Tausende veröffentlichte Dokumente haben erneut die katastrophale Lage von Flüchtlingen auf der Pazifikinsel Nauru aufgezeigt. Die Darstellungen bringen Australien in Erklärungsnot.
Die Zeitung «The Guardian Australia» veröffentlichte am Mittwoch Auszüge von mehr als 2100 Berichten, die das Personal in dem Lager auf Nauru anfertigte. Dokumentiert sind demnach etliche Fälle von sexuellen Übergriffen, Kindesmissbrauch und Selbstverletzungen. In mehr als der Hälfte der Fälle seien die Opfer Kinder.
Schon mehrfach hatten Menschenrechtsgruppen in der Vergangenheit auf die unwürdige Unterbringung der Menschen auf Nauru sowie auf der Pazifikinsel Papua-Neuguinea hingewiesen. Dorthin lässt Australien alle Bootsflüchtlinge bringen, die grundsätzlich nicht ins Land gelassen werden.
Auch wenn ihr Asylantrag angenommen wird, müssen die Flüchtlinge dort bleiben. Immer wieder wird Australien für seine harte Einwanderungspolitik kritisiert.
In den nun der Zeitung zugespielten Dokumenten ist unter anderem die Rede von einem Knaben, dem Wärter mit dem Tod drohten, und von einer jungen Frau, die für eine längere Dusche sexuelle Dienste erbringen sollte.
Eine Frau soll versucht haben, sich zu erhängen, ein Mädchen nähte sich den Berichten zufolge aus Protest gegen ihre Behandlung die Lippen zu. Ein weiteres Mädchen schrieb im Jahr 2014 in ihr Schulbuch, dass sie müde sei, das Lager nicht möge und «sterben will».
Australiens Premierminister Malcolm Turnbull erklärte, das veröffentlichte Material werde untersucht. Die Regierung betonte indes auch, dass es sich bei den Berichten um Anschuldigungen und nicht um Fakten oder Ermittlungsergebnisse handle. Das Land werde Nauru weiterhin dabei unterstützen, für das Wohlergehen der Flüchtlinge auf der Insel zu sorgen.
Die Organisation Amnesty International, die in der Vergangenheit schon mehrfach die Zustände in den Lagern kritisiert hatte, forderte erneut ein Ende der australischen Internierungspolitik. Alle Flüchtlinge und Asylsuchenden auf den Inseln müssten «sofort umgesiedelt» werden, erklärte die Organisation.
Auch das Kinderhilfswerk UNICEF Australien forderte eine andere Lösung. Es gebe mittlerweile «unstrittige, gehäufte Beweise» dafür, dass Kinder auf Nauru nicht sicher seien. (leo/sda/afp)