Bereits seit drei Wochen befindet sich Professor Marc van Ranst an einem geheimen Ort – der führende Virologe Belgiens ist im Visier eines rechtsextremen Scharfschützen. «Die Bedrohung ist sehr real», so van Ranst gegenüber «BBC News».
Er übertreibt nicht: Beim Scharfschützen handelt sich um den 46-jährigen Jürgen Conings, einem militärischen Schiessausbilder. Bewaffnet mit einem Maschinengewehr und einem Raketenwerfer hatte er vor drei Wochen seine Kaserne verlassen und sich vor dem Haus von van Rast auf die Lauer gelegt.
Der Virologe erinnert sich: «Der schwer bewaffnete Ex-Soldat stand drei Stunden lang in meiner Strasse, direkt vor meinem Haus und wartete darauf, dass ich von der Arbeit nach Hause komme.»
Bloss, van Ranst war zu diesem Zeitpunkt bereits zu Hause, er kehrte früher als üblich von der Arbeit zurück. Nun befindet er sich gemeinsam mit seinem 12-jährigen Sohn in einem geheimen Unterschlupf. Seit drei Wochen haben sie das Haus nicht mehr verlassen – sie dürfen sich nicht einmal in der Nähe der Fenster aufhalten.
Dennoch scheint es van Ranst relativ gelassen zu nehmen: «Es ist ziemlich surreal, aber zu wissen, was vor sich geht, ist besser als es nicht zu wissen. So kann ich wenigstens Vorsichtsmassnahmen treffen. Was mich wirklich wütend macht, ist, dass mein Sohn seit fast drei Wochen nur drinnen ist. Das hasse ich wirklich.»
Aufgrund seiner rechtsextremen Ansichten befand sich Jürgen Conings bereits vor seinem Verschwinden vor rund drei Wochen auf einer Terrorliste. Nun hat er es auf Virologinnen und Virologen abgesehen, wie er auf einer hinterlassenen Notiz ankündigte. Van Ranst kann bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, dass die Leute die Nase voll haben: «Wenn man monatelang jeden Tag ein paar Mal im Fernsehen zu sehen ist, haben die Leute irgendwann genug von einem. Das ist unvermeidlich.»
Was er aber besonders erschreckend findet, ist die Unterstützung, welche Conings von der Bevölkerung erhält. In den Tagen nach seinem Verschwinden wurde eine Facebook-Gruppe für ihn gegründet, in der er als Held gefeiert wurde. Bevor sie geschlossen wurde, umfasste sie fast 50'000 Mitglieder.
Trotz einer gross angelegten Fahndung, tappt die belgische Polizei noch immer im Dunkeln. Seit dem Tag seines Verschwindens habe es kein Lebenszeichen von ihm gegeben. Sie schliessen nicht aus, dass er sich in ein anderes Land abgesetzt haben könnte. (saw)
Van Ranst alles Gute!