Bei einem hitzigen Schlagabtausch mit republikanischen Abgeordneten bei einer Anhörung im US-Kongress ist dem präsidialen Covid-Berater Anthony Fauci der Kragen geplatzt. «Was für ein Idiot, Jesus Christus», entfuhr es dem Immunologen, dessen Mikrofon nach einer Befragung durch Senator Roger Marshall noch immer angeschaltet war.
Grund für seinen Ausruf war die offen feindselige Befragung durch Marshall, der vom 81-Jährigen Fauci als «bestbezahltem Regierungsmitarbeiter» wissen wollte, ob dieser seine Finanzen und Investitionen offenlegen werde.
Really substantive stuff from Hill Republicans today in a hearing ostensibly about what is being done to address COVID-19. pic.twitter.com/10DWxbtb6b
— Ian Sams (@IanSams) January 11, 2022
Dafür hat Marshall hinter sich extra eine Tafel aufstellen lassen, die Anthony Faucis Gehaltscheck darstellen soll. Sein Gehalt in Höhe von 434'312 ist rot umkreist. Er fragt Fauci:
Irritiert entgegnet Fauci:
"You're so misinformed, it's extraordinary ... what are you talking about" -- Fauci to Roger Marshall pic.twitter.com/mKsrUUfUdx
— Aaron Rupar (@atrupar) January 11, 2022
Marshall fällt ihm ins Wort:
Alles, was es er dafür tun müsse, sei danach zu fragen, antwortet Fauci, gefolgt von einem ungläubigen Lachen. Tatsächlich ist Fauci wie die meisten hohen Regierungsbeamten in den USA gesetzlich dazu verpflichtet, seine Finanzdaten jährlich offen zu legen. Es gibt keine Beweise dafür, dass Fauci dieses Gesetz nicht befolgt hätte. Er fährt fort:
Marshall lässt sich dadurch nicht beirren und hält an seinem Standpunkt fest:
Implizit wirft er Fauci damit illegale Insider-Geschäfte mit der Pharmaindustrie vor, womit er auf unbewiesene Behauptungen zurückgreift, die in Pro-Trump-Medien tagtäglich gestreut werden. Sichtlich aufgebracht unterbricht Fauci den Senator:
Er und sein Team könnten diese aber nicht finden, entgegnet Marshall und fragt nochmals nach:
Langsam genervt wiederholt Fauci:
Toll, er freue sich darauf, diese anzuschauen, krebst Marshall kleinlaut zurück, während sich Fauci noch immer über die impliziten Vorwürfe empört. Er läge völlig falsch, wiederholt er mit fassungslosem Blick in Richtung Marshall, bevor er sich zurücklehnt.
Daraufhin ergreift die als Moderatorin agierende Demokratin Patty Smith das Wort und bringt die Diskussion zu Ende. Sie wiederholt, dass es sich bei den erfragten Dokumente um öffentliche Informationen handelt und dass Fauci ihm diese auf Nachfrage herausgeben würde.
HOT MIC MOMENT: After clashing with GOP Sen. Roger Marshall, Dr. Fauci was caught muttering, "what a moron," followed by "Jesus Christ." pic.twitter.com/merKU3BGAJ
— Mediaite (@Mediaite) January 11, 2022
Dann – in der Annahme, dass sein Mikrofon nun ausgeschaltet sei – lässt Fauci seinem Ärger freien Lauf:
Nebst Senator Marshall packt auch Rand Paul, Senator aus Kentucky, heftige Vorwürfe aus. Fauci missbrauche seine Stellung, um andere Wissenschaftler, die nicht seiner Meinung seien, zu diskreditieren, so Paul. Ob er wirklich denke, dass ein 420'000-Dollar-Lohn angebracht sei, um die Wissenschaft zu attackieren. Fauci versucht, auf die Vorwürfe einzugehen, wird von Paul aber immer wieder unterbrochen.
"In usual fashion, senator, you are distorting everything about me ... you keep distorting the truth. It's stunning" -- Dr. Fauci and Rand Paul are going at it again.
— Aaron Rupar (@atrupar) January 11, 2022
(Paul is grilling him about his emails.) pic.twitter.com/Q26KrTICHt
Der verbale Schlagabtausch geht hin und her, bis Fauci den Sentor auf das eigentliche Thema hinweist:
Paul nutzt die Rückkehr zum Thema, um weitere Vorwürfe anzubringen:
Fauci entgegnet, dass alles, was er gesagt habe, den Richtlinien der CDC (Centers for Disease Control and Prevention) entsprochen habe. Daraufhin greift Paul wieder auf persönliche Anschuldigungen zurück, doch Fauci hat genug davon und holt zum Gegenschlag aus. Er könne das einstecken, so Fauci über sich selbst, aber das Verbreiten solcher Lügen habe Konsequenzen:
Er bringt das Beispiel von einem Mann, der letzten Monat auf dem Weg vom kalifornischen Sacramento nach Washington DC wegen Geschwindigkeitsüberschreitung angehalten worden war. Als er von der Polizei gefragt worden sei, wohin er unterwegs sei, antwortete dieser, dass er Dr. Fauci umbringen wolle. In seinem Auto sei eine AR15, ein halbautomatisches Maschinengewehr und Munition gefunden worden.
Für viele Corona-Skeptiker, Impf- und Masken-Gegner vom rechten Rand ist Fauci zu einem Feindbild geworden. Die heftigen Angriffe der Republikaner gegen Anthony Fauci scheinen dies zu verschärfen.
Fauci unterstreicht dies mit einem Beispiel und hält ein Papier in die Höhe, auf dem sein eigenes Gesicht zu sehen ist. Er führt aus:
Dr. Fauci to @RandPaul — “So you are making a catastrophic epidemic for your political gain.”
— Joseph Sakran (@JosephSakran) January 11, 2022
With over 800,000 dead & hospitals on the brink of collapse, the politicization of this pandemic has been beyond reprehensible.pic.twitter.com/2yTx8Y9xsV
Dann, an Paul gerichtet, kommt er zum Schluss:
Unterstützung erhält Fauci vom demokratischen Senator Chris Murphy, der sich als nächstes zu Wort meldet:
Auch das amerikanische Gesundheitsministerium (Department of Health and Human Services) zeigt sich alles andere als begeistert über diese Anhörung im Senatsauschuss. Der Sprecher des Ministeriums findet klare Worte:
HHS spox @IanSams on today’s hearing: disappointing & frankly unacceptable that “Republican Senators chose to spend a hearing with the country’s leading public health experts spreading conspiracy theories and lies about Dr. Fauci, rather than how we protect people from COVID-19.” pic.twitter.com/Bb5GiaKdH3
— Pat Ward (@WardDPatrick) January 11, 2022
Zuletzt hat Fauci erneut vor Omikron gewarnt: «Mit der aussergewöhnlichen und beispiellosen Effektivität der Übertragung wird Omikron letztlich fast jeden finden». Auch Geimpfte würden davon betroffen sein, allerdings nicht so schwer wie Ungeimpfte.
Mit Material der Nachrichtenagentur sda.