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Schwierige Öl-Bergung vor Jemen gelungen – Katastrophe abgewendet

Schwierige Öl-Bergung vor Jemen gelungen – Katastrophe abgewendet

11.08.2023, 21:46
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Im Roten Meer ist unter Leitung der Vereinten Nationen eine beispiellose Umweltkatastrophe abgewendet worden. Mit einem hochgefährlichen Einsatz ist es gelungen, von dem schrottreifen Tanker «FSO Safer» die gesamte Ladung von mehr als einer Million Barrel Öl abzupumpen, wie das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) am Freitag mitteilte.

epa10767894 A view on the decaying FSO Safer supertanker moored in the Red Sea off the coast of the western Hodeidah province, Yemen, 15 July 2023 (issued 25 July 2023). The United Nations began on 25 ...
Der Tanker «FSO Safer».Bild: keystone

Das 47 Jahre alte Schiff liegt vor der Küste des Bürgerkriegslandes Jemen. Es wurde seit Jahren nicht mehr gewartet. Es drohte auseinanderzubrechen oder zu explodieren. «Wir haben eine tickende Zeitbombe entschärft», sagte UNDP-Chef Achim Steiner der Deutschen Presse-Agentur.

US-Aussenminister Antony Blinken und der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake, Sullivan, begrüssten die geglückte Aktion. Damit sei eine Ölpest verhindert worden, «die grosse ökologische, wirtschaftliche und humanitäre Schäden verursacht hätte», so Sullivan. Auch ein Sprecher der Vereinten Nationen in New York erklärte im Namen von UN-Generalsekretär António Guterres: «Damit wurde eine möglicherweise monumentale Katastrophe für Umwelt und Menschen abgewendet.» Aussenministerin Annalena Baerbock erklärte: «Die Rettungsaktion vor Jemens Küste unter Leitung der Vereinten Nationen hat gezeigt was möglich ist, wenn die internationale Gemeinschaft gemeinsam anpackt.»

Trotz des Etappensiegs braucht das UNDP dringend Geld für eine saubere Verschrottung des Tankers. Steiner kritisiert die bislang wenig spendable Öl- und Gasindustrie scharf. «Dass Öl- und und Gasgesellschaften, die ein Rekordjahr mit Gewinnen in Milliardenhöhe hinter sich haben, sich nicht in der Lage sehen, sich zu beteiligen, ist peinlich und schwer nachzuvollziehen», sagte Steiner der dpa. Er habe die Chefs von mehreren Firmen nun angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Das UNDP habe schon Vorschüsse leisten müssen und dafür Geld aus Töpfen nehmen müssen, das nun nicht mehr für humanitäre Projekte zur Verfügung stehe.

Die gesamte Aktion inklusive Verschrottung der 350 Meter langen «Safer» kostet etwa 143 Millionen Dollar (rund 130 Millionen Euro). Dem UNDP fehlen rund 20 Millionen Dollar.

«Mit dem Abschluss des Umpumpens ist eine der grössten drohenden ökologischen Katastrophen vermieden worden», sagte Steiner. Ein Unglück auf der «Safer» hätte jahrzehntelange Folgen gehabt. Das Schiff wäre zu einem Symbol für verheerende Umweltschäden geworden wie einst die «Exxon Valdez». Der Tanker war 1989 vor Alaska auf Grund gelaufen. Die daraus resultierende Ölpest gilt bis heute als grösste Umweltkatastrophe der internationalen Schifffahrt. «Durch das, was wir in den letzten Wochen geschafft haben, wird sich in einigen Monaten Gott sei Dank niemand mehr an den Namen »Safer« erinnern.»

Das Öl befindet sich nun auf dem Tanker «Yemen» (nach der englischen Schreibweise des Bürgerkriegslandes). Das UNDP hatte ihn eigens für die Aktion gekauft. Auf der «Safer» müssen jetzt mit Meerwasser die Tanks gesäubert werden. Das Wasser wird auch auf der «Yemen» gelagert. Verträge darüber, wo die «Safer» anschliessend verschrottet wird, stehen nach Angaben Steiners kurz vor dem Abschluss.

Die «Yemen» bleibt in jemenitischen Gewässern. Beide Seiten des Konflikts hätten im Prinzip zugestimmt, dass das Öl verkauft wird und der Erlös den Menschen zugute kommt, so das UNDP. Die Situation im Land gilt als eine der grössten humanitären Katastrophen der Welt. Der Bürgerkrieg begann 2014, als Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes überrannten. Er ist bis heute ungelöst. Mehr als drei Viertel der gut 30 Millionen Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Vorstellbar wäre aus UN-Sicht, dass der Erlös aus dem Verkauf des Öls in einen Sonderfonds unter UN-Aufsicht fliesst. Der Fonds könnte das Geld nach vorher von allen Seiten vereinbarten Prinzipien verteilen. Verhandlungen über die Modalitäten des Ölverkaufs stehen noch aus. Das UNDP behält bis Ende des Jahres die Aufsicht über die «Safer» und wird Spezialisten der staatlichen jemenitischen Ölgesellschaft für die Wartung des Tankers «Yemen» ausbilden. (sda/dpa)

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Joe Smith
12.08.2023 00:20registriert November 2017
Dass Öl- und und Gasgesellschaften sich nicht an den Kosten beteiligen, ist sogar sehr gut nachvollziehbar. Es wäre im Gegenteil schwer nachvollziehbar, würden sie plötzlich ein Gewissen entdecken.
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Bächli
11.08.2023 23:41registriert März 2020
Endlich wieder mal gute Nachrichten 😊
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c_meier
11.08.2023 23:41registriert März 2015
Danke allen, die da beteiligt waren.
und tatsächlich etwas peinlich, dass die Öl-Firmen anscheinend keinen Rappen überwiesen haben...
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