Schweiz
Armee

Bundesrat Pfister warnt: Es gab bereits Drohnenüberflüge in der Schweiz

Bundesrat Martin Pfister posiert vor einer Drohne, anlaesslich einer Medienkonferenz des VBS mit einer Praesentation zum Aufklaerungsdrohnensystem 15 (ADS 15) vom Donnerstag, 4. September 2025 bei der ...
Bundesrat Martin Pfister warnt vor zunehmenden sicherheitspolitischen Risiken für die Schweiz.Bild: keystone

«Leider ja. Es gab bereits Drohnenüberflüge»

Der Schweizer Verteidigungsminister sagt, als Nichtmitglied der NATO sei die Schweiz potenziell erpressbar und müsse enger mit Partnern kooperieren.
02.10.2025, 10:0902.10.2025, 13:26

Bundesrat Martin Pfister hat in der «Neuen Zürcher Zeitung» vor wachsenden sicherheitspolitischen Risiken für die Schweiz gewarnt. Im Interview sprach der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) auch über Drohnenflüge über die Schweiz und mangelnde Armeebestände sowie den Kauf der F-35-Kampfjets.

Leider herrsche bei den Drohnen-Abwehrsystemen noch grosser Nachholbedarf. «Die Armee und Armasuisse arbeiten deshalb sehr engagiert an Lösungen und werden bald entsprechende Systeme vorschlagen», sagte Pfister.

ARCHIVBILD ZUR BEREINIGUNG DER VERTRAEGE FUER DEN F-35 MIT DER US-REGIERUNG --- A Lockheed Martin F-35A fighter jet is pictured prior to a takeoff during a test and evaluation day at the Swiss Army ai ...
Eine F-35 auf dem Flugplatz in Payerne.Bild: keystone

Auf die Frage, ob Drohnenangriffe, zum Beispiel auf künftige F‐35‐Standorte realistisch seien, sagte Pfister:

«Leider ja. Es gab bereits Drohnenüberflüge, von denen wir allerdings nicht genau wissen, wer dahintersteckt. Der Schutz der F-35-Standorte ist Teil der Verträge mit den USA. Wir müssen gezielt in Massnahmen zur Erkennung und Abwehr investieren.»
Bundesrat Martin Pfister
Mehrmals Drohnen über Militärgelände gesichtet
Man habe im laufenden Jahr mehrmals Mini-Drohnen über Militärgelände oder in der Nähe von Truppenübungen ausserhalb von Übungsplätzen festgestellt, teilte die Schweizer Armee am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.

Über die Anzahl der Vorfälle, deren Verlauf oder das Vorgehen bei der Lokalisierung von Piloten kommuniziere die Armee aus operativen Gründen aber nicht, hiess es weiter.

Die Militärpolizei erhebe in Zusammenarbeit mit der zivilen Polizei die Daten der Piloten und prüft aufgrund des Tathergangs, ob es sich um einen Spionageflug, eine Störaktion, oder einfach um einen Zufallsflug gehandelt habe. Die Eröffnung eines möglichen Verfahrens werde gemäss den rechtlichen Vorgaben geprüft. (sda/cma)

Armee braucht grössere Bestände

Laut Pfister mangelt es in der Armee nicht an Konzepten, aber an Beständen: «Munition, Systeme, Ausrüstung. Immerhin ist mittlerweile vieles finanziert oder in Vorbereitung.» Die Schweizer Armee funktioniere in vielen Bereichen viel besser, als man meine. «Aber wir haben grossen Nachholbedarf.» Auch zur Luftverteidigung brauche die Armee grössere Bestände, denn leider seien die Reserven ungenügend.

Auf die Frage, ob es eine andere Möglichkeit wäre, die Zahl der F-35 zu reduzieren und stattdessen einen anderen Flugzeugtyp zu kaufen, sagte Pfister: «Wir prüfen auch diese und weitere Varianten.»

Schweiz neigt zu Verdrängung von Gefahr

Pfister zog im Interview Parallelen zu den 1930er-Jahren und sagte, man neige auch heute dazu, Gefahren zu verdrängen. In der ersten Hälfte des Jahrzehnts habe auch die Schweiz die Kriegsgefahr damals verdrängt. «Erst in der zweiten Hälfte begann man sich vorzubereiten.»

Krieg beginne heutzutage selten mit einer formellen Erklärung, er schleiche sich in Form hybrider Angriffe ein, sagte Pfister:

«Mit Drohnen, Luftraumverletzungen, Cyberattacken, Spionage oder politischer Einflussnahme. Wir müssen alles tun, damit aus einer hybriden Kriegssituation kein konventioneller Krieg wird.»
Bundesrat Martin Pfister

Als Nichtmitglied der NATO sei die Schweiz potenziell erpressbar und müsse enger mit Partnern kooperieren.

Man dürfe nicht vergessen, dass Sicherheit die Voraussetzung für den Wohlstand im Land sei. «Angesichts der verschlechterten Lage in Europa hat sie heute Priorität.»

(sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Geburt der Schweizer Luftwaffe
1 / 8
Die Geburt der Schweizer Luftwaffe
Leutnant Theodor Real und Adjutant Unteroffizier René Grandjean in einer Blériot XI auf der Berner Allmend im August 1914.
quelle: jacques keller, museum für kommunikation, bern, (fff_65725)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das ist die neue Aufklärungsdrohne der Schweizer Armee
Video: undefined
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
254 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Garp
02.10.2025 10:15registriert August 2018
Das kommt der CH ja früh in den Sinn, dass es bessere Abwehr, gegen Cyberattacken, Drohnenabwehr braucht. Vielleicht auch mal gewisses Botschaftspersonal rauswerfen. Die CH ist Drehscheibe für Spionage. Liegt auch schön zentral.
35218
Melden
Zum Kommentar
avatar
bbelser
02.10.2025 10:31registriert Oktober 2014
Schon seit 2007, aber spätestens seit 2014 ist die zunehmende russische Aggression offensichtlich.

Also: jetzt nicht mehr nur abwarten und beobachten, sondern zügig handeln.

Unsichere Partnerschaften (USA) beenden, vertrauenswürdige Partnerschaften (EU und NATO) intensivieren, als Botschaftspersonal getarnte russische Spione rauswerfen, keine überteuerten Luxuswaffen-Experimente, die in der realen Gefährdung nicht schützen.
26923
Melden
Zum Kommentar
avatar
T.M.M.
02.10.2025 10:22registriert September 2023
Bis 2035 haben wir dann etwas, aber noch ohne Munition, wegen dem Budget.
1769
Melden
Zum Kommentar
254
Autofahrer in Zürich geblitzt – darum kannst du beim Falschabbiegen gebüsst werden
Ein Autofahrer ist in Zürich an der Kreuzung Emil-Klöti-Strasse/Gsteigstrasse geblitzt worden, als er falsch abbog. Er wurde mit 100 Franken gebüsst. Werden Falschabbieger jetzt zur Kasse gebeten? Die Stadtpolizei erklärt, warum es eine Busse gab.
Bei der Kreuzung Emil-Klöti-Strasse/Gsteigstrasse im Zürcher Kreis 10 steht ein fest installierter Blitzer. Das weiss nun auch ein watson-User, der kürzlich von ihm erfasst wurde. Er war an der Kreuzung falsch abgebogen und vermutet deshalb, dass die Anlage neu auch Falschabbieger blitzt. Die Busse: 100 Franken. Rotlicht- und Geschwindigkeitsblitzer sind weit verbreitet, auch Lärmblitzer sind mittlerweile im Test. Doch Falschabbieger?
Zur Story