Elvis Presley litt unter chronischer Verstopfung und schluckte massenhaft Medikamente. Im Alter war der Rockstar daher fett und aufgedunsen. Als er seine Hits wie «Love Me Tender» und «Hound Dog» im fortgeschrittenen Alter in Las Vegas abnudelte, wirkte das ehemalige Sex-Symbol eher peinlich denn attraktiv.
Donald Trump scheint unter dem gleichen Symptom zu leiden. Aufgeschreckt durch den Erfolg von Kamala Harris, kramt er ebenfalls seine alten Hits von 2016 wieder hervor, in der Hoffnung, einen bereits sicher geglaubten Wahlsieg in trockene Tücher zu bringen. Dabei wirkt der alternde Präsident ebenfalls zunehmend peinlich, oder wie die Demokraten es neuerdings nennen, «weird» (komisch).
Ein typisches Beispiel dieser «weirdness» lieferte Trump an einem Auftritt vom vergangenen Samstag in Atlanta. Er trat am gleichen Ort wie Tage zuvor seine Rivalin Harris auf und beschimpfte gleich zu Beginn seiner Rede den Gastgeber, die Georgia State University. Das war zunächst einmal enorm unhöflich, doch was danach folgte, war äusserst dumm. Der Ex-Präsident beleidigte Brian Kemp, den Gouverneur von Georgia, ausführlich und aufs Übelste. Dabei gilt es zu beachten: Kemp ist ein konservativer Republikaner.
Was hat Trump zu dieser unseligen Attacke angestachelt? 2020 hat der Ex-Präsident die Wahl im «Pfirsich-Staat» sehr knapp verloren, mit 11’780 Stimmen, um genau zu sein. Deshalb forderte er Kemp und dessen Staatssekretär Brad Raffensberger auf, ihm diese Stimmen nachträglich zu besorgen. Die beiden weigerten sich und handelten sich so den ewigen Hass von Donald Trump ein.
Trotzdem hat Kemp seine Wiederwahl als Gouverneur gewonnen, ganz im Gegensatz zu Herschel Walker, dem von Trump unterstützten Kandidaten für den Senat.
Georgia ist ein Swing State, wer dort gewinnt, hat gute Chancen, auch ins Weisse Haus einzuziehen. Den republikanischen Gouverneur anzugreifen, ist daher so ungefähr das Dümmste, was Trump machen kann – doch genau das tat er.
Trump nannte Kemp spöttisch «little Brian» und machte ihn für eine angeblich hohe Kriminalität in Georgia verantwortlich. «Er ist ein schlimmer Typ», so Trump. «Er ist nicht loyal und ein sehr durchschnittlicher Gouverneur.» Schlimmer noch, der Ex-Präsident griff auch die Ehefrau Kemps an, so wie er es in den Vorwahlen 2016 mit der Gattin von Ted Cruz tat. Sie habe sich seinerzeit für die Unterstützung für ihren Gatten bedankt, doch jetzt wende sie sich von ihm ab, klagte Trump und erklärte höhnisch, er brauche ihre Unterstützung eh nicht.
Kemp reagierte gelassen auf die Angriffe des Ex-Präsidenten. «Ich konzentriere mich darauf, die Wahlen gegen Kamala Harris zu gewinnen und nicht darauf, andere Republikaner anzugreifen», liess er per X mitteilen. «Sie, Herr Präsident, sollten das Gleiche zu – und meine Familie in Ruhe lassen.»
Die Attacke auf Kemp zeigt, wie sehr Trump im Begriff ist, die Nerven zu verlieren. Ganz unverständlich ist dies nicht, zu rasch haben sich die Umstände zu seinen Ungunsten verändert. Der Mann ist schliesslich 79 Jahre alt und nicht mehr sehr flexibel.
Den Wandel der letzten Wochen kann man mit einem Vergleich aus dem Fussball verdeutlichen: Nach dem versuchten Attentat gingen die Republikaner mit einem Drei-zu-Null-Vorsprung in die Pause, respektive ihren Parteitag. Nach der Pause machten die Demokraten jedoch diesen Vorsprung im Nu wett und die Republikaner haben – wegen der verunglückten Wahl von JD Vance zum Vize – nur noch zehn Mann auf dem Platz.
Sicher, auch mit zehn Mann kann man ein Spiel noch gewinnen. Nicht aber, wenn man sämtliche Ratschläge des Trainers, respektive der Wahlkampf-Manager in den Wind schlägt. Genau dies tut Trump wiederum: Zur wachsenden Besorgnis der Republikaner kritisiert er Harris nicht etwa wegen ihrer Politik – vor allem wegen der Immigration und der Inflation –, sondern er greift sie wegen ihrer Hautfarbe und ihres Geschlechts an.
An einer Veranstaltung vor schwarzen Journalisten erklärte er, Harris sei gar nicht schwarz, sondern ein Mischling. Mit der Behauptung, sie habe einen unterdurchschnittlichen Intelligenzquotienten, spielt er unterschwellig auf ihr Geschlecht an. Diese Anschuldigung ist sehr schlecht angekommen. Selbst aus den eigenen Reihen wird verhaltene Kritik und die Forderung laut, der Ex-Präsident solle sich auf die Politik konzentrieren.
Trump lässt dies kalt. Er glaubt offenbar, dass seine Rezepte aus dem Wahlkampf von 2016 ihn auch diesmal zum Erfolg tragen werden. Auf die Idee, dass er damit einen «fat Elvis moment» erlebt, kommt er selbst im Traum nicht.