Wenn selbst der Schweizer Bundesrat russische Vermögen einfrieren will, dann ist für Wladimir Putin etwas mehr als nur dumm gelaufen. Und wenn nun Deutschland nicht nur Nord Stream 2 aufs Eis legt, sondern eingewilligt hat, die russischen Banken von dem internationalen Zahlungssystem Swift auszuschliessen, den Ukrainern 500 Stinger-Raketen und 1000 Panzerfäuste zu liefern und gleichzeitig den eigenen Rüstungsetat um 100 Milliarden Euro aufzustocken; wenn die Holländer im gleichen Stil nachlegen; und wenn selbst die neutralen Schweden Waffen in die Ukraine senden, dann hat der russische Präsident ein Problem, das er sich bisher wahrscheinlich nicht einmal in den schlimmsten Träumen vorstellen konnte.
Russlands Möchtegern-Zar und seine Prätorianergarde, bestehenden aus alten Geheimdienst-Kumpels – den sogenannten Silowiki –, sind sich das vom Westen nicht gewohnt. Nachdem der einst reichste Mann Russlands, Michail Chodorkowski, enteignet wurde, fürchtete sich der Kreml vor einem Exodus der westlichen Investoren. Nichts geschah. Genauso wie Putins Teil-Annexion von Georgien und die vollständige Besetzung der Krim vom Westen mit flammenden Worten verurteilt wurde, aber gleichzeitig die Sanktionen harmlos blieben. Kurz, Putin und seine Silowiki hatten begriffen, was Lenin einst gepredigt hatte: Die Kapitalisten verkaufen auch noch den Strick, an dem sie aufgehängt werden.
Diesmal ist es jedoch wirklich anders. Diesmal ist der Schock der brutalen und durch nichts zu rechtfertigenden russischen Invasion so heftig, dass selbst die Kapitalisten ihre Gier zügeln, die Schweiz ihre Neutralität zurückstellt und die Populisten Kreide fressen.
Putin hat nicht nur den Westen aufgerüttelt. Selbst Staatsoberhäupter, die bisher als seine Bewunderer galten, wenden sich von ihm ab: Viktor Orban, der ungarische Ministerpräsident, verurteilt nun «gemeinsam mit der Nato» Russlands Militäraktion. Milos Zeman, der bisher russenfreundliche Präsident von Tschechien, hat sich ebenfalls für einen Ausschluss der russischen Banken vom Swift ausgesprochen. Selbst der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die russische Invasion verurteilt. Kasachstans Regierung, der Putin noch vor Wochen zu Hilfe geeilt ist, weigert sich, Truppen in die Ukraine zu schicken. Und China bemüht sich krampfhaft, über den Dingen zu stehen.
Die militärische Situation bleibt undurchsichtig. An der Propagandafront haben die Ukrainer jedoch wichtige Siege erzielt. Während Putin bleich und zugeschwollen hinter seinem Pult wirre Reden über angebliche Nazis in Kiew hält, oder vor laufenden TV-Kameras seine eigenen Leute lächerlich macht, übertrifft Wolodymyr Selenskyj bisher alle Erwartungen. Der Präsident der Ukraine erscheint im Militär-T-Shirt vor der Kamera, lehnt ein Angebot der Amerikaner, in Sicherheit geflogen zu werden, mit den Worten: «Ich brauche kein Taxi, ich brauche Waffen» ab und stärkt so den Widerstandswillen seiner Landsleute. Wer ist hier nun das Weichei, und wer ein richtiger Mann?
Diese Frage müssen sich nun auch alle Rechtspopulisten stellen, welche bisher den Machismo des russischen Präsidenten bewunderten und höhnten, in Russland müsse man sich nicht entscheiden, auf welche Toilette man gehen soll. Putin, der ach so Starke, erscheint indessen nicht nur als abscheulicher Diktator, der ohne mit den Wimpern zu zucken Frauen und Kinder bombardieren lässt. Er erscheint auch als Feigling.
Auch Populisten lernen dazu. Fox-News-Moderator Tucker Carlson, der noch vor einer Woche die rhetorische Frage stellte, weshalb er eigentlich Russland hassen müsse, hat nun seine Antwort bekommen. Er hat auch blitzartig umgestellt und verurteilt inzwischen ebenfalls die grausame Invasion. Die Tatsache, dass zwei Drittel der Amerikaner sich gegen Putin stellen und vom Kongress fordern, die Sanktionen zu verabschieden, dürfte bei der Meinungsfindung geholfen haben.
Sahra Wagenknecht, die ebenfalls noch vor kurzem vollmundig erklärt hatte, Putin werde niemals die Ukraine angreifen, ist verstummt. Selbst unser Roger Köppel, der noch in der letzten Ausgabe der «Weltwoche» den russischen Präsidenten als den «Missverstandenen» beklagte und auf peinlichste Art und Weise abfeierte, muss nun zähneknirschend zurückbuchstabieren.
Beim Online-Portal «infosperber» wenden sich mittlerweile die eignen Leute gegen die Moskau-hörige Fraktion; beim Verlagshaus Ringier werden wohl Krisensitzungen auf höchster Ebene abgehalten, um abzuklären, wie man den Putin-Freund und Berater Gerhard Schröder möglichst schnell loswerden kann.
Es läuft bisher schlecht für Putin. Leider ist das nicht unbedingt ein Grund, zu jubeln. Der russische Präsident wird nicht klein beigeben. Er wird vielmehr noch grausamer vorgehen. Bereits deutet er ja an, selbst Atomwaffen einzusetzen. Wir müssen uns daher noch auf einiges gefasst machen.
Intelektueller Rechtspipulist.
Subventionierter Kleinverleger.
SVP-Spitzenpolitiker.
Putin-Versteher.
Ewige Schande für unser Land.
Wenn ich diesen dem Trump-Bericht von heute Morgen und die darin zitierten Trumpisten gegenüberstelle, so sehe ich zwei diametrale Aussagen.
Als Optimist will ich glauben, dass der Krieg in der Ukraine die Populisten entlarvt und viele Mitläufer zu Denken beginnen.
Wenn dieser Feigling und Mörder Eier hätte, würde er sich Mann gegen Mann im Kampf gegen einen der Klitschkos stellen.