Rostock, Aachen, Offenbach und München sind nur einige der Städte, in denen Daniele Ganser mit seiner Tour gerade Halt macht. «Warum ist der Krieg in der Ukraine ausgebrochen?» ist die Frage, die er beantworten will – doch in immer mehr Städten formiert sich Widerstand gegen seine Veranstaltungen.
In Nürnberg und Dortmund wurden die Shows schon abgesagt. Auch in Kiel wird der Aufschrei immer lauter, und Landespolitiker berichten T-Online von ihrer an den Veranstalter gerichteten Forderung, Ganser auszuladen.
In gut einem Monat will Ganser mit seinem Programm in der Wunderino-Arena in Kiel auftreten. Keine gute Idee des Betreibers der Halle, findet Kai Dolgner von der SPD im schleswig-holsteinischen Landtag. «Herr Ganser und sein Geschäftsmodell sind nun seit seinen kruden 9/11-Thesen lange bekannt», sagt Dolgner, der innenpolitischer Sprecher seiner Fraktion ist. Ganser schaffe es, «Verschwörungsgeraune in einem pseudowissenschaftlichen Kontext zu vermarkten und hilft dabei, Verschwörungstheorien zu verbreiten.»
Politiker Kai Dolgner fordert von den Betreibern der Arena, der Citti Handelsgesellschaft und den «Kieler Nachrichten», dass sie «den gleichen Mut» besitzen wie die Dortmunder Westfalenhalle «und seinen Auftritt auch unter Hinnahme juristischer Risiken absagen».
Damit ist er nicht alleine. Schon vor zwei Tagen äusserte sich der CDU-Politiker Tobias von der Heide zu diesem Thema. Von der Heide ist Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und war bis vor Kurzem Landtagsabgeordneter – ein politisches Schwergewicht. Auch er fordert in einem Instagram-Post, dass die Show abgesagt wird. Den Instagram-Post verfasst er aber als Kreisvorsitzender der CDU in Kiel.
Der Historiker Daniele Ganser kommt aus der Schweiz und ist in der Vergangenheit immer wieder mit fragwürdigen Aussagen zur Corona-Pandemie und anderen Themen aufgefallen. So verglich er die «Angst vor der Pandemie» mit der «Angst vor der Diktatur.»
Gansers Veranstaltungsagentur widerspricht: Der Schweizer setze sich für «Frieden, Völkerverständigung und ein gewaltloses Miteinander in einer ehrlichen, offenen Gesellschaft» ein. In seinen Vorträgen betone Ganser immer wieder, «dass jeder Mensch zur Menschheitsfamilie dazugehört. Er lehnt jede Form der Abwertung, Unterdrückung, Benachteiligung, Ausgrenzung und Rassismus entschieden ab!»
Im Rahmen einer Dokumentation zur Corona-Politik sprach Ganser davon, es herrsche «weltweit Wahnsinn» – eine Einschätzung, die er mit einem Holocaust-Vergleich untermauert. Dessen Wahnsinn, so Ganser, sei lokal gewesen. «Die Logik seiner Aussagen lautet, wenn man es zu Ende denkt: Die Ungeimpften sind die neuen Juden. Auch das ist eine Form des Antisemitismus», sagt die Sozialpsychologin Pia Lamberty.
Lambertys Einschätzungen folgen auch Vertreter jüdischer Gemeinden. Jo-Achim Hamburger von der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg wirft Ganser vor, er relativiere die Verbrechen der Nazis. «Deswegen ist dieser Mensch auch kein harmloser Verschwörungsunterhalter.»
Rebecca Seidler, Geschäftsführerin der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, attestiert Ganser «krude Verschwörungserzählungen, die häufig in antisemitischen Sprachbildern enden».
Ganser selbst weist die Kritik von sich: Er sei kein Antisemit. Doch angesprochen auf die T-Online-Berichterstattung über die Absagen seiner Vorträge, reagiert Ganser am 8. Februar in einem YouTube-Interview mit einem Sophie-Scholl-Vergleich. Er wird gefragt, wie er trotz der Berichterstattung noch den Mut habe, weiterzumachen.
Dass der Protest die deutsche Landespolitik beschäftigt, ist aussergewöhnlich, weil die Wunderino-Arena nicht im Besitz des Landes oder der Stadt ist. Trotzdem äussert sich auch der Vorsitzende des Innen- und Rechtsausschusses des schleswig-holsteinischen Landtags dazu.
Jan Kürschner (Grüne) meint, dass Ganser mit seinen Vorträgen «mit einer perfiden Masche irrationale Ängste schürt». Kürschner sieht vor allem die Gefahr, dass die Vorträge zunächst sehr vernünftig wirkten, «dann wählt er ganz absichtlich Abzweigungen in die Welt der Verschwörungsmythen. Verboten ist das erst mal nicht.» Die Meinungsfreiheit sei ein wichtiges Gut, das zu schützen sei. «Aber die Veranstalter müssen für sich selbst entscheiden, ob sie solchen Tendenzen Vorschub leisten wollen oder nicht.»
In ein ähnliches Horn stösst Kai Dolgner, ehemals Vorsitzender der Arbeitsgruppe Innen und Recht der SPD-Landtagsfraktion und weiterhin Mitglied des Kieler Landtags: Meinungsfreiheit bedeute nicht, dass jeder eine Bühne bekommen sollte, um seinen «Blödsinn möglichst unwidersprochen verbreiten zu dürfen – und dabei auch noch Geld zu verdienen.»
Die Citti Handelsgesellschaft antwortete auf Nachfrage von T-Online bislang nicht. Gegenüber den «Kieler Nachrichten» sagte der Geschäftsführer der Wunderino-Arena vor einigen Tagen: «Wir haben im Herbst 2022 einen Vertrag für eine Vortragsveranstaltung mit Dr. Ganser geschlossen, der für uns bindend ist».
(t-online/dsc)
A: "Kritisch sein ist sehr wichtig! Ich bin halt kritisch und nicht so ein System-Schlafschaf wie du!"
B: "Ähem, OK. Aber ich habe auch eine Kritik zu ᴅᴇɪɴᴇʀ Ansicht: ..."
A: "Was, du wagst es ᴍɪᴄʜ zu kritieren? Das ist Diffamieren und in-Ecke-stellen und nazimässig!!!"
Er wäre damals wohl auch dagegen gewesen, Hitler zu bekämpfen, weil dass "den Konflikt nur verlängert"?
Oder hätte er den Juden damals gesagt sich nicht zu wehren, weil das "den Konflikt nur verlängert"?