Was haben «Freies Tibet», «Es lebe die Unabhängigkeit Taiwans» und «Demokratiebewegung» gemeinsam?
Es sind Begriffe, die das Regime in Peking hasst und die deswegen der staatlichen Zensur zum Opfer fallen. Chinas Parteidiktatur betreibt ein rigoroses Internet-Filtersystem, die eigenen Landsleute schirmt man mit The Great Firewall vom Ausland ab. Es herrscht eine totale Überwachung.
Was viele Konsumentinnen und Konsumenten in Europa bislang nicht wussten: Die chinesische Zensur ist auch in Smartphones eingebaut, die hierzulande verkauft werden.
Flaggschiff-Smartphones, die vom Techgiganten Xiaomi verkauft werden, haben eine eingebaute Filter-Funktion, um Begriffe zu erkennen und zu zensieren. Davor warnte Litauens staatliche Cybersicherheitsbehörde am Dienstag.
IT-Sicherheitsexperten des nordosteuropäischen Staates haben unter anderem das Xiaomi Mi 10T 5G, ein aktuelles Top-Smartphone des Herstellers, unter die Lupe genommen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Dabei wurde die Zensur-Software entdeckt und festgestellt, dass sie für die «Region der Europäischen Union» ausgeschaltet war. Sie könne aber jederzeit aus der Ferne aktiviert werden.
Als das Nationale Cybersicherheitszentrum des litauischen Verteidigungsministeriums am Dienstag den entsprechenden Untersuchungsbericht vorstellte, fand der stellvertretende Verteidigungsminister deutliche Worte.
Die Liste der Begriffe, die von den System-Apps des Xiaomi-Smartphones zensiert werden könnten, einschliesslich des Standard-Internetbrowsers, umfasse derzeit 449 Wörter auf Chinesisch und werde kontinuierlich aktualisiert.
Weiter besagt der Bericht der litauischen Cyber-Security-Experten, dass das Xiaomi-Smartphone verschlüsselte Nutzungsdaten an einen Server in Singapur sende.
Eine Sicherheitslücke sei auch im 5G-Smartphone P40 des chinesischen Herstellers Huawei gefunden worden, aber keine im untersuchten Gerät des Konkurrenten OnePlus.
In einer Reaktion liess Huaweis Vertreter im Baltikum daraufhin verlauten, dass die eigenen Smartphones keine Benutzerdaten an externe Stellen übermitteln würden.
Die Beziehungen zwischen Litauen und China hatten sich in letzter Zeit verschlechtert, schreibt Reuters. China verlangte letzten Monat, dass Litauen seinen Botschafter in Peking abziehen solle und kündigte an, seinen Gesandten in Vilnius zurückrufen zu wollen. Grund dafür war, dass Taiwan angekündigt hatte, seine diplomatische Vertretung in Litauen «Taiwanesisches Repräsentationsbüro» zu nennen.
Taiwanesische Botschaften in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika verwendeten den Namen der Stadt Taipeh und «vermeiden einen Verweis auf die Insel selbst, die China als eigenes Territorium beansprucht».
Der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sprach letzte Woche mit der litauischen Premierministerin Ingrida Simonyte und betonte, das Land angesichts des von China ausgeübten Drucks zu unterstützen.
Auf eine Anfrage von Reuters hatte das chinesische Unternehmen gemäss Bericht nicht reagiert.
watson hat nachgehakt und um eine Stellungnahme gebeten. Ein Xiaomi-Sprecher teilt daraufhin mit:
Doch, wir wussten eigentlich schon. Wurde schon diverste male hier in den Kommentaren diskutiert. Unter den Artikeln, in denen diese Telefone immer so gelobt werden...