Der dümmste Politiker der USA (Tipp: Es ist nicht Donald Trump)
Die Grand Old Party (GOP) hat bereits ein gerütteltes Mass an Repräsentanten, die man – je nach Sichtweise – als eigenwillige Charakterköpfe oder als Psychopathen bezeichnen kann. Sarah Palin etwa, die einst mit John McCain ins Weisse Haus ziehen wollte, oder Marjorie Taylor Greene, die glaubt, die Waldbrände in Kalifornien seien von Juden mit Laserkanonen aus dem All entzündet worden. Und natürlich der grösste Lügenbold aller Zeiten: Donald Trump.
Herschel Walker stellt sie alle in den Schatten. «Seine Kombination von totaler Ignoranz und totaler Selbstüberschätzung ist selbst für den Ex-Präsidenten eine Herausforderung», stellt «Washington-Post»-Kolumnist Eugene Robinson fest.
Ein paar Beispiele gefällig?
- «Wir können die Luft nicht kontrollieren? Unsere gute Luft hat sich entschlossen, nach China zu entschweben. Wenn China unsere gute Luft erhält, wandert seine schlechte Luft zu uns. Und wir müssen diese schlechte Luft nun reinigen.»
- «Die Wissenschaft behauptet doch, wir würden vom Affen abstammen. Weshalb gibt es dann immer noch Affen? Denkt darüber nach.»
- «Weisst du, ich habe eine Lösung gegen Covid. Du läufst durch einen trockenen Dunst und bist clean.»
So irr dies alles tönen mag, man kann mit viel gutem Willen noch einen Hauch von Sinn darin entdecken. Oft brabbelt Walker jedoch Dinge vor sich hin, die schlicht unverständlich sind. So hat er nach dem Schulmassaker in Uvalde gegenüber Fox News erklärt:
Dass Walker auch ein ausgewachsener Lügenbold ist, dürfte nicht wirklich überraschen. So prahlt er auf seiner Website mit einem inexistenten College-Abschluss und lässt sich fälschlicherweise als erfolgreicher Unternehmer feiern. Er ist auch ein Heuchler. Immer wieder beschwört er, wie wichtig der Vater für die heranwachsenden Kinder sei. Nun wurde bekannt, dass er mindestens drei uneheliche Kinder hat, um die er sich nie kümmerte.
Schliesslich ist Walker auch noch ein brutaler Schläger. Seine Ex-Frau hat ihn beschuldigt, sie misshandelt zu haben und ihr sogar einst einen Revolver an die Schläfe gehalten und ihr gedroht zu haben, sie zu erschiessen.
Nichtsdestotrotz hat Walker die Primärwahlen für den Senatssitz von Georgia haushoch gewonnen. Wie ist das möglich? Walker war einst ein gefeierter Footballstar und ist immer noch sehr populär. Vor allem jedoch hat er die Unterstützung von Donald Trump.
Für das republikanische Partei-Establishment wird dies allmählich zu einem Albtraum. Walker liegt in den Umfragen rund zehn Prozentpunkte hinter Raphael Warnock zurück, dem Demokraten, der den Sitz innehat, den die Republikaner zurückerobern wollen. Nur so können sie auch die Mehrheit im Senat wieder erlangen.
Das grösste Hindernis auf diesem Weg ist ausgerechnet Donald Trump. Mit seinem kindlichen Trotzverhalten nach seiner Wahlniederlage hat er schon ermöglicht, dass die Demokraten gleich beide Senatssitze in Georgia erobern konnten. Mit seiner Unterstützung für Walker könnte er nun dafür sorgen, dass dies auf Jahre hinaus so bleiben wird.
Und Georgia ist kein Einzelfall. In Pennsylvania hat Trump mit seiner Unterstützung für Dr. Mehmed Oz erreicht, dass dieser TV-Quacksalber seinen Konkurrenten ausstechen konnte, wenn auch nur ganz knapp. Dr. Oz liegt in Umfragen ebenfalls hinter dem Kandidaten der Demokraten zurück. Dasselbe gilt für den Wendehals JD Vance in Ohio.
Trotz der Unterstützung von Trump ist Ron Johnson in Wisconsin in Gefahr, den Senatssitz an die Demokraten zu verlieren. Johnson ist ein Schwurbler, der unter anderem Covid mit dem Pferdemedikament Ivermectin bekämpfen will.
Die Inflation, die nach wie vor chaotische Lage an der Grenze zu Mexiko und die steigende Kriminalität müssten eigentlich dafür sorgen, dass die Republikaner bei den kommenden Zwischenwahlen einen Erdrutsch-Sieg erzielen und so die Mehrheit in beiden Kammern zurückerobern.
Ausgerechnet Trump könnte jedoch dafür sorgen, dass dies nicht gelingt, zumindest nicht im Senat. Deshalb verfolgen Mitch McConnell & Co. die Hearings zum 6. Januar mit heimlicher Genugtuung. Sie hoffen inbrünstig, dass der Ex-Präsident dabei beschädigt wird und so an Einfluss auf die GOP verliert.
Die Umfragen geben der Rennleitung der GOP recht. Obwohl sich Joe Biden in einem fürchterlichen Umfragetief befindet, würde er heute noch Trump mit 44 zu 41 Prozentpunkten schlagen. Das hat eine Umfrage der «New York Times» kürzlich ergeben. Eine weitere Umfrage zeigt, dass nur noch 49 Prozent der Republikaner wünschen, dass Trump für eine zweite Amtszeit antritt. Damit liegt der Ex-Präsident immer noch vor seinem gefährlichsten Herausforderer Ron DeSantis (25 Prozent), doch der Abstand hat sich deutlich verringert.
In den Hearings haben Zeugen ausgesagt, dass Trump speziell die «Verrückten» möge. Das machen sich auch die Demokraten zunutze. In den Vorwahlen haben sie TV-Spots für die Durchgeknallten in den Reihen der GOP geschaltet – in der Hoffnung, auf diese Weise eine krachende Niederlage im kommenden November noch abwenden zu können.