International
Afghanistan

Taliban fliegen im Privatjet zu den Verhandlungen in Norwegen

Delegation der Taliban fliegt im Privatjet nach Oslo.
Delegation der Taliban fliegt im Privatjet nach Oslo. bild: twitter

Hier fliegen die Taliban im Privatjet zu Gesprächen nach Europa

23.01.2022, 17:2424.01.2022, 09:16
Mehr «International»

Vertreter der militant-islamistischen Taliban sind in die norwegische Hauptstadt Oslo gereist und haben dort ihre Gespräche über die Situation in Afghanistan begonnen. Die Delegation sei in einem Konferenzhotel im Nordwesten der Stadt angekommen, berichtete der norwegische Sender NRK am Sonntag. Bei den bis Dienstag angesetzten Gesprächen sollten die Taliban auch Afghanen treffen, darunter Frauen, Journalisten und Menschenrechtler.

Es ist das erste Mal, dass die Islamisten seit ihrer Machtergreifung in Afghanistan mit einer Delegation in ein westliches Land reisen. Nach Informationen des Senders NRK sollte vom Verlauf der ersten Treffen abhängen, ob die Taliban bei ihrem Besuch auch mit der norwegischen Aussenministerin Anniken Huitfeldt sprechen werden oder nicht. Diese hatte die Einladung zuvor verteidigt und argumentiert, man könne die Taliban nur im Dialog für ihre Taten zur Rechenschaft ziehen. Ihre Hoffnung ist, dass sich die Situation für Frauen in Afghanistan durch diplomatische Bemühungen verbessern lässt.

Der amtierende Taliban-Aussenminister Amir Chan Muttaki sagte in einer Audio-Botschaft vor der Abreise, er sei mit einer 15-köpfigen Delegation nach Norwegen eingeladen worden und werde dort neben Afghanen auch Vertreter von Norwegen, der EU, der USA und anderen Ländern treffen. Er hoffe, die Reise könne der Beginn einer positiven Beziehung der Taliban mit Europa sein.

International ist das Treffen auch auf Kritik gestossen. Sowohl in Oslo als auch vor norwegischen Botschaften in London oder Toronto protestierten Afghanen, wie aus Social-Media-Videos hervorgeht, die in der afghanischen Community vielfach geteilt wurden. Die Demonstranten warfen Norwegen vor, den Taliban den Hof zu machen und damit auf der falschen Seite zu stehen. Auch in Kabul protestierten einige Frauen und Mädchen im Geheimen und teilten ein Video davon.

Norwegen ist in der Vergangenheit immer wieder als Vermittler bei Konflikten in anderen Ländern aufgetreten, zuletzt unter anderem bei dem in Venezuela. Auch mit den Taliban steht das skandinavische Nicht-EU-Land seit Jahren im Dialog. Eine norwegische Delegation reiste in den vergangenen Tagen für Gespräche über die schwierige humanitäre Lage in Afghanistan nach Kabul. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
28 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
TanookiStormtrooper
23.01.2022 21:29registriert August 2015
Ich glaube ein Flugzeugabsturz hätte da mehr für die Menschenrechte getan als jedes Gespräch mit den Taliban es je könnte... 🤷‍♂️
8812
Melden
Zum Kommentar
avatar
Booker
23.01.2022 18:50registriert September 2016
Haben die überhaupt ein Visum bekommen? Und wie sieht es aus mit Covid Zertifikaten? Wenn sie das bei der Einreise nicht vorweisen können dann zurück nach Kabul…
5815
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kenshiro
23.01.2022 18:16registriert Dezember 2017
Finde ich erstmal gut!

Gespräch suchen, zuhören, Lösungen suchen und wenn alles nichts nutzt, dürfen Sie mit dem Esel nach Afghanistan zurück.

Spaß bei Seite, hoffentlich wird was daraus.
458
Melden
Zum Kommentar
28
So unterschiedlich pendeln Schweizer und Amerikaner zur Arbeit
Wie pendeln Menschen weltweit zur Arbeit? Eine neue Studie bringt erstaunlich grosse Unterschiede zwischen Kontinenten, Regionen und einzelnen Städten zutage. Während vielerorts ein bunter Mobilitätsmix vorherrscht, setzen Amerikanerinnen und Amerikaner fast ausschliesslich aufs Auto.

Andere Länder, andere Sitten: Was hierzulande als «normal» angesehen wird, gilt andernorts als komplett exotisch. Kulturelle Unterschiede zwischen einzelnen Ländern oder Regionen gibt es in fast allen Bereichen des Lebens – auch beim Arbeitsweg.

Zur Story