Vertreter der militant-islamistischen Taliban sind in die norwegische Hauptstadt Oslo gereist und haben dort ihre Gespräche über die Situation in Afghanistan begonnen. Die Delegation sei in einem Konferenzhotel im Nordwesten der Stadt angekommen, berichtete der norwegische Sender NRK am Sonntag. Bei den bis Dienstag angesetzten Gesprächen sollten die Taliban auch Afghanen treffen, darunter Frauen, Journalisten und Menschenrechtler.
Lived to see the day when the ‘Taliban delegation’ flew on a private jet to Oslo, to discuss Human rights & such. pic.twitter.com/AallrpUZLa
— Luna Safwan - لونا صفوان (@LunaSafwan) January 23, 2022
Es ist das erste Mal, dass die Islamisten seit ihrer Machtergreifung in Afghanistan mit einer Delegation in ein westliches Land reisen. Nach Informationen des Senders NRK sollte vom Verlauf der ersten Treffen abhängen, ob die Taliban bei ihrem Besuch auch mit der norwegischen Aussenministerin Anniken Huitfeldt sprechen werden oder nicht. Diese hatte die Einladung zuvor verteidigt und argumentiert, man könne die Taliban nur im Dialog für ihre Taten zur Rechenschaft ziehen. Ihre Hoffnung ist, dass sich die Situation für Frauen in Afghanistan durch diplomatische Bemühungen verbessern lässt.
Der amtierende Taliban-Aussenminister Amir Chan Muttaki sagte in einer Audio-Botschaft vor der Abreise, er sei mit einer 15-köpfigen Delegation nach Norwegen eingeladen worden und werde dort neben Afghanen auch Vertreter von Norwegen, der EU, der USA und anderen Ländern treffen. Er hoffe, die Reise könne der Beginn einer positiven Beziehung der Taliban mit Europa sein.
International ist das Treffen auch auf Kritik gestossen. Sowohl in Oslo als auch vor norwegischen Botschaften in London oder Toronto protestierten Afghanen, wie aus Social-Media-Videos hervorgeht, die in der afghanischen Community vielfach geteilt wurden. Die Demonstranten warfen Norwegen vor, den Taliban den Hof zu machen und damit auf der falschen Seite zu stehen. Auch in Kabul protestierten einige Frauen und Mädchen im Geheimen und teilten ein Video davon.
Norwegen ist in der Vergangenheit immer wieder als Vermittler bei Konflikten in anderen Ländern aufgetreten, zuletzt unter anderem bei dem in Venezuela. Auch mit den Taliban steht das skandinavische Nicht-EU-Land seit Jahren im Dialog. Eine norwegische Delegation reiste in den vergangenen Tagen für Gespräche über die schwierige humanitäre Lage in Afghanistan nach Kabul. (sda/dpa)
Gespräch suchen, zuhören, Lösungen suchen und wenn alles nichts nutzt, dürfen Sie mit dem Esel nach Afghanistan zurück.
Spaß bei Seite, hoffentlich wird was daraus.