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Ägypten: Pogrom gegen Christen fordert in Minya Tote

In Ägypten brannten gestern Nacht Häuser von Christen – ein Überblick in 3 Punkten

In der ägyptischen Stadt Minya wurden in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch Häuser und Geschäfte von koptischen Christen durch muslimische Fanatiker angezündet. Es handelt sich um das schlimmste Pogrom der jüngeren Vergangenheit in Ägypten. Ein Überblick.
24.04.2024, 14:4125.04.2024, 09:58
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Was ist passiert?

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist es im Zentrum der ägyptischen Stadt Minya, im Stadtteil Al-Fawaher, zu einem Pogrom gegen Christen gekommen. Das berichten unter anderem das Hilfswerk «Christen in Not» (CiN) und die Newsplattform Copts-United.

Kopten
Als Kopten wird eine ethnisch-religiöse Gruppe bezeichnet, die in Ägypten verwurzelt ist. Die meisten Kopten sind Teil der christlichen Koptisch-Orthodoxen Kirche, während ein kleiner Anteil koptisch-katholisch, protestantisch oder konfessionslos ist.

Seit Jahren beklagen Kopten in Ägypten eine gesellschaftliche Diskriminierung sowie eine Zunahme eines intoleranten islamischen Diskurses.

So wurden Häuser von Kopten in einer konzertierten Aktion von muslimischen Fanatikern angezündet und die Christen wurden daran gehindert, die Häuser zu verlassen. Laut des Generalsekretärs von «Christen in Not», Elmar Kuhn, habe es in den Flammen auch Tote gegeben, konkrete Zahlen würden aber bisher nicht vorliegen.

Durch Sicherheitskräfte konnten einige Extremisten verhaftet werden. Hilfe beim Beheben der Schäden wurde in Aussicht gestellt, sagte Kuhn.

Minya ist die Hauptstadt des Gouvernements Minya in Oberägypten, etwa 250 Kilometer südlich von Kairo. Der Grossraum Minya reicht mit seinen mehr als 700'000 Einwohnern bis in die Wüste hinein. Minya hat mit mehr als 40 Prozent der Einwohner einen der grössten Anteile an Christen in Ägypten, neben Kopten auch Katholiken, Protestanten und Anhänger von Freikirchen.

Gab es Anzeichen für das Pogrom?

«Christen in Not» macht bereits seit Wochen auf die verstärkten Übergriffe und Entführungen christlicher Mädchen aufmerksam.

Auch der koptische Bischof Macarius meldete sich auf X zu dem Pogrom und schrieb darüber, dass man die Behörden über «erwartete Angriffe» informiert hätte:

Mit grosser Sorge verfolge ich den Angriff der Extremisten auf koptische Häuser im Dorf Al-Fawakher bei Minya. Zahlreiche Häuser wurden niedergebrannt und ihre Bewohner am Verlassen gehindert. Wir haben die Behörden über den erwarteten Angriff informiert und sie haben versprochen, die notwendigen Massnahmen zu ergreifen. Wir vertrauen jetzt auf die Schnelligkeit der Massnahmen. Möge Gott Ägypten vor allem Bösen beschützen.

Was war der Auslöser des Pogroms?

Gemäss der Newsplattform Copts United sei es zu den Ausschreitungen gekommen, weil sich in der Region das Gerücht verbreitet habe, dass eine Kirche gebaut werden solle.

Der CiN-Generalsekretär erinnerte daran, dass «Christen in Not» gerade in Minya in den vergangenen Jahren viele interreligiöse Projekte unter Einbeziehung muslimischer Familien durchgeführt hatte. Kuhn mutmasst:

«Zunehmend haben wir dabei gesehen, wie die Verleumdungen der Christen durch die Muslimbrüder in Minya kaum mehr Widerhall fanden. Möglicherweise bringen die Muslimbrüder sich so auch wieder in Erinnerung und stemmen sich ihrem Bedeutungsverlust entgegen.»

(yam/sda/apa)

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138 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hosesack
24.04.2024 13:33registriert August 2018
Religion des Friedens!
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R. Klärer
24.04.2024 13:23registriert Oktober 2017
Es ist absolut ausgeschlossen, dass sowas zukünftig auch in Europa passiert, weil...ja, weshalb eigentlich?
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Snowy
24.04.2024 13:10registriert April 2016
Salman Rushdie hatte Recht.
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