Sammelklage gegen Australiens Armee wegen sexueller Gewalt
Wegen mutmasslich weit verbreiteter sexueller Übergriffe, Belästigungen und Diskriminierung in den australischen Streitkräften haben mehrere ehemalige und aktive Soldatinnen eine Sammelklage eingereicht.
Das Verfahren wurde jetzt vor dem Bundesgericht in Sydney offiziell gestartet. Die Klägerinnen werfen der Armee, Marine und Luftwaffe systematische Gewalt und Vertuschung über Jahrzehnte hinweg vor. Beobachter sprechen bereits von einer «wegweisenden Klage».
Sie wird von der Kanzlei JGA Saddler in Brisbane geführt, die damit rechnet, dass sich Tausende betroffene Frauen beteiligen werden. Sie gilt für alle, die zwischen November 2003 und Mai 2025 in der Australian Defence Force (ADF) dienten, wie der Sender ABC berichtete.
Grapschen und Küssen
Angeführt wird der Rechtsstreit von vier Hauptklägerinnen aus unterschiedlichen Bereichen der australischen Streitkräfte, deren Namen aus juristischen Gründen nicht veröffentlicht wurden. Zu ihren Geschichten gehört, dass sie gewaltsam an eine Wand gedrückt sowie abends beim Ausgehen, aber auch im Dienst begrapscht und geküsst worden seien.
«Diese Frauen befinden sich in einem unsicheren Arbeitsumfeld, das von sexueller Gewalt, sexuellen Übergriffen und Diskriminierung durchzogen ist», sagte Kanzleichef Joshua Aylward. «Die grösste Sicherheitsbedrohung für weibliches ADF-Personal ist oft nicht der Krieg – es ist die Gefahr sexueller Gewalt am Arbeitsplatz.»
«Wir vergewaltigen Frauen wie dich»
Eine der Betroffenen, die 13 Jahre in der Marine diente, berichtete, dass ihr Vorgesetzter sie über Monate schikaniert habe – bis er ihr schliesslich drohte und gesagt habe: «Wir nehmen Frauen mit nach draussen und vergewaltigen Frauen wie dich, damit sie sich an die Regeln halten.» Eine andere Betroffene, heute Vorsitzende einer Opferinitiative, sagte: «Es war, als ob die Schande auf einem lastete. Alles wurde geheim gehalten. Niemand sprach darüber.» Sie fügte hinzu, dass die sexuellen Übergriffe unabhängig von Alter und Rang fast jede Frau treffen würden.
Sollte die Klage erfolgreich sein, könnte sie als Präzedenzfall dienen – und vielen Betroffenen späte Genugtuung verschaffen. Die australische Armee erklärte in einer Stellungnahme, man wisse von dem Rechtsstreit, habe aber bislang keine Klageschrift erhalten. «Alle Angehörigen der Streitkräfte haben ein Recht auf Respekt und verdienen ein positives Arbeitsumfeld in der ADF. Für sexuelle Gewalt oder Fehlverhalten gibt es in der ADF keinen Platz», teilte ein Sprecher mit. (sda/dpa)
