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Coronavirus stammt nicht aus dem Labor – zeigt diese neue Studie

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Das Coronavirus stellt(e) unsere Welt auf den Kopf.Bild: keystone

Studie aus Wuhan legt nahe, warum das Coronavirus wohl doch von Wildtieren stammt

20.09.2024, 13:13
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Jahrelang hielt die Corona-Pandemie die Welt im Griff – und fast fünf Jahre nach dem Ausbruch ist der Ursprung des Erregers Sars-CoV-2 noch immer nicht zweifelsfrei geklärt. Nun liefert eine Studie weitere Hinweise darauf, dass er ursprünglich von Wildtieren stammt, die auf dem Markt der chinesischen Millionenmetropole Wuhan gehandelt wurden, und dass er nicht aus einem in der Stadt befindlichen Labor entkam.

Das internationale Forschungsteam analysierte mehr als 800 Proben, die das Chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) ab dem 1. Januar 2020 in verschiedenen Arealen des Huanan Seafood Market in Wuhan genommen hatte. In der Umgebung des Marktes, auf dem auch Wildtiere angeboten wurden, waren Ende 2019 die ersten Covid-19-Fälle registriert worden. Kurz vor der Entnahme war der Markt geschlossen worden, sodass die Proben nicht direkt von Tieren stammen, sondern unter anderem von Böden, Oberflächen von Käfigen und Ständen sowie von Abwasserrinnen.

Insbesondere die Proben aus jenem Marktareal, wo Wildtiere gehandelt wurden, enthielten neben dem Erbgut von Tieren auch genetische Rückstände von Sars-CoV-2. Bei den Tieren handelte es sich unter anderem um Marderhunde, Schleichkatzen, Bambusratten und Stachelschweine, wie das Team im Fachblatt «Cell» schreibt. Insbesondere von Marderhunden ist bekannt, dass sie Coronaviren enthalten können.

«Viele Tierarten wurden von dem Markt entfernt, bevor die chinesischen CDC-Teams kamen, daher haben wir keinen direkten Nachweis dafür, dass die Tiere infiziert waren», sagt Ko-Autorin Florence Débarre von der Universität Sorbonne in Paris. Allerdings deute die gleichzeitige Präsenz von Tiererbgut und Sars-Cov-2-Rückständen in Proben darauf hin, dass Tiere auf diesem Markt infiziert gewesen seien.

epa08400760 A vendor wearing a mask sells meat on Xihua Farmer's Market in Guangzhou, Guangdong province, China, 04 May 2020. After the coronavirus Covid-19 outbreak China brought new regulations ...
Tote und lebendige Wildtiere mitten in Grossstädten: Willkommen auf Chinas «Wet Markets». Bild: EPA

Proben enthielten beide Gründungslinien von Sars-CoV-2

Dafür spricht zudem der Umstand, dass die Proben von dem Markt die beiden frühen Erregerlinien – genannt A und B – enthalten. Das Virus in einigen Proben liege sehr nahe an der rekonstruierbaren Ursprungsdiversität des Virus, kommentiert der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité, der nicht an der Studie beteiligt war, dieses Resultat. «Ausserdem wurden beide Gründungslinien der Pandemie auf dem Markt nachgewiesen.» Dies sei am besten damit zu erklären, dass der Erreger mehrmals vom Tier auf den Menschen übergesprungen sei.

«Wildtiere mit Viren mitten in Grossstädten mit hoher Bevölkerungsdichte mit Menschen in Kontakt zu bringen, zählt zu den riskantesten Dingen, die man tun kann.»
Michael Worobey von der University of Arizona

Allerdings: Einen Beweis für eine Herkunft des Erregers von Wildtieren liefert die Studie nicht – dafür hätte man direkte Proben von gehandelten Tieren benötigt, und die scheint es nicht zu geben. «Eine Häufung von positiven Proben an einem Marktstand, der Tiere verkauft hat, kann sowohl durch infizierte Menschen als auch durch infizierte Tiere erklärt werden», betont der Experte für Virenevolution Richard Neher von der Universität Basel, der ebenfalls nicht an der Studie beteiligt war. «Der grösste Teil der Virus-RNA in den Proben kommt wahrscheinlich von infizierten Menschen. Zu dem Zeitpunkt, als der Markt geschlossen wurde und die ersten Proben gesammelt wurden, waren vermutlich mehr als hundert Menschen auf dem Markt mit Sars-CoV-2 infiziert und haben sehr viel mehr Viren ausgeschieden als eventuell infizierte Tiere.» Erste Fälle von Covid-19 gab es vermutlich schon im November 2019.

Experte: «Funke an einem Pulverfass»

Dennoch deutet Ko-Autor Michael Worobey von der University of Arizona die Studienresultate als starke Indizien dafür, dass die Pandemie ursprünglich von Wildtieren ausging. Die Studie sei das letzte Stück in einem Puzzle, dessen Bild ohnehin bereits recht deutlich gewesen sei, betont er – und beschreibt das wahrscheinlichste Szenario. «Wildtiere mit Viren mitten in Grossstädten mit hoher Bevölkerungsdichte mit Menschen in Kontakt zu bringen, zählt zu den riskantesten Dingen, die man tun kann», betont er. Zwar habe nicht jedes Virus das Potenzial, eine Pandemie zu verursachen, aber potenziell sei dies, wie «einen Funken an ein Pulverfass» zu legen.

«Diese neuen Daten sind ein weiterer starker Hinweis darauf, dass die Covid-19-Pandemie mit Sars-CoV-2-infizierten Tieren begann, die südlich von Wuhan gefangen und auf dem Huanan-Tiermarkt gehandelt und geschlachtet wurden», sagt Friedemann Weber von der Universität Giessen, der ebenfalls nicht an der Studie beteiligt war. «Während des Transports und der Käfighaltung auf dem Markt konnte sich das Virus unter den Tieren ausbreiten und von diesen auf die Menschen des hochfrequentierten Marktes überspringen. Für das alternative Szenario, dass das Virus aus einem Labor entkommen wäre, gibt es keine solche Daten.»

Welche Tierart genau für das Überspringen des Virus auf den Menschen verantwortlich ist, lässt die Studie offen. Besonders wahrscheinlich sei dies für Marderhunde, Schleichkatzen, Bambusratten und Malaiische Stachelschweine, heisst es. (sda/dpa)

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68 Kommentare
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Schwiizergoof
20.09.2024 15:22registriert Juni 2022
War ja irgendwie abzusehen, wenn man bedenkt, wie viele Krankheiten mit „bush meat“ übertragen werden. Allerdings finde ich es auch höchst suspekt, wie China sich verhalten hat zum Thema unabhängige Untersuchungen. Wir werden die Wahrheit wohl nie wirklich erfahren.
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Swen Goldpreis
20.09.2024 14:12registriert April 2019
Der Sachbefund ist eigentlich immer noch der Gleiche. Biologisch gesehen war die Theorie mit den Wildtieren schon immer die wahrscheinlichste.

Betrachtet man aber, wie China sich politisch verhalten hat, also mit Vertuschen des Ausbruchs ganz am Anfang, mit dem Vernichten von anfänglichen Blutproben, mit dem Nichtzulassen einer Untersuchung bis 2 Jahre später alle Beweise weg waren, mit der nicht so ganz unabhängigen Zusammensetzung der WHO-Untersuchungsgruppe... All das ergibt nur Sinn, wenn China etwas zu vertuschen hat. Daher halte ich insgesamt die Labortheorie für wahrscheinlicher.
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