Die afghanischen Taliban schicken zunehmend Kinder in den Kampf. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hervor.
Allein im umkämpften Bezirk Tschardara der Provinz Kundus seien 2015 mindestens 100 Kinder rekrutiert und als Kämpfer missbraucht worden. Im September hatten die Taliban die Stadt vorübergehend fast vollständig besetzt. Sie kontrollieren immer noch weite Teile der Provinz. Kundus war ein Schwerpunkt der Recherchen der Menschenrechtsorganisation.
Dort benutzten die Aufständischen zunehmend Religionsschulen für das militärische Training von Kindern, heisst es im Bericht. Sie lernten, mit Waffen umzugehen, Bomben zu bauen und zu legen. Vor allem arme Familien schickten Kinder in diese Schulen, weil sie die Ausgaben für Essen und Kleidung übernehmen. Die Indoktrinierung beginne bei Sechsjährigen. Die meisten Kindersoldaten seien 13 bis 17 Jahre alt.
Die UNO-Sonderbeauftragte für Kinder in bewaffneten Konflikten, Leila Zerrougui, sagte laut Medien, es gebe aber auch Berichte, wonach die Taliban in Kundus auch Zehnjährige in den Kampf geschickt hätten. Die Rekrutierung von Kindern ist nach internationalem Recht verboten. Die Zahl der Kinder, die dem Krieg in Afghanistan zum Opfer fallen, ist 2015 um 14 Prozent gestiegen, heisst es im neuen UNO-Bericht zu zivilen Opfern. Jeder vierte Tote oder Verletzte sei ein Kind.
(sda/dpa)