Die hiesige Twitter-Gemeinde ist wie die Schweiz selbst: klein und überschaubar. Jeder kennt jeden. Und so ging auch ein Aufschrei durch die Community, als eine der aktivsten und bekanntesten Userinnen mit dem Pseudonym Zora Debrunner ihren Account löschte – weil sie nach eigenen Angaben gemobbt wurde. Unter dem Hashtag #WeWantZoraBack bekunden hunderte User ihre Solidarität und sprechen sich gegen Cybermobbing aus.
Am Freitag stellten Benutzer fest, dass der Account @zoradebrunner nicht mehr existierte. Kurz darauf nahm die Betroffene auf Facebook Stellung. Ihr Statement veröffentlichte Luca Strebel mit ihrer Erlaubnis auf Twitter. Es wurde über 100 mal weiterverbreitet:
Der Auslöser war offenbar ein Tweet des Journalisten Andreas Gossweiler, der in einem Tweet den bürgerlichen Namen von Zora Debrunner nannte. Dieser Eskalation ging ein langer Streit zwischen den beiden voran.
Gossweiler rechtfertigte seinen Tweet auf Anfrage von watson damit, dass der richtige Name von Zora Debrunner mit einer Google-Suche ohne Probleme gefunden werden könne. Es sei «absurd», zu behaupten, er habe sie «geoutet».
Gossweiler sei in Debatten mit «nationalkonservativ gesinnten Twitterern», zu denen er auch Zora Debrunner zählt, immer wieder übel beschimpft worden. Sie habe ihn etwa als «Arschloch» oder «Pickel an der Nase» bezeichnet. Er habe ihren Klarnamen veröffentlicht, weil er «ein bisschen müde von den ständigen unanständigen Angriffen» war.
Das Statement von @zoradebrunner bezeichnet der Journalist als «Schmähschrift»: Die Vorwürfe träfen nicht zu und seien «ehrverletzend».
Nach Gossweilers Tweet folgte der Shitstorm: Als erstes verwendete Laura Curau den Hashtag #WeWantZoraBack.
#WeWantZoraBack #NoBullying @zoradebrunner
— Laura Curau (@LauraCurau) January 2, 2015
Sie startete ein Lauffeuer. Bis am Samstagnachmittag wurde der Hashtag über 600 Mal verwendet, der Begriff tauchte in den Twitter-Trends der Schweiz auf. Eine Mehrheit der User zeigte sich empört, viele forderten Konsequenzen für Andreas Gossweiler.
«Ich bedaure, dass die Dinge diesen Verlauf genommen haben», sagt Gossweiler. Er werde sich künftig aus Diskussionen mit nationalkonservativ gesinnten Twitterern heraushalten. Die Angelegenheit habe ihm eine schlaflose Nacht bereitet.
Gossweiler hatte schon vor ein paar Jahren für Aufsehen gesorgt und ist deshalb bei aktiven Twitterern bekannt. Unter dem Pseudonym «Bobby California» kämpfte Gossweiler in hitzigen Online-Diskussionen zur Zukunft der Medien für seinen Berufsstand. Vor allem Blogger waren für ihn ein rotes Tuch, schrieb die Medienwoche 2011 in einem Porträt. Gossweilers Identität war wegen einer technischen Tücke beim Kommentieren ans Licht gekommen.
Zora Debrunner wollte sich gegenüber watson nicht zum Thema äussern. Wie aus ihrem Statement ersichtlich ist, hat sie rechtliche Schritte eingeleitet.
#WeWantZoraBack und für eine anständige Diskussionskultur.
— Anni Versum (@Anni_Versum) January 2, 2015
Vielleicht ist mit #WeWantZoraBack ein Jahr lanciert, in dem wir alle für mehr Diskussionskultur und Respekt in Sozialen Medien einstehen!
— Martin Oswald (@oswaldmartin) January 2, 2015
Digitale Stalker dürfen keine Hoheit übers Netz bekommen! #WeWantZoraBack
— Philipp Landmark (@plandmark) January 2, 2015
In den sozialen (!) Medien darf Mobbing keinen Platz haben. #WeWantZoraBack
— samuel (@samuelhaitz) January 3, 2015
Ich kenne @zoradebrunner nicht, aber es tut mir immer weh, wenn es gelingt, irgendwen irgendwo wegzumobben. #wewantzoraback
— Bianca Bertrams (@DasNest) January 3, 2015
Bitte an alle: Auch wenn wir alle sauer sind auf ihn, macht bitte nichts weswegen ihr Ärger mit dem Gesetz bekommen könntet #WeWantZoraBack
— Flo(h)rian Mauchle (@FlohEinstein) January 3, 2015
#WeWantZoraBack ich habe vor Wochen beide gelöscht,weil mich diese Böswilligkeit erschüttert hat.Aber bitte starke Frau gebe nicht auf.
— Merlin (@MarliesMller1) January 2, 2015
Mir schmerzt das Herz, Schnüüfff......... :-(
Und jetzt bitte wieder was wichtiges.