Ein russischer Militärkonvoi fährt in die zweitgrösste ukrainische Stadt Charkiw ein. Wacklig gefilmt mit dem Handy.
That same column of Russian Tigr-M and KamAZ vehicles in Kharkiv. https://t.co/mr9wtHoKHr pic.twitter.com/Mn13BRJqJ7
— Rob Lee (@RALee85) February 27, 2022
In Uzhhorod rieseln Frauenhände Styroporkugeln in mit Brennsprit gefüllte Glasflaschen. Fotografiert von Reuters-Fotograf Serhii Hudak.
A local resident prepares Molotov cocktails to defend the city, after Russia launched a massive military operation against Ukraine, in Uzhhorod, Ukraine February 27, 2022. REUTERS/Serhii Hudak pic.twitter.com/5Bo0LcJC9R
— Phil Stewart (@phildstewart) February 27, 2022
Eine Dashcam zeigt die Wucht eines Raketeneinschlags in einem Hochhaus in der ukrainischen Hauptstadt Kiew.
«Ich bin hier. Wir werden die Waffen nicht niederlegen», sagt der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyi per Selfievideo.
Не вірте фейкам. pic.twitter.com/wiLqmCuz1p
— Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) February 26, 2022
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine geht viral. Er ist in jeder Timeline, auf jeder Plattform, jeder Startseite – wir sind live dabei.
Seit der Antike werden Massenmedien eingesetzt, um Kriege zu führen. Denn mithilfe von Zeitungen, Radio und Fernsehen kann innert kurzer Zeit eine grosse Anzahl Menschen erreicht werden.
Im Ersten Weltkrieg setzten sowohl Deutschland als auch die alliierten Nationen auf staatliche Kriegspropaganda. Das Leid des Krieges wurde verharmlost. Die eigenen Soldaten wurden als heldenhaft und siegesgewiss dargestellt. Die Kriegsgegner waren Schwächlinge und Verlierer.
Etwas mehr als ein Jahrhundert später sind die Massenmedien noch mächtiger. Mit dem Unterschied, dass sie nicht mehr nur vom Staatsapparat kontrolliert werden. Der Krieg in der Ukraine zeigt es: Nicht nur die russischen und ukrainischen Medien mischen mit. Sondern jeder, der ein Smartphone hat. Die sozialen Medien machen es möglich.
Die Schlacht auf TikTok, Telegram und Co. entscheidet die Ukraine gerade für sich. Dort verteidigen 13 ukrainische Grenzsoldaten eine kleine Insel im Schwarzen Meer gegen ein russisches Kriegsschiff. Dort stellen sich Zivilpersonen russischen Panzern in den Weg und bereiten Molotow-Cocktails vor. Dort werden Bilder von russischen Militärfahrzeugen gepostet, die wegen maroder Pneus im Schlamm stecken geblieben sind.
Der Feind Russland ist der Schwächling. Die eigene Bevölkerung und Soldaten sind Heldinnen und Märtyrer. Und die ganze Welt schaut zu.
In seinem 2006 veröffentlichten Buch spricht der US-amerikanische Rechtsprofessor und Blogger Glenn Reynolds von einer «Army of Davids». Einer Armee von «kleinen Leuten», die nicht mit einer Steinschleuder, sondern dem Netz Goliath in die Knie zwingen.
Genau das macht den ukrainischen Propagandakrieg so erfolgreich. Es sind die «kleinen Leute», die Bilder ihrer Kinder in Luftschutzbunkern auf Instagram hochladen. Ihre Verzweiflung auf Video festhalten.
Die Bilder und Videos sind unmittelbar und ungeschnitten. Sie dokumentieren in Echtzeit.
Ob die Social-Media-Posts tatsächlich immer der Wahrheit entsprechen, spielt keine Rolle mehr. Durch die Bilder und Videos haben wir uns eine Meinung gebildet. Sie sind der Grund, warum weltweit Tausende von Menschen gegen den Krieg auf die Strasse gehen. Warum Unmengen von Geld und Hilfsgüter gesammelt werden.
Die sozialen Medien sind die wirksamste Waffe im Kampf gegen den russischen Angriff. Instagram, Twitter und TikTok sind das Fenster in den Krieg. Und ein Grund, warum der Westen bereits wenige Tage nach Ausbruch des Krieges einig und geschlossen gegen Wladimir Putin auftritt.
Obwohl das russische Militär dem ukrainischen bei weitem überlegen ist: Den Kampf in den sozialen Kanälen entscheidet die Ukraine für sich.
Die Ukraine verliert in diesen Tagen und Wochen alles. So siehts aus.