Eine chinesische Weltraumrakete ist über Südostasien abgestürzt. Die Trägerrakete vom Typ «Langer Marsch 5B» sei am Samstag über dem Indischen Ozean in die Erdatmosphäre eingetreten, teilte die Weltraum-Abteilung der US-Armee auf Twitter mit. Laut späteren chinesischen Angaben stürzten die Überreste der Rakete in Südostasien ins Meer. Die Nasa kritisierte die zögerliche Kommunikation Chinas.
In einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung gab die chinesische Weltraumbehörde Koordinaten für ein Einschlagsgebiet in der Sulu-See, knapp 60 Kilometer vor der Ostküste der philippinischen Insel Palawan an. «Die meisten Bauteile wurden beim Wiedereintritt abgetragen und zerstört», hiess es.
Die malaysische Raumfahrtbehörde teilte mit, sie habe Raketentrümmer beobachtet, die beim Wiedereintritt in die Atmosphäre in Brand geraten seien, bevor sie in die Sulu-See nordöstlich der Insel Borneo stürzten.
Nasa-Chef Bill Nelson hatte Peking am Samstag vorgeworfen, es sei unverantwortlich und riskant, keine Informationen über die Flugbahn der Rakete zu veröffentlichen. «Alle Raumfahrtnationen sollten sich an bewährte Praktiken halten» und wichtige Informationen zeitig weitergeben, erklärte er auf Twitter. Insbesondere bei Raketen wie «Langer Marsch 5B» bestehe durch Trümmerteile ein «erhebliches Risiko für den Verlust von Menschenleben und Eigentum».
The People’s Republic of China did not share specific trajectory information as their Long March 5B rocket fell back to Earth.
— Bill Nelson (@SenBillNelson) July 30, 2022
All spacefaring nations should follow established best practices, and do their part to share this type of information in advance to allow…
Beim Eintritt in die Atmosphäre entsteht immense Hitze und Reibung, was in der Regel dazu führt, dass eintretende Objekte verglühen und sich auflösen. Grössere Objekte – wie schwere Trägerraketen – werden jedoch möglicherweise nicht vollständig zerstört. Im Jahr 2020 waren Trümmer einer chinesischen Rakete über der Elfenbeinküste abgestürzt und hatten in einigen Dörfern Schäden angerichtet. Verletzten oder Todesopfer gab es keine.
Mit der nun abgestürzten Rakete war am vergangenen Sonntag das unbemannte Modul «Wentian» ins All gebracht worden, das zweite von drei Modulen für die chinesische Raumstation «Tiangong». Die Raumstation soll gegen Ende Jahr voll funktionsfähig sein und eine Lebensdauer von zehn Jahren haben. Die Volksrepublik hat in den vergangenen Jahren Milliardensummen in ihre Raumfahrtprogramme gesteckt, um zu den USA und Russland aufzuschliessen.
(yam/sda/afp)