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Warum jetzt für Donald Trump gilt: Lock him up!

Donald Trump droht Gefängnis, nicht mehr Hillary Clinton.
Donald Trump droht Gefängnis, nicht mehr Hillary Clinton.Bild: Shutterstock/keystone/watson
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Warum jetzt für Donald Trump gilt: Lock him up!

Der Ex-Präsident bekommt eine kräftige Portion seiner eigenen Medizin verpasst: eine Anklage wegen Geheimnisverrats.
09.06.2023, 12:2409.06.2023, 13:04
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Im Wahlkampf 2016 brüllten die Trump-Anhänger bei den Rallys jeweils inbrünstig: «Lock her up!» Gemeint war damit, dass man Hillary Clinton wegen Geheimnisverrats anklagen und einsperren sollte, weil sie einen Teil ihrer E-Mails über einen privaten Server abgewickelt hatte. Donald Trump pflegte dann jeweils zu versprechen: «Als Präsident werde ich die Gesetze bezüglich der Einhaltung der Sicherheitsvorschriften von sensitiven Dokumenten rigoros durchsetzen. Niemand wird über dem Gesetz stehen.»

Diese Worte dürften ihm heute im Hals stecken bleiben. Hillary Clinton wurde zwar wegen Fahrlässigkeit gerügt, aber niemals angeklagt. Trump hingegen muss am kommenden Dienstag erneut vor einem Gericht in Miami antraben, und dabei die erniedrigende Prozedur über sich ergehen lassen – Polizeifoto, Fingerabdrücke, eventuell sogar Handschellen –, die bei einer Verkündigung einer Anklage in den USA üblich ist.

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Donald Trump trollt Hillary Clinton im Wahlkampf 2016.Bild: AP/AP

Was für den Ex-Präsidenten noch weit schlimmer ist: Die Anklage gegen ihn scheint sehr solide zu sein. Details sind noch nicht bekannt, doch sie soll sieben Punkte umfassen und dabei Vergehen gegen den Espionage Act (Geheimnisverrat) und Behinderung der Justiz betreffen. Beide Vergehen können hohe Gefängnisstrafen zur Folge haben.

Juristisch gesehen hat Sonderermittler Jack Smith – er leitet die Anklage – viele Trümpfe in der Hand. Der Fall scheint zumindest auf den ersten Blick glasklar zu sein. Trump hat Dokumente, die dem Nationalarchiv gehören, illegal in seinem Besitz behalten. Er hat sich trotz mehrmaliger Aufforderung geweigert, sie herauszurücken. Ja, seine Anwälte haben wahrheitswidrig erklärt, es gebe keine weiteren Dokumente in Trumps Besitz, und Angestellte der Residenz Mar-a-Lago haben versucht, sie zu verstecken.

Dass über 100 dieser Dokumente den Stempel «top secret» tragen, macht die Sache für Trumps Anwälte nicht unbedingt leichter, ebenso die Tatsache, dass der Ex-Präsident ihre Verteidigungslinien konsequent selbst niedermähte. Zuerst wollten die Anwälte argumentieren, die Dokumente seien beim chaotischen Auszug aus dem Weissen Haus zufällig nach Florida transportiert worden. Trump selbst erklärte jedoch, er habe sie absichtlich mitgenommen. Er habe das Recht dazu, denn er habe sie deklassifiziert. Nun ist jedoch ein Tonband aufgetaucht, in dem er selbst zugibt, dass er wusste, dass er gegen das Gesetz verstossen hat.

FILE - This image contained in a court filing by the Department of Justice on Aug. 30, 2022, and partially redacted by the source, shows a photo of documents seized during the Aug. 8, 2022, FBI search ...
Die in Mar-a-Lago gefundenen Dokumente.Bild: keystone

Die Faktenlage ist eindeutig und Trumps Äusserungen machen es Jack Smith leicht, zu beweisen, dass der Ex-Präsident in vollem Bewusstsein gegen das Gesetz verstossen hat. Das sehen selbst juristisch versierte Personen aus dem Kreis von Trump so: Sein ehemaliger Justizminister William Barr und der ehemalige Anwalt des Weissen Hauses, Ty Cobb, glauben gar, dass er deswegen ins Gefängnis muss.

Überraschend an der Anklage ist einzig, dass sie bei einem Gericht in Miami und nicht – wie allgemein erwartet – in Washington D.C. eingereicht wurde. Dafür gibt es jedoch vier einleuchtende Gründe:

  • Die besagten Dokumente waren in Mar-a-Lago gelagert, die Straftaten wurden somit mehrheitlich in Florida begangen. Deshalb ist es naheliegend, dass auch das Verfahren in diesem Bundesstaat durchgeführt wird. Ansonsten hätten Trumps Anwälte den Prozess mit Verfahrenseinsprüchen bis zum St. Nimmerleinstag verschleppen können.
  • Trump stellt sich als Opfer einer politischen Hexenjagd dar. Das entspricht zwar nicht den Tatsachen. Sonderermittler Smith ist parteilos und die Anklage muss von einer unabhängigen Grand Jury genehmigt werden. Doch weil Washington D.C. als eine Hochburg der Demokraten gilt, hätte der Hexenjagd-Vorwurf eine gewisse Glaubwürdigkeit erhalten. Florida hingegen ist inzwischen ein «roter» Bundesstaat geworden und Trump hat dort zweimal gewonnen. Der Vorwurf der Voreingenommenheit trifft daher weder auf den noch zu bestimmenden Richter noch auf die allfälligen Geschworenen zu.
  • Die Gerichte von Florida sind bekannt dafür, dass sie speditiv zu handeln pflegen. Es ist daher denkbar, dass der Prozess noch im laufenden Jahr über die Bühne geht. Damit entfällt auch der Vorwurf der ungebührlichen Einmischung in den Wahlkampf.
  • Dass Sonderermittler Smith sich in die Höhle des Löwen wagt, ist schliesslich ein Zeichen dafür, dass er sich seiner Sache sehr sicher sein muss.

Trump ist damit bereits zum zweiten Mal angeklagt, und die zweite Anklage ist weit gravierender als die erste. Dies aus zwei Gründen: Zum einen muss sich Trump einem nationalen («federal») und nicht einem einzelstaatlichen Gericht stellen. Zum anderen ist eine Anklage wegen Geheimnisverrats weit gravierender als eine wegen Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar, wie dies in Manhattan der Fall ist.

Damit hat Trump noch keineswegs das Ende der rechtlichen Fahnenstange erreicht. Möglich, ja wahrscheinlich, ist eine Anklage wegen der Rolle, die der Ex-Präsident vor und während des Sturms auf das Kapitol gespielt hat. Diese Anklage würde, kommt sie denn zustande, ebenfalls von Jack Smith geführt. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird Fani Willis, eine Staatsanwältin in Georgia, Trump ebenfalls vor den Kadi zerren, und zwar wegen versuchter Wahlmanipulation.

FILE - Prosecutor Jack Smith waits for the start of the court session of Kadri Veseli's initial appearance at the Kosovo Specialist Chambers court in The Hague, Netherlands, Nov. 10, 2020. Smith, ...
Hat zugeschlagen: Sonderermittler Jack Smith.Bild: keystone

Was also, sollte Trump in einem dieser Verfahren tatsächlich auch verurteilt werden? Es würde ihn nicht daran hindern, an den Wahlen im kommenden Jahr teilzunehmen. Gemäss der US-Verfassung gibt es bloss drei Voraussetzungen für das Amt des Präsidenten: Der Kandidat oder die Kandidatin muss mindestens 35 Jahre alt sein, er oder sie muss in den Vereinigten Staaten geboren sein und auch mindestens 14 Jahre dort gelebt haben.

All diese Kriterien erfüllt Trump selbst nach einer allfälligen Verurteilung. Was er jedoch in diesem Fall nicht kann, ist für sich selbst zu stimmen. Viele US-Bundesstaaten verwehren verurteilten Sträflingen das Wahlrecht. In Florida sorgt neckischer Weise ausgerechnet Gouverneur Ron DeSantis dafür, dass diese nicht zu den Wahlurnen zugelassen werden.

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dies_und_das
09.06.2023 13:11registriert August 2021
Ach und noch was: irgendwie krass das eine Person wie Trump mit solch einem Rucksack gegen die Demokratie überhaupt noch kandidieren darf oder nicht?
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Romani ite domum
09.06.2023 12:42registriert April 2022
Zu hoffen wäre es, als Zeichen, dass niemand über dem Gesetz steht. All zu häufig haben vermögende und berühmte Persönlichkeiten die Meinung, für Sie gelten die Gesetze nicht.
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LadyGlam
09.06.2023 13:45registriert September 2021
Ich hoffe, dass er endlich in das Loch fällt, das er sich selbst geschaufelt hat. Tja, und würde er trotzdem nochmals als Präsident gewählt werden, dann wäre er wohl der erste Präsident, der in gestreiften Kleidern vom Knast aus regieren würde. Das wäre dann wirklich Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten 🤭
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