Nicht nur die Reichweite eines E-Autos, sondern auch die Haltbarkeit der Energiespeicher ist für viele Kaufinteressenten ein wichtiges Thema – und häufig auch ein Grund für Verunsicherung: Wie lange liefern die Akkus zuverlässig Strom?
Eine aktuelle Untersuchung der Unternehmensberatung P3, die sich auf Elektromobilität spezialisiert hat, bringt nun neue Erkenntnisse zur Lebensdauer von Elektroauto-Batterien ans Licht: Sie sind deutlich haltbarer, als bisher gedacht. Die Studie basiert auf tatsächlichen Praxisdaten (keine Labortests oder Hochrechnungen) von über 7'000 Fahrzeugen.
Zunächst analysierte die P3-Studie 50 Fahrzeuge aus der eigenen Flotte und nutzte dann reale Datensätze der Batterie-Diagnostik-Firma Aviloo, die mehr als 60'000 Kapazitätstests bei E-Autos verschiedenster Marken durchgeführt hatte. Der «State of Health» (SoH), ein entscheidender Indikator für den Zustand der Batterie, sank in den ersten rund 30'000 Kilometern im Schnitt zwar relativ schnell von 100 auf rund 95 Prozent, stabilisierte sich danach aber. Bei einer Laufleistung von 100'000 Kilometern lag der SoH im Durchschnitt noch bei etwa 90 Prozent und liess danach kaum weitere nennenswerte Verluste erkennen. Selbst mit 200'000 oder 300'000 Kilometern auf dem Tacho verfügen Elektroautos im Schnitt noch über 87 Prozent SoH.
Bemerkenswert ist auch, dass einige Fahrzeuge – jedoch nicht alle – selbst bei höheren Kilometerständen einen hohen SoH beibehielten. Laut P3 spielen beim Thema Langlebigkeit Faktoren wie Lade- und Nutzungsverhalten sowie der vom Hersteller vorgesehene Batteriepuffer (Differenz von Brutto- und Nettokapazität) eine Rolle.
Die Erkenntnisse aus der Praxis legen nahe, dass die tatsächliche Lebensdauer der Batterien oft länger ist, als in früheren Prognosen auf Basis von Labormodellen angenommen wurde. Allerdings weist P3 auch auf eine Lücke in der Statistik hin: Bisher gibt es nicht viele Fahrzeuge mit einer Laufleistung von mehr als 200'000 Kilometern. Die Aussagekraft in diesem Bereich ist also möglicherweise eingeschränkt.
Schnellladungen sollten nur so oft wie wirklich nötig genutzt werden, da sie die Batterie schneller altern lassen. Auch das Abstellen eines E-Autos mit vollem oder sehr tiefem Ladestand über einen längeren Zeitraum kann NMC-Batterien (Nickel-Mangan-Cobalt) deutlich belasten. Wird das E-Fahrzeug längere Zeit nicht genutzt, ist ein Ladezustand zwischen 30 und 80 Prozent ideal, um eine für die NMC-Batterie schädliche Tiefentladung zu vermeiden.
Daher gibt es bei so gut wie allen Herstellern eine Akku-schonende Lade-Einstellung. Ist sie aktiviert, hört der Ladevorgang bei einem Ladestand von 80 Prozent automatisch auf. Bei moderneren LFP-Batterien (Lithium-Eisenphosphat) gilt dies aber nicht. Es wird sogar empfohlen, LFP-Akkus regelmässig vollzuladen. LFP-Akkus benötigen weniger bzw. keine problematischen Rohstoffe wie Kobalt und Nickel und sind meist günstiger und langlebiger als NMC-Akkus. Ein Nachteil ist ihre noch etwas geringere Energiedichte. Künftig werden in den meisten E-Autos LFP-Akkus arbeiten, entsprechend dürfte die durchschnittliche Akkulebensdauer weiter steigen.
Generell ideal wäre es, die Batterie erst kurz vor der Fahrt zu laden. Dann ist sie bereits für die bevorstehende Fahrt vorgewärmt, was die Chemie in der Batterie schont. Bei den meisten Elektroautos lassen sich die Ladezeiten inzwischen bequem per App programmieren.
Autohersteller geben auf den Akku meistens eine Garantie von 160'000 Kilometer oder acht Jahren. Einige Autobauer garantieren mittlerweile sogar 250'000 Kilometer oder zehn Jahre.
Sinkt die Kapazität bzw. der SoH unter 70 Prozent, kann die Batterie weiter als Solar- bzw. Hausspeicher verwendet werden, bevor sie recycelt wird.
Verwendete Quellen: