopulismus seien laut den Autoren deshalb die Erkenntnisse der Metaanalyse von immenser Wichtigkeit. Die Ergebnisse sollen helfen zu identifizieren, wie Fehlinformationen in verschiedenen demografischen Gruppen am besten bekämpft werden können.
Mitautor Ralf Kurvers vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung betont, dass besonders in der Schule Massnahmen nötig seien: «Die Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Medienkompetenz und kritisches Denken frühzeitig in die Schulcurricula zu integrieren. Jüngere Erwachsene, die als ‹Digital Natives› gelten, waren weniger in der Lage, zwischen wahren und falschen Nachrichten zu unterscheiden.»
Darüber hinaus müssen Interventionen gegen Fehlinformationen die Effekte von Vertrautheit und politischer Voreingenommenheit berücksichtigen – insbesondere in sozialen Medien, wo diese Mechanismen verstärkt wirken. Die Studienautoren schlagen deshalb vor, dass effektive Strategien auf gemeinsame Werte setzen und einen respektvollen Dialog über politische Grenzen hinweg fördern sollten.
Die Metaanalyse ist Teil einer umfassenderen Initiative des Forschungsbereichs Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut, die untersucht, wie digitale Umgebungen politisches Verhalten und Einstellungen beeinflussen. Ein Forschungsteam des Instituts hat eine Toolbox vorgestellt, die Menschen dabei helfen soll, Fehlinformationen besser zu erkennen und zu bekämpfen. (ear)
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