Afghanische Spezialkräfte haben bei einem Nachteinsatz in der ostafghanischen Provinz Nangarhar offenbar versehentlich neun Zivilisten getötet. Alle seien Mitglieder derselben Familie und Verwandte des Chefs des afghanischen Senats, Fasal Hadi Muslimjar, sagte ein Mitarbeiter der Provinzregierung am Montag.
Eine Delegation aus Kabul sei auf dem Weg, um den Vorfall zu untersuchen. Wie die Zivilisten in den Einsatz hineingeraten waren und gegen wen der gerichtet war, blieb zunächst unklar.
Wegen vieler ziviler Opfer und grosser Empörung in der Bevölkerung hatten internationale Truppen Nachtrazzien 2013 weitgehend eingestellt. Über das Thema waren die Beziehungen vor allem zwischen den USA und dem damaligen Präsidenten Hamid Karsai fast zerbrochen.
Der derzeitige Präsident Aschraf Ghani hatte das Verbot angesichts des rasanten Wiedererstarkens der radikalislamischen Taliban 2014 wieder aufgehoben. Nachtrazzien werden heute zu einem grossen Teil von afghanischen Soldaten durchgeführt.
In den ersten drei Monaten des Jahres waren afghanische Sicherheitskräfte laut der UNO für rund 18 Prozent aller zivilen Opfer verantwortlich, im ganzen vergangenen Jahr für mindestens 16 Prozent.
Erst Anfang April hatten afghanische Helikopter im nordafghanischen Kundus mindestens acht Raketen in eine angebliche Talibanversammlung vor einer Religionsschule geschossen, dabei aber 36 Zivilisten getötet und 71 verletzt. Unter den Opfern waren viele Kinder. (sda/dpa)