International
Bundestagswahl

Grüne beraten über Kurs – Röttgen mäkelt an Laschets Team-Auswahl

Grüne beraten über Kurs – Röttgen mäkelt an Laschets Team-Auswahl

02.10.2021, 09:1202.10.2021, 16:10
Mehr «International»
Die Co-Vorsitzenden der Gr
Die Co-Vorsitzenden der Grünen, Robert Habeck und Annalena Baerbock, beim digitalen Bundesparteitag der Partei.Bild: sda

Die Grünen wollen an diesem Samstag bei einem Parteitag (11.00 Uhr) den weiteren Kurs in den Beratungen über eine Regierungsbildung für Deutschland erörtern. Mit den Gesprächen sollen die etwa 100 Delegierten in Berlin die zehnköpfige engere Sondierungsgruppe um die beiden Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck betrauen. Der Parteitag soll ferner das 14 weitere Grüne umfassende, erweiterte Sondierungsteam einsetzen. Nach Friedrich Merz meldete sich derweil mit Norbert Röttgen der zweite prominente CDU-Politiker mit Kritik zu Wort, unter anderem an der Besetzung des sogenannten «Zukunftsteams» des Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet.

Die engeren Sondierungsteams von Grünen und FDP hatten bereits am Freitag über eine gemeinsame Beteiligung an der neuen Bundesregierung beraten. Anschliessend demonstrierten Vertreter beider Parteien Einigkeit. Am Wochenende stehen für sie Gespräche mit der SPD, stärkste Kraft nach der Bundestagswahl vom vergangenen Sonntag, und der zweitplatzierten Union an. Diese streben jeweils ein Bündnis mit Grünen und FDP an – also entweder eine sogenannte Ampelkoalition unter Führung der SPD oder ein sogenanntes Jamaika-Bündnis unter Führung der Union. Die Grünen waren bei der Abstimmung drittstärkste Kraft geworden, die FDP landete auf Platz vier. Neben der SPD hatten auch die beiden letzteren an Zustimmung gewonnen.

«Wir leiten aus dem Wahlergebnis einen klaren Auftrag ab, Verantwortung für die Gestaltung des Landes zu übernehmen und eine progressive Regierung zu bilden», heisst es im Leitantrag des Grünen-Bundesvorstands zum Parteitag. «Ein Weiter-so können wir nicht zulassen. Die nächste Bundesregierung muss eine Klimaregierung sein.»

epa09499749 Christian Lindner, lead candidate of the German Free Democrats (FDP), answers media questions after exploratory talks in Berlin, Germany, 01 October 2021. Greens and FDP met in search for  ...
FDP-Chef Lindner «fühlt sich beauftragt, einen neuen Aufbruch zu organisieren».Bild: keystone

FDP-Chef Christian Lindner hatte am Freitag nach dem Treffen mit den Grünen-Sondierern gesagt: «Wir fühlen uns gemeinsam beauftragt, in Deutschland einen neuen Aufbruch zu organisieren.» Zu Inhalten äusserten sich beide Seiten nach dem Treffen nicht konkret. Lindner sagte allerdings, dass es in den Bereichen Klimaschutz und Finanzen «zweifelsohne Unterschiede» gebe. In den Gesprächen gehe es nun darum, «wie das gemeinsam Trennende überwunden werden kann, welche Brücken gebaut werden können».

Die Gespräche über eine Regierungsbildung gehen am Wochenende weiter: Am Sonntag wollen erst SPD und FDP miteinander sprechen, dann SPD und Grüne. Die Union hat sich für Sonntagabend mit der FDP und für kommenden Dienstag mit den Grünen zu Sondierungsgesprächen verabredet.

Vor dem Beginn ihrer Gespräche betonte die SPD ihren Willen zu zügigen Resultaten. «Ich glaube, es kann gelingen, schnell zu guten Ergebnissen zu kommen», sagte Fraktionschef Rolf Mützenich der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Er gehe mit Zuversicht in die Gespräche. «Wir werden uns alle auf Augenhöhe begegnen», sagte er. «Deutschland braucht jetzt Fortschritt.» Mützenich ist im sechsköpfigen Verhandlungsteam um Kanzlerkandidat Olaf Scholz dabei.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) mahnte derweil Geschlossenheit in der Union an. «Rund ein Viertel der Menschen im Land haben uns gewählt. Sie erwarten zu Recht, dass wir das in uns gesetzte Vertrauen rechtfertigen», sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). «Von Ränkespielen hat am Ende niemand etwas.»

So reagieren die Parteien auf die Resultate der Bundestagswahl

Video: watson/een

Der CDU-Wirtschaftsexperte Friedrich Merz war zuvor in den Funke-Zeitungen hart mit seiner Partei ins Gericht gegangen. Er hielt ihr unter anderem vor, denkfaul geworden zu sein. Die «Bild» berichtete zudem, er halte sich unter bestimmten Bedingungen eine erneute Kandidatur für den Vorsitz seiner Partei offen. Merz war Laschet im Rennen um den CDU-Vorsitz unterlegen.

Im «Tagesspiegel» legte nun der Aussenexperte Norbert Röttgen nach. Er kritisierte unter anderem Laschets Auswahl für dessen sogenanntes «Zukunftsteam» und inhaltliche Schwächen im Unionswahlkampf. Röttgen mahnte eine umfassende Aufarbeitung der Wahlniederlage an, gleich ob die Union eine neue Regierung anführt oder in die Opposition geht.

epa09493178 German CDU Member of Parliament and Chairman of the Foreign Affairs Committee Norbert Roettgen leaves after a meeting of the regional North Rhine-Westphalia faction group prior to a factio ...
Da lächelt er noch: CDU-Aussenexperte Röttgen ist aber nicht happy mit Laschets Team-Auswahl.Bild: keystone

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sagte der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag): Sei die Frage der Regierungskoalition entschieden und die Union müsse in die Opposition, dann sei die Situation eine andere. «Dann – und da sind sich alle einig – kommt alles auf den Prüfstand.» Aber diese Reihenfolge müsse eingehalten werden. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Bundeskanzler Deutschlands
1 / 10
Die Bundeskanzler Deutschlands
Deutschlands erster Bundeskanzler nach dem Zweiten Weltkrieg: Konrad Adenauer (CDU) wird 1949 gewählt. Er verabschiedet sich 1963 nach dreifacher Wiederwahl freiwillig von seinem Amt.
quelle: keystone
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das sind die witzigsten Merkel-Momente
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
SVP will Benzin und Diesel verbilligen, Rösti-Departement übt Kritik – die Sonntagsnews
Weniger Solarstrom aus den Alpen, rechtsextreme Verbindungen der Jungen SVP und gestrichene Sendungen von SRF Kultur: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.

Der Energiekonzern Axpo hat die Prognosen zur Stromproduktion von alpinen Solaranlagen deutlich nach unten geschraubt. Statt mit zwei Terawattstunden rechnet Axpo kurzfristig noch mit einem Viertel der angestrebten Menge, wie die «SonntagsZeitung» einer neuen Schätzung entnahm. Die langfristige Produktionsprognose reduzierte der Konzern demnach gar um den Faktor 10. Das sei nicht einmal die Hälfte dessen, was sich die Politik bereits für 2030 versprochen habe. Grund seien in erster Linie die höheren Baukosten im hochalpinen Gelände. Energieminister Albert Rösti kenne das Problem. Doch wolle er weiterhin auf die alpine Solarkraft setzen. «Jede Anlage, die gebaut wird, leistet einen Beitrag», sagte er.

Zur Story