Der E-Auto-Markt wird aktuell von zwei Herstellern geprägt: Tesla und BYD aus China.
Elektroauto-Pionier Tesla verkaufte in den ersten neun Monaten des Jahres fast 1,3 Millionen E-Autos, 124'000 mehr als Verfolger BYD. Allerdings führte Tesla vor einem Jahr nach neun Monaten noch mit 276'000 Einheiten.
Tesla verkauft somit weiterhin am meisten batterieelektrische Autos, die oft als BEV abgekürzt werden (Battery Electric Vehicle). Elon Musks Autokonzern muss gegenüber dem Vorjahr aber einen Absatz-Rückgang von 2,6 Prozent hinnehmen, in Europa wurden gar 11,8 Prozent weniger Teslas verkauft. Teslas Schwäche in Europa half BYD, den Abstand zu verkürzen. Die Chinesen legten global um 11,6 Prozent zu. Bis Jahresende könnte BYD den Musk-Konzern gar noch abfangen.
Rang 3 machen Volkswagen und Geely mit jeweils knapp über einer halben Million E-Autos bis Ende September unter sich aus. Geely, mit bekannten Marken wie Volvo und Polestar, ist mit einem Plus von 51 Prozent der Aufsteiger des Jahres. Wie BYD hat Geely einen besonders hohen E-Auto-Anteil an den Gesamtverkäufen. Die Chinesen liegen neu haarscharf vor Volkswagen (-4,7 % gegenüber Vorjahr) und deutlich vor SGMW (ein weiterer grosser China-Hersteller) sowie Hyundai-Kia auf Rang 6 (-8,1 %).
Nebst VW (Rang 4) finden sich auch BMW (Rang 7) und Mercedes (Rang 10) in den Top 10. Während sich die Stromer von BWM immer besser verkaufen (+19 %), bleiben die luxuriösen E-Autos von Mercedes vermehrt bei den Händlern stehen (-22 %). Die Deutschen hoffen nun auf den elektrischen Mercedes CLA, der bei Reichweite und Effizienz neue Massstäbe setzen soll.
Bei Stellantis (Rang 9, -17 %) mit Marken wie Peugeot und Opel sorgten die abflachenden Verkäufe des Fiat 500 und die verzögerte Markteinführung des günstigen Kleinwagens Citroën E-C3 für ein dickes Minus. Noch deutlich schlechter läuft's bei Renault: Die Franzosen stürzten von Rang 13 im Vorjahr auf Rang 21 ab. Renault muss hoffen, dass die elektrische Neuauflage des Renault 5 die Wende bringt.
Die grossen US-Autobauer finden sich auf Rang 13 (General Motors) und Rang 25 (Ford). Während GM um 56 Prozent zulegte und zwei Plätze gewann, stürzte Ford um acht Positionen ab (-17 %). Bei Ford floppt der elektrische Pickup F-150 Lightning und in Europa haben die Amerikaner bislang keinen elektrischen Kleinwagen im Portfolio. Selbst der Smartphone-Hersteller und Neo-Autobauer Xiaomi verkauft aus dem Stand mit nur einem Modell mehr E-Autos als Ford.
Keine Stricke zerreisst auch der weltweit grösste Autohersteller Toyota auf Rang 17. Nur gut ein Prozent aller verkauften Toyotas fährt vollelektrisch. Die anderen grossen japanischen Hersteller finden sich auf Rang 23 (Nissan) und 30 (Honda). Die Japaner priorisieren Hybrid-Fahrzeuge und lassen sich mit neuen Elektroautos bewusst Zeit. Mit dieser Strategie profitieren sie vom weltweiten Hybrid-Boom. Doch jüngst mussten auch Toyota und Nissan massive Gewinneinbrüche hinnehmen, da Chinesen schneller zu vollelektrischen Autos aus heimischer Produktion wechseln, als die Japaner wohl gedacht hatten.
China ist der mit Abstand grösste Markt für Elektroautos, vor Europa und Nordamerika. Fast jeder dritte verkaufte Neuwagen in China fährt vollelektrisch, Tendenz rasch steigend. In Europa erreichen E-Autos einen Marktanteil von 15 Prozent, die USA folgen mit 10 Prozent.
Dies spiegelt sich im Ranking der grössten Elektroauto-Hersteller: Ungefähr die Hälfte der 30 grössten E-Auto-Hersteller kommt aus dem Reich der Mitte. Sie profitieren von staatlicher Förderung und vom gewaltigen und rasant wachsenden Heimmarkt. Der knallharte Preiskampf zwischen Dutzenden chinesischen und ausländischen Anbietern sorgt dafür, dass Elektroautos in China inzwischen im Durchschnitt günstiger als Verbrenner- bzw. Hybrid-Autos sind. In urbanen Gebieten dürften bis 2030 fast nur noch neue E-Autos auf die Strassen kommen.
Der Vorsprung in der Batterie-Technologie ist der Schlüssel für Chinas E-Auto-Dominanz. BYD beispielsweise ist nicht nur der weltweit zweitgrösste E-Auto-Bauer, sondern neu auch die Nummer 2 im Akku-Markt. Dass die Nummer eins – CATL – ebenfalls aus China stammt, unterstreicht diese Vorherrschaft.
Die westlichen und japanischen Autohersteller verlieren in China rasant Marktanteile – selbst Tesla kommt gehörig unter Druck. Umgekehrt zahlen BYD und Co. im Westen Lehrgeld. Der Marktanteil chinesischer Autohersteller dümpelt in Westeuropa bei wenigen Prozent vor sich hin. Fehlende Markenbekanntheit, fehlendes Händlernetz und Vorbehalte der Kunden gegenüber China sind nur einige der Hürden, an denen sich die Chinesen abarbeiten.
Und mit den neuen Strafzöllen der EU auf in China gebaute E-Autos wird die Situation nicht einfacher.
Wohl ganz verloren für die meisten China-Autobauer ist der nordamerikanische Markt. US-Präsident Joe Biden hat die Zölle auf E-Autos aus China auf 100 Prozent hochgeschraubt. Donald Trump wird allenfalls noch einen drauflegen und die bisherige Elektroauto-Förderung streichen. Für chinesische E-Autohersteller sind das denkbar schlechte Aussichten.
Kurz gesagt: Für die chinesische E-Auto-Branche wird die Eroberung des Westens kein Selbstläufer.
Hätte ich doch eine Ladestation in der Garage, ...