Über eine «friedliche und dauerhafte Lösung» im Tigray-Krieg wird heute bereits den dritten Tag diskutiert. Der Krieg hat den Norden Äthiopiens seit November 2020 in eine schwere humanitäre Krise gestürzt (wir berichteten).
Die beiden Hauptparteien bei den Gesprächen sind die äthiopische Regierung sowie die Vertreter der äthiopischen Lokal-Partei TPLF. Die Gespräche haben am Dienstag in Pretoria, Südafrika, begonnen und sollten nach Angaben des südafrikanischen Ratsvorsitzes bis Sonntag andauern. Das Treffen in Pretoria ist der erste öffentliche Dialog zwischen den beiden Seiten.
Obwohl Südafrika Gastgeber der Friedensgespräche ist, werden diese hauptsächlich von Vertretern der Afrikanischen Union (AU) geführt. Die AU-Delegation wird vom ehemaligen nigerianischen Präsidenten Olusegun Obasanjo geleitet und umfasst auch den ehemaligen kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta und die ehemalige südafrikanische Vizepräsidentin Phumzile Mlambo-Ngcuka. Washington teilte mit, dass auch ein US-Gesandter, Mike Hammer, an den Verhandlungen teilnehme.
Über den Inhalt der Gespräche wurde noch nichts bekannt gegeben, die Medien werden auf Distanz gehalten.
Nach einem fünfmonatigen Waffenstillstand flammten die Kämpfe im August wieder auf. Äthiopische und eritreische Streitkräfte gaben kürzlich bekannt, dass sie mehrere Städte eingenommen hätten, darunter Shire, eine der wichtigsten Städte der Region Tigray.
Die humanitäre Katastrophe in Tigray ist aufgrund des Krieges dramatisch. Die Vereinten Nationen sind beunruhigt über die erneute Gewalt, die die Lieferung von Hilfsgütern in diese Region mit sechs Millionen Einwohnern behindert.
Doch die Presse hat keinen Zugang zu Nordäthiopien, und die Kommunikation dort funktioniert chaotisch, was eine unabhängige Überprüfung von Informationen sehr erschwert. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, schätzte am Freitag, dass in den vergangenen zwei Jahren «bis zu einer halben Million Menschen gestorben sind». Nach Angaben der Vereinten Nationen hat der Krieg ausserdem mehr als zwei Millionen Äthiopier vertrieben und Hunderttausende fast verhungern lassen.
(yam)