Auf Facebook herrschen klare Regeln, welche Bilder gepostet werden dürfen und welche nicht. Das ist nichts Neues. Nichtsdestotrotz sorgt genau das immer wieder für Gesprächsstoff und hitzige Diskussionen.
Nun hat eine junge Frau aus New York City die nächste Runde in der Debatte eingeläutet. Anlässlich des ersten Geburtstags ihrer Tochter hat sie in einer geschlossenen Facebook-Gruppe namens «NYC Birth» ein Foto gepostet, auf dem sie zusammen mit ihrem Kind praktisch bei der Geburt zu sehen ist.
Laut dem New York Magazine hat die Gruppe etwas mehr als 800 Mitglieder und richtet sich gemäss Beschreibung an Personen, «die schwanger sind, schwanger werden möchten, bereits Kinder in NYC auf die Welt gebracht haben, und Adoptiveltern». Diskutiert werden Themen wie Hausgeburten, Geburten in Spitälern und Stillhilfen.
Die Geburt von Kindern steht also klar im Zentrum der Gruppe und die Erfahrungen, die ausgetauscht werden, sind grösstenteils sehr privat. Eher privater Natur ist auch das Bild, das die junge Frau namens Francie in der Gruppe gepostet hat. Denn auf dem Foto ist sie splitterfasernackt zu sehen.
Wer blutige Aufnahmen (welcher Art auch immer) nicht gut verträgt, sollte jetzt nicht weiter nach unten scrollen und hier aus der Geschichte aussteigen.
Francie postet ihr Foto vergangene Woche in der geschlossenen Gruppe und schreibt dazu:
Entstanden ist das Foto, weil Francie ihre Tochter ganz allein zur Welt gebracht hat. Vorab hatte sie zusammen mit ihrem Mann beschlossen, dass ihr zweites Kind per Hausgeburt zur Welt kommen sollte. Doch dann ging alles ganz schnell: «Weniger als eine Stunde, nachdem ich realisiert hatte, dass die Wehen angefangen haben, war sie schon da», erklärt die junge Mutter.
In so kurzer Zeit konnte keine Geburtshelferin zu ihr kommen. «Als ich kurz davor war, sie herauszupressen, rief ich meinen Mann, damit er mit der Kamera kommt. Dann hat er dieses Foto gemacht.» Weil sie anderen Frauen Mut machen und Kraft geben will, postet sie es ein Jahr später auf Facebook.
Doch dann passiert etwas, womit die junge Frau nicht gerechnet hat: Ein Mitglied der Gruppe meldet das Foto, worauf es von Facebook entfernt wird. Francie erfährt davon durch einen Freund, der sie per SMS darüber informiert. Als sie sich kurz darauf bei Facebook anmelden will, muss sie feststellen, dass nicht nur das Bild gelöscht, sondern auch ihr Account gesperrt wurde.
In einer entsprechenden Meldung teilt ihr Facebook mit, dass das fragliche Bild gegen die Regeln verstosse. Ausserdem wird sie aufgefordert, weitere Bilder zu löschen, auf denen ebenfalls zu viel nackte Haut zu sehen ist. Erst als sie bestätigt, dass kein anderes ihrer Fotos Nacktheit enthält, wird ihr Account entsperrt.
Nun mag man es im ersten Moment ganz logisch finden, dass Facebook das Bild gelöscht hat, steht doch in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausdrücklich, dass Genitalien und Nippel nicht gezeigt werden dürfen.
In einem etwas anderen Licht erscheint die Geschichte jedoch, wenn man bedenkt, dass Facebook diese Regelung im Juni 2014 schon einmal etwas gelockert hat. Seitdem sind Brüste nämlich in zwei ganz bestimmten Fällen erlaubt: Einerseits wenn stillende Mütter gezeigt und andererseits wenn die Folgen von Brustamputationen dokumentiert werden. Diese Änderung nahm Facebook als Reaktion auf die #freethenipple-Kampagne vor.
Eine Geburt als sehr natürliches Phänomen – so könnte man meinen – fällt in eine ähnliche Kategorie wie das Stillen eines Babys. Das ist auch der Grund dafür, dass Nora Painten, die Administratorin der Facebook-Gruppe «NYC Birth», darauf hofft, dass Facebook diesbezüglich noch einmal die Richtlinien lockern wird.
«Hier wird kein Liebesakt gezeigt und auch keine Pornografie. Hoffentlich sorgen Mütter, die derartige Geburtsfotos posten, dafür, dass noch mehr Frauen diesen glücklichen Moment mit anderen teilen. Ohne dass sie Angst davor haben müssen, dass man ihre Bilder zensiert», zitiert das New York Magazine Painten.
(viw)