Tage der Entscheidung für die Ukraine. Am Montag ist Präsident Wolodymyr Selenskyj in Saudi-Arabien eingetroffen. Dort will er in der Hafenstadt Dschidda Gespräche mit dem Kronprinzen Mohammed bin Salman führen. Der De-Facto-Herrscher Saudi-Arabiens hat im Ukraine-Krieg eine Vermittlerrolle übernommen.
Selenskyj wird begleitet von hochrangigen Beratern. Einer dieser Vertrauten des ukrainischen Präsidenten, sein Kanzleichef Andri Jermak, steht an der Spitze der Delegation, die dann ab Dienstag erstmals Gespräche mit amerikanischen Diplomaten über einen möglichen Friedensplan führen will.
Die US-Gruppe wiederum wird von Aussenminister Marco Rubio angeführt. Der Republikaner möchte «das Ziel des Präsidenten vorantreiben, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu beenden», teilte das Aussenministerium in Washington vorab mit. Derzeit sind zwei Tage für diese Gespräche eingeplant, an denen kein Vertreter Russlands teilnehmen wird.
Für die Ukraine steht viel auf dem Spiel. Die Delegation aus Kiew muss den Schaden beheben, den Selenskyj – in den Augen der Amerikaner – mit seinem Auftritt in Washington am 28. Februar angerichtet hat. Donald Trump spedierte ihn damals aus dem Weissen Haus, weil der Ukrainer angeblich kein Interesse an einem friedlichen Ende des Krieges in seinem Heimatland habe. Der US-Präsident setzte in der Folge auch weitere Waffenlieferungen an die Ukraine aus und untersagte es den amerikanischen Geheimdiensten, Informationen mit ihren ukrainischen Gegenstücken zu teilen.
Selenskyj versicherte zwischenzeitlich in mehreren Stellungnahmen, dass er an einem Frieden interessiert sei. Er zeigte sich vor seinem Abflug nach Saudi-Arabien zuversichtlich über die anstehenden Gespräche. «Wir hoffen auf Ergebnisse, sowohl hinsichtlich einer Annäherung an den Frieden als auch im Hinblick auf die Fortsetzung der Unterstützung» durch die USA, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft am Sonntag.
Unklar war vorerst, ob auch das Rohstoff-Abkommen zwischen der Ukraine und den USA Teil der Verhandlungen sein wird. Trump hatte vor dem Treffen im Weissen Haus auf die rasche Unterzeichnung des Deals gedrängt. Nun scheint er es weniger eilig zu haben, heisst es in Washington. Der Fernsehsender NBC meldete, dass Trump weitere Zugeständnisse von der Ukraine verlange, bevor die USA wieder Waffen in das kriegsversehrte Land senden wolle.
In einem am Sonntag ausgestrahlten TV-Interview mit Fox' Business-Moderatorin Maria Bartiromo zeigte sich der amerikanische Präsident allerdings immer noch zuversichtlich darüber, dass der Deal bald unterzeichnet werden könnte.
Im selben Interview sandte Trump einmal mehr widersprüchliche Signale über seinen Verhandlungskurs aus. Zum einen wies der amerikanische Präsident den Eindruck entschieden zurück, er fahre einen Kuschelkurs gegenüber Russlands Herrscher Wladimir Putin. «Niemand hat Russland härter angefasst als Donald Trump, niemand», sagte Trump über sich selbst. Zum andern weigerte er sich, der Ukraine eine positive Zukunftsprognose auszustellen. «Sie wird vielleicht sowieso nicht überleben», sagte er über die Ukraine und bezeichnete den Krieg als ein «Schlamassel».
Diese Aussagen sind typisch für Trump. In den vergangenen Tagen widersprach er sich mehrmals in seinen Stellungnahmen über den Ukraine-Krieg. So kündigte er am Freitag aus heiterem Himmel an, dass er eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegen Russland erwäge. Dann sagte er: Der Umgang mit der Ukraine sei «ehrlich gesagt» schwieriger als der Kontakt mit den Russen.
Angesprochen auf die Gespräche in Saudi-Arabien, zeigte sich Trump am Sonntag zuversichtlich. «Die Ukraine wird sich gut schlagen. Und ich glaube, Russland wird sich gut schlagen. Diese Woche könnten sich ganz grosse Dinge ereignen», sagte der amerikanische Präsident. (aargauerzeitung.ch)