Wir Menschen vertilgen sowohl sehr bekömmliche als auch ziemlich übelerregende Nahrungsmittel – darunter auch viele Tiere. Doch wenn es ganz schlecht läuft, wirst du selbst zu Tiernahrung. Dann haben kleine, fiese Parasiten Eingang in dein Innerstes gefunden, dann tummeln sich Würmer, Maden und anderes Getier dort, wo es nichts verloren hat.
Die Recherche gestaltete sich einfach, aber widerlich. Sehr widerlich. Und das schreibt einer, der sich mal zwei Wochen im OP-Saal rumlümmeln und den Menschen in geöffneten Thorax und aufgestochene Eiterbeulen schauen durfte. Das war nicht allzu ekelhaft, jedenfalls nicht so wie diese Aufzählung, die nun kommt. Sag nicht, wir hätten dich nicht gewarnt!
Der Augenwurm ist quasi ein Wanderer zwischen den Welten. Erst treibt er sich in bestimmten Bremsen herum, deren Weibchen wiederum die Larve Loa loa filariasis weitergeben, wenn sie einen Menschen in Zentralafrika stechen. Nur die Weibchen saugen Blut. Zur Not tut es auch ein Primat wie der Drill, ein Anubispavian oder ein Husarenaffe. Auch die Mongolische Rennmaus ist betroffen, weiss Wikipedia.
Im nächsten Wirt angekommen erwächst aus der Larve ein strammer Fadenwurm, der sich im Unterhautfettgewebe häuslich einrichtet, aber auch gerne mal um die Häuser zieht. Wenn er beim Auge vorbeischaut, wird er auf der Bindehaut sichtbar – und seine Bewegungen fühlbar, sofern der Parasit gross genug ist. Er kann bis zu 17 Jahre in unserem Körper überleben, wenn er nicht mit Antibiotika konfrontiert wird.
Die besonders Mutigen unter euch können in einem YouTube-Video ein Auge auf die Entfernung eines solchen langen Lümmels werfen, der auch per Pinzette aus den Sehorgan herausgezogen werden kann. Aber Achtung, das ist starker Tobak!
Eine Passage aus Wikipedia, die ich eigentlich wirklich nicht wissen wollte, aber was soll man machen, wenn es um menschliche Parasiten gehen soll? Da kommen Sie um die Dasselfliege und ihre «Flexibilität» in Sachen Durchdringung nun mal nicht herum.
«So wachsen die Nasendasselmaden in den Schleimhäuten der Nase und im Bereich des Siebbeins der Wirte heran, die Rachendasseln leben im Rachenraum und die Hautdasseln im Bindegewebe unter der Haut. Die Magendasseln wandern über den Kehlkopf in den Magen- und Darmtrakt, wo sie sich festhaken und Blut saugen. Vor der Verpuppung werden sie von ihrem Wirtstier ausgeschieden und entwickeln sich im Boden weiter.»
Vom Wirtstier ausgeschieden, das hört sich interessant an. In der Regel werden Huftiere befallen, aber vielleicht verwechselt so eine Dusselfliege ja Sie einmal mit einem Esel, dann könnte es (durch sie) auch dich treffen. Und tritt dieser seltene Fall bei einer Magendassellarve ein, nennt man das Ganze Hautmaulwurf, weil sich der kleine Racker unter deiner Haut durch dich hindurchfrisst. Er hat dich zum Fressen gern, ist es nicht rührend?
Dasselbe gilt für die Hautdassel, die neben Huf- auch Nagetiere mögen. Nur wenn du Pech hast, bringst du die Larven im internen Handgepäck mit aus den Ferien, wie einst ein Amerikaner, der sich in Belize in Südamerika die blinden Passagiere eingefangen hat. Auch hier gibt es beim New England Journal of Medicine ein Video von der Austreibung der gefrässigen Kreaturen. Und ja, auch das ist nichts für Zartbesaitete.
Hakenwürmer können sehr anhänglich sein. Normalerweise bohren sie sich durch Bellos und Büsis, so wie der Hundehakenwurm (Ancylostoma caninum) oder der Katzenhakenwurm (Ancylostoma tubaeforme). Für die Haustiere sind sie tödlich, doch bevor sie selber sterben, finden manche dann und wann auch ihren Weg in den Menschen.
Der ist aber eigentlich eine Nummer zu gross und somit ein so genannter Fehlwirt. Die Erreger können nicht auswachsen, sterben nach ein bis drei Monaten wieder ab. Hautmaulwurf, auch Larva migrans, fängt man sich in der Regel aber eher in warmen Klimazonen ein.
Wenn Ihnen in den Tropen gewisse Fliegen begegnen und sie irgendwo eine kleine Wunde haben, ist das für die Plagegeister womöglich das Tor zur Nachwelt. Aber die Larven können sich auch in Körperöffnungen ansiedeln. Manchmal bringen die Menschen die Larven sogar selbst ins Innerste: Etwa mit dem sardischen Casu-Marzu-Käse, der durch Maden der Käsefliege vorverdaut wird und mit seinem lebenden Inhalt verspeist wird.
Der Fachbegriff der Krankheit ist Myiasis. Wenn jene Fliegen ihre Gelege platzieren, die bei der Schraubenwurmfliege beispielsweise 200 bis 500 Eier umfassen, tun sie das in der Nähe offen liegenden Fleisches. Und ist das ausgeschlüpfte Larvenkind erstmal in den Brunnen gefallen ist, ernährt es sich von Ihrem Magen- oder Darminhalt oder direkt von Ihnen. In Südamerika und auf Kuba, wo das Insekt verbreitet ist, wurden laut Wikipedia schon Menschen von über 100 Maden befreit.
Wer sich ansehen will, wie diese Parasiten in einer Nasenöffnung tummeln, kann sich das mit diesem Yo antun. Doch Vorsicht: In meinen sieben Jahren im Online-Gewerbe ist mir selten ein abstossenderer Clip untergekommen. (Und ich habe ein paar Minuten vom Paris-Hilton-Sextape gesehen!) uTube -Video
Harnröhrenwelse gehen dahin, wo es weh tut. Und wenn dieser Amazonas-Bewohner aus der Unterfamilie Vandelliinae keinen Fisch hat, den er aussagen kann, dann schwimmt er halt in andere Lebewesen hinein.
Fadenwürmer sind im Sudan oft zu Gast bei Menschen, waren früher aber von ganz Afrika bis nach Indien verbreitet. Die Larven befallen erst Hüpferlinge, das sind kleine Krebse. Die kommen durch Trinkwasser in unsere Körper, werden im Magen freigesetzt und können im Dünndarm ins Innere gelangen. Im Bauchraum paaren sich die Tiere, dann stirbt das Männchen.
Das Weibchen frisst sich fröhlich durch Binde- und Untergewebe und kann bis zu einem Meter lang werden. Oft wandert es in Arme oder Beine, was dem Wirt starke Schmerzen bereitet. Frisst sich Dracunculus medinensis wieder aus seinem Menschen heraus, verursacht er ein Geschwür, das aufplatzt, wenn es mit Wasser in Berührung kommt.
Aus Wikipedia: «Gleichzeitig reisst die Haut des dicht darunterliegenden Wurms und dessen Uterus, der Tausende von Larven ins Wasser entlässt. Anschliessend zieht sich der Uterus wieder ins Geschwür zurück und bei erneuter Wasserbenetzung wiederholt sich der Vorgang. Nach zwei bis drei Wochen stirbt der weibliche Wurm.» Die Larven werden im Wasser wieder von den Krebsen gefressen, deren Darm sie dann durchbohren. Der Kreis schliesst sich.
Ist sie nicht herrlich, die Natur?