International
USA

Signal-Skandal dreht in den USA weiter Kreise – die neusten Entwickungen

Defense Secretary Pete Hegseth prepares to give a television interview after being with President Donald Trump in the Oval Office at the White House, Friday, March 21, 2025, in Washington. (AP Photo/J ...
Verteidigungsminister Pete Hegseth. Bild: keystone

Die Folgen des Signal-Eklats: «Und jetzt greifen sie mich als schmierigen Sack an»

Der Signal-Skandal der Trump-Administration ebbt nicht ab und beschäftigt weiter die Justiz, die Politik und die Medien. Die neusten Entwicklungen in 6 Punkten.
27.03.2025, 11:5227.03.2025, 12:46
Mehr «International»

Der beispiellose Signal-Skandal schlägt in den USA weiterhin hohe Wellen. Am Mittwoch veröffentlichte das US-Magazin «The Atlantic» den ganzen Chat-Auszug, in dem hochrangige Mitarbeiter der Trump-Regierung über einen geplanten Luftschlag gegen die Huthi-Miliz im Jemen diskutiert hatten – während der Chefredaktor Jeffrey Goldberg alles mitlesen konnte.

Der Eklat beschäftigt mittlerweile nicht nur Medien und die Politik, sondern auch die Justiz.

Das sind die neusten Entwicklungen.

Details waren «streng geheim»

Die grosse Frage ist: Sind die geteilten Informationen zum geplanten Angriff auf die Huthi-Rebellen als klassifiziert einzustufen? Wurden bei der ganzen Aktion Gesetze missachtet? Wird es für die involvierten Parteien rechtliche Konsequenzen haben?

Diesen Fragen ist CNN nachgegangen und hat dafür mit mehreren Personen und Quellen geredet, die sich mit diesem Thema auskennen. Gemäss einer Aussage eines US-Verteidigungsbeamten ist klar: Die geteilten Informationen waren «zu dem Zeitpunkt, als er (Verteidigungsminister Pete Hegseth) sie schrieb, streng geheim, vor allem, weil die Operation noch nicht einmal begonnen hatte.»

Weiter heisst es, dass die Updates, die Hegseth im Chat gegeben habe, von der Art waren, wie es ein Kommandant dem US-Präsidenten «in einer streng geheimen Umgebung» machen würde. «Es handelt sich um Einsatzpläne, die zum Schutz der Soldaten streng geheim sind», so der US-Verteidigungsbeamte.

Für ihn sei klar: «Jeder Uniformierte würde dafür vors Kriegsgericht gestellt werden.»

Administration wird verklagt – und die Richterwahl birgt Zündstoff

Der Eklat hat bereits juristische Folgen. Gegen die Trump-Administration wurde von der Regierungsaufsichtsbehörde «American Oversight» eine Klage eingereicht. Vor allem die Wahl des Richters, der über die Klage urteilen wird, birgt Zündstoff.

Richter James Boasberg wird den Vorsitz in der Signal-Gate-Klage führen. Boasberg ist Trump schon länger ein Dorn im Auge, er war der Richter, der die umstrittenen Abschiebungen von Personen nach El Salvador auf juristischem Weg blockiert hat – wobei die Trump-Regierung dies schlicht ignorierte.

Der US-amerikanische Journalist Kyle Cheney schreibt dazu auf X: «So etwas kann man sich wirklich nicht ausdenken. In derselben Woche, in der sich die Trump-Administration auf das Privileg des Staatsgeheimnisses beruft, um Boasberg Informationen zu verweigern, wird ihm die Klage über die offensichtliche Nachlässigkeit der Trump-Administration im Umgang mit Staatsgeheimnissen übertragen.»

Bild
Bild: Screenshot X

Goldberg wird zur Zielscheibe der Rechten

FILE - Jeffrey Goldberg, the editor in chief of The Atlantic, smiles while participating in a Q&A session with House Speaker Nancy Pelosi of Calif., in Washington, Sept. 24, 2019. (AP Photo/Alex B ...
Chefredaktor Jeffrey Goldberg (l.) mit der Demokratin Nancy Pelosi. Bild: keystone

Seit der Publikation des «The Atlantic»-Artikels am Montag ist Chefredaktor Jeffrey Goldberg zur Zielscheibe der Trump-Administration und der MAGA-Bewegung geworden.

Die Angriffe gingen sogar so weit, dass sich das Magazin am Mittwoch dazu entschieden hat, den ganzen Chat-Verlauf zu veröffentlichen. Goldberg und Kollege Shane Harris schrieben dazu:

«Es besteht ein eindeutiges öffentliches Interesse daran, die Art von Informationen offenzulegen, die Trump-Berater in ungesicherte Kommunikationskanäle eingegeben haben, insbesondere weil hochrangige Regierungsvertreter versuchen, die Bedeutung der ausgetauschten Nachrichten herunterzuspielen.»

Verteidigungsminister Hegseth hatte davor vehement bestritten, «Kriegspläne» übermittelt zu haben, und beschimpfte Goldberg als «betrügerischen und diskreditierten sogenannten Journalisten». Auch von Trump und anderen Involvierten wurde Goldberg heftig angegriffen.

«Sie laden mich in diesen Signal-Chat ein und jetzt greifen sie mich als schmierigen Sack an, ich verstehe das nicht», sagt Goldberg in einem Interview mit der BBC.

Was sagen Fox News und Co.?

Einen Tag nach der Publikation des Artikels im «The Atlantic» war das Thema in den meisten US-Medien omnipräsent. Überall war die News auf der Front, von der «NY Times» über CNN bis «Politico».

Doch wer am selben Tag einen Blick auf die konservativen Medien warf, dem fiel auf: Fox News und Co. hüllten sich (zunächst) in Schweigen. Kaum eine Story zum Skandal war auf der Frontseiten zu sehen, nur vereinzelt wurde das Thema angesprochen.

Am Mittwoch kamen aber auch diese Medien nicht mehr um den Skandal herum. Allerdings wurde die Story – in gewohnter Manier von Fox News und Co. – verharmlost. Lieber wurden Artikel veröffentlicht wie «Warum Demokraten plötzlich dein Elektrofahrzeug hassen».

Vereinzelt gab es zwar auch kritische Stimmen, die Betonung liegt aber hier auf «vereinzelt».

Kaum ein kritisches Wort am Mittwoch von Fox News zum Signal-Skandal. Dafür ein Kommentar, warum Demokraten dein Elektrofahrzeug hassen.
Kaum ein kritisches Wort am Mittwoch von Fox News zum Signal-Skandal. Dafür ein Kommentar, warum Demokraten dein Elektrofahrzeug hassen.

Was sagt Trump?

epa11990619 US President Donald Trump delivers remarks on auto tariffs and other topics in the Oval Office at the White House, in Washington, DC, USA, 26 March 2025. EPA/FRANCIS CHUNG / POOL
«Ich halte das alles für eine Hexenjagd, das ist alles», sagte Trump am Mittwoch vor der Presse. Bild: keystone

Während der Skandal immer weitere Kreise zieht, steht Trump (noch) hinter Verteidigungsminister Hegseth und den weiteren Beteiligten.

«Ich halte das alles für eine Hexenjagd, das ist alles. Ich denke, es ist eine Hexenjagd», sagte Trump am Mittwoch an einer Pressekonferenz im Oval Office.

Wie lange Trump aber noch zu seinen Gefolgsleuten hält, ist ungewiss. Sollten sich die kritischen Stimmen auch in konservativen Lagern mehren, muss der US-Präsident wohl irgendwann die Reissleine ziehen und Köpfe rollen lassen.

Das Problem der fehlenden Dokumentation

In der ganzen Diskussion und Aufregung um den Skandal ging etwas Wichtiges unter: nämlich, dass durch die Nutzung von Signal keine offiziellen Protokolle erstellt werden.

Normalerweise werden wichtige Angelegenheiten einer Regierung in einem offiziellen Rahmen durchgeführt und besprochen. Das heisst: bei jeder Diskussion um Angriffe oder sonstige Pläne einer US-Regierung werden Protokolle erstellt, die ins Archiv wandern. Um später zum Beispiel von Historikerinnen und Historikern untersucht und ausgewertet werden zu können. Eigentlich ist das gängige Praxis.

Wenn sich aber hochrangige Trump-Berater in einer Chatapp wie Signal austauschen, wird es davon auch kein Protokoll geben. Die Screenshots von «The Altantic» zeigen zudem, dass der Chat so eingestellt wurde, dass Nachrichten automatisch nach einer Woche wieder gelöscht werden.

Und die Welt wird somit nie erfahren, warum, wie, wo oder wann die Regierung gewisse Entscheidungen gefällt hat.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
140 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Blindfish
27.03.2025 12:07registriert März 2025
<<" ... Die Folgen des Signal-Eklats: «Und jetzt greifen sie mich als schmierigen Sack an» ... ">>

Die gesamte Aktion & die Reaktionen passen wie Deckel auf Eimer zu dem Gesamtbild, das die Regierung Trump bisher vermittelt ... ! Keiner ist Schuld, solange er zum Team des Orangenmannes gehört !
2116
Melden
Zum Kommentar
avatar
winglet55
27.03.2025 12:08registriert März 2016
Ja Donny, das ist sicher die Grösste, Schönste, Mächtigste & vor allem Notwendigste Hexenjagt seit bestehen der Menschheit.
1806
Melden
Zum Kommentar
avatar
Badener
27.03.2025 12:06registriert März 2017
"Und die Welt wird somit nie erfahren, warum, wie, wo oder wann die Regierung gewisse Entscheidungen gefällt hat".

Da mache ich mir keine Sorgen, nur werden diese aus Quellen anderer Geheimdienste stammen, die offensichtlich seit Monaten mitschreiben.

Das ganze grenzt, oder ist, organisierter Landesverrat.
1744
Melden
Zum Kommentar
140
    27 Jahre Flucht – lange Haft für britischen Pädokriminellen

    Ein berüchtigter britischer Pädokrimineller, der fast drei Jahrzehnte auf der Flucht war, ist zu 46 Jahren Haft verurteilt worden.

    Zur Story