Darum hat die Schweiz bei der «Batterie-Revolution» gute Karten
Die Schweiz hat gemäss Andreas Hutter vom Neuenburger Innovationszentrum CSEM eine Spitzenposition als Zulieferin von Batterien für die Automobilindustrie. Er rechnet der Branche in den nächsten Jahren grosse Chancen aus, wie er in einem aktuellen Interview sagte.
In der Batterieherstellung herrsche zurzeit eine Goldgräberstimmung, wird Hutter vom «Tages-Anzeiger» zitiert. Schweizer Zulieferfirmen wie auch Start-ups biete sich in den nächsten fünf oder sechs Jahren die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten bei der Produktion von Batterien einzusetzen.
Denn Europa müsste künftig ungefähr dreimal so viele Autobatterien produzieren, wie aktuell auf der gesamten Welt hergestellt werden, um alle 2035 in Europa verkauften Elektroautos auszustatten, führte der Teamleiter am Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM) weiter aus.
Die Investition von rund 100 Milliarden Franken in den Bau von Fabriken in Europa lohnt sich Hutter zufolge. Die Produktion in andere Weltregionen auszulagern sei sowohl politisch wie auch finanziell riskant. Die Batterie mache 25 bis 40 Prozent der Wertschöpfung eines Autos aus.
Wie sieht die Batterie-Revolution aus?
Die Batterie der Zukunft soll eine doppelt so hohe Energiedichte haben, sicherer sein und länger leben. Daran forscht das CSEM nicht gewinnorientiert.
Laut Hutter setzten viele Fachleute auf eine radikale Änderung, die sogenannte Festkörperbatterie. Er erklärt:
Das bietet mehrere Vorteile:
- Sie ist sicherer: Der flüssige Elektrolyt sei brennbar, bei Festkörperbatterien würden hingegen nicht brennbare Materialien eingesetzt.
- Sie ist leistungsfähiger: Eine höhere Energiedichte erreiche man, weil an der Anodenseite der Festkörperbatterie kein Grafit mehr verwendet wird, sondern Lithium-Metall, das dünner verbaut werden könne.
- Sie ist einfacher herzustellen und kann besser rezykliert werden, ist also deutlich umweltfreundlicher.
Und der Haken? Die bislang einzige kommerzielle Lösung mit Festkörperbatterie basiert gemäss Hutter auf einem Polymerelektrolyten der französische Firma Blue Solutions.
Festkörperbatterien würden wohl frühestens in fünf Jahren eine massgebliche Rolle im industriellen Portfolio von Lithium-Ionen-Batterie-Lösungen spielen. Wahrscheinlich dauere es aber eher noch zehn Jahre, bis diese Technologie zum Massenprodukt wird, prognostiziert Hutter.
Laut Angaben von Hutter fungiert das CSEM als Schnittstelle zwischen der Grundlagenforschung und der Industrie. Am sogenannten Battery Innovation Hub gehe es darum, neue Batterietypen herzustellen, auch in einem grossen Massstab, wie er für die Industrie relevant sei.
Der Battery Innovation Hub liegt am Hauptsitz in Neuenburg, auf einer Fläche von 400 Quadratmetern. Dort entwickeln mehrere interdisziplinäre Teams in Zusammenarbeit mit Industrievertretern Batterielösungen für die Zukunft. Ziel sei es, diese Lösungen schnell in die Privatwirtschaft zu übertragen und die Position der Schweiz «als Innovatorin in diesem zukunftsträchtigen Sektor» zu stärken. Die Energiezukunft sei elektrisch, ob im Verkehr, in Fabriken oder Haushalten, wird auf der CSEM-Website betont.
Rund ein Viertel der CSEM-Aktien sei in öffentlicher Hand, im Bereich der ETHs (Eidgenössisch-Technische Hochschulen und verwandte Forschungseinrichtungen), oder des Kantons bzw. der Stadt Neuenburg. «Die restlichen drei Viertel werden von führenden Unternehmen der Schweizer Industrie und Wirtschaft gehalten.»
Quellen
- tages-anzeiger.ch: «Bei der Entwicklung von Batterien herrscht Goldgräberstimmung»
(dsc/sda)
