Am Morgen, da sang Mike Waltz noch ein Loblied auf Donald Trump. «Unser Oberbefehlshaber liebt die Truppen, und die Streitkräfte lieben ihn», sagte der wichtigste Sicherheitsberater des Präsidenten am Donnerstag in einem Fernsehinterview. Einige Stunden später kam die Nachricht, dass Waltz das Weisse Haus bald verlassen müsse, zusammen mit seinem Stellvertreter. Trump hatte sich entschieden, den ehemaligen republikanischen Abgeordneten nach etwas mehr als 100 Tagen im Amt zu entlassen.
Diese Personalie kommt, wie rechte Aktivistinnen wie Laura Loomer online umgehend feststellten, einem Sieg für die «Make America Great Again»-Bewegung («MAGA») von Trump gleich. Denn Waltz wurde von Beginn an verdächtigt, dass er nicht gewillt sei, das aussenpolitische Programm des neuen alten Präsidenten blindlings zu unterstützen. So habe er sich im Weissen Haus immer wieder für die Fortsetzung der amerikanischen Waffenhilfe für die Ukraine ausgesprochen und äusserst kritische Worte über Russlands Präsidenten Wladimir Putin gefunden, hiess es in den vorigen Wochen in Medienberichten.
Noch wichtiger war aber, dass Waltz sich mit Beratern umgab, die ähnliche Positionen vertraten. «Was zur Hölle ist mit Mike los?», soll ein verärgerter Trump deshalb bereits im Februar oder März gesagt haben, berichtete die «New York Times».
Nun ist es eigentlich die Aufgabe des Beraters für nationale Sicherheit («National Security Adviser»), dem Präsidenten möglichst ohne ideologische Scheuklappen Informationen über die Weltlage zu liefern. Dazu konnte Waltz auf einen Stab von einigen hundert Mitarbeitern zurückgreifen, die aus Dienststellen wie dem Verteidigungsministerium oder dem Auslandsgeheimdienst CIA ins Weisse Haus delegiert wurden.
Aber das Fussvolk der «MAGA»-Bewegung verdächtigte diese Berater von Anfang an, dass sie Teil der permanenten Bürokratie in Washington seien und Trump ausbremsen wollten. Loomer intervenierte deshalb im April direkt beim Präsidenten und erreichte nach einem Gespräch mit Trump die Entlassung einiger Berater des Sicherheitsberaters. Waltz wohnte dieser ungewöhnlichen Sitzung angeblich bei, bremste Loomer aber nicht aus.
Diese Episode zeigte: Waltz gelang es nie, die Skepsis an seiner politischen Treue zu überwinden – vielleicht auch, weil der dekorierte Ex-Soldat verdächtigt wurde, insgeheim immer noch ein traditioneller republikanischer Falke zu sein.
Das unterschied Waltz von Verteidigungsminister Pete Hegseth, der aus der Distanz vielleicht ein ähnliches Profil aufweist, aber intellektuell dem Präsidenten nähersteht. Und von Figuren wie dem Abgesandten Steve Witkoff, der nun als möglicher Nachfolger für den Posten des Sicherheitsberaters gilt. Der ehemalige Immobilienspekulant Witkoff ist ein alter Freund von Trump und machte zuletzt Schlagzeilen mit seinen wiederholten Visiten bei Putin im Kreml.
Waltz stolperte zudem auch über handwerkliche Fehler. Er war es, der den Chefredaktor der Zeitschrift «The Atlantic» in einen eigentlich vertraulichen Gruppenchat auf Signal eingeladen hatte, in dem über eine anstehende Attacke auf die Huthi-Rebellen in Jemen diskutiert wurde.
Die Art und Weise, wie Waltz diesen unverzeihlichen Schnitzer Ende März zu rechtfertigen versuchte, sorgte im Umfeld von Trump für Stirnrunzeln. Der Präsident sei stinkwütend auf seinen Berater gewesen; weil Trump aber nicht öffentlich eingestehen wollte, dass er mit der Ernennung von Waltz einen Fehler gemacht hatte, verzichtete er damals vorerst auf eine Entlassung seines Beraters. Einen Monat später hat Trump diesen Schritt nun nachgeholt. (aargauerzeitung.ch)
Die humorvolle, englische Abkürzung für MAGA lautet:
M**anic, A**bsurdly, G**one, A**gain
(deutsch: komplett verrückt, durchgedreht, und so weiter…)