Statt Service Citoyen: Diese Länder losen Rekruten aus
Die Service-citoyen-Initiative fordert einen Bürgerdienst für alle, und zwar für Allgemeinheit und Umwelt. Das könnte entweder ein Dienst bei der Armee oder im Zivilschutz sein oder ein gleichwertiger und anerkannter Milizdienst. Als Beispiele werden etwa Katastrophenschutz, Cyberabwehr, Bildung und das Gesundheitswesen genannt.
International gibt es auch andere Modelle. In einigen Staaten mit Wehrpflicht wird die Auswahl von Rekruten nicht einfach durch automatische Einberufung aller potenziellen Alterskohorten vorgenommen, sondern durch ein selektives Los- oder Zufallsverfahren, insbesondere dort, wo die Zahl der Anspruchsberechtigten grösser ist als die Kapazität des Militärs. Zudem diskutieren manche Staaten eine Rückkehr oder Modifizierung des Wehrdienstes mit Losverfahren, um Freiwilligendienste zu ergänzen.
Deutschland liebäugelt aktuell mit dem Modell. Diese Länder losen bereits Rekruten aus:
Thailand
Thailand praktiziert jährlich ein Losverfahren zur Einberufung junger Männer. Wer keinen Freiwilligenstatus beansprucht, nimmt an einer Ziehung mit roten und schwarzen Karten teil: Eine rote Karte bedeutet Einberufung, eine schwarze Karte Befreiung.
Die thailändischen Streitkräfte sind relativ gross: In einem Jahr (2018) wurden über 500'000 Männer zur Auswahl zugelassen. Der jährliche Bedarf lag bei etwa 104'000 Rekruten, wovon viele durch das Losverfahren bestimmt wurden.
National Service in Thailand. If they draw black, they get exempted, if they draw red, they have to serve in the military. Several young men were so nervous they fainted from the relief of drawing black pic.twitter.com/G6gNAtx7Lx
— @ (@anthraxxxx) April 7, 2024
Mexiko
In Mexiko werden angehende Wehrpflichtige mittels eines Losverfahrens ausgewählt. Männer, die 18 Jahre alt werden, ziehen eine Karte in einer Farbe – «schwarz» bedeutet, dass sie als Reservisten «in Bereitschaft» verbleiben, ohne aktiv dienen zu müssen. Mit «weiss» werden sie direkt einberufen und leisten einen einjährigen Dienst.
Die aktive Truppenstärke Mexikos beträgt mehrere Zehntausend.
Litauen
Litauen hatte seine Wehrpflicht 2008 ausgesetzt, führte sie aber ab 2015 wieder ein, wobei ein Teil der Rekruten per Zufallsauswahl («Lottery») bestimmt wird. Jährlich werden in Litauen rund 3'500 Personen (künftig 4'000) im Alter von 18 bis 23 Jahren per Los ausgewählt, um neun Monate Wehrdienst zu leisten. Die litauischen Landstreitkräfte (Land Forces) bilden einen Teil der Gesamtstreitkräfte des Landes.
Dänemark
In Dänemark ist das Losverfahren Teil des Systems, wenn nicht genügend Freiwillige zur Verfügung stehen. Seit Juli 2025 sollen auch Frauen in das Losverfahren einbezogen werden. Die dänischen Streitkräfte haben eine aktive Komponente sowie Reservisten. Für die Armee allein sind etwa 25'400 aktive Soldaten angegeben, plus Reservisten.
In Diskussionen im nordischen und baltischen Raum wird immer wieder das Modell der selektiven oder losbasierten Einberufung erwähnt, etwa in Estland und Finnland, wenn Freiwilligensysteme an Grenzen stossen.
(rbu/t-online/sda)