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Covid-Rekordwerte in den USA: Ob wegen Delta oder Omikron ist nicht klar

Trotz Covid-Rekordwerten in den USA: «Die Leute müssen ihr Leben weiterleben»

In den USA klettern die Covid-Fallzahlen auf neue Rekordwerte. Im Vergleich zu Delta führt die Omikron-Mutation des Virus aber zu weniger schweren Erkrankungen. Allein: Eigentlich weiss aktuell niemand so recht, wie präsent Delta im Land noch ist.
03.01.2022, 11:15
Renzo Ruf, Washington / ch media
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epaselect epa09660742 A long line of vehicles wait at a Covid-19 drive-thru testing event in Leesburg, Virginia, USA, 30 December 2021. The Loudoun County government held a free drive-thru Covid-19 te ...
In der Nähe von Washington warten kurz vor Jahresende Hunderte von Menschen in ihren Autos darauf, auf Covid getestet zu werden. Die Wartezeit im Testzentrum von Leesburg (Virginia) betrug zwischenzeitlich mehr als zwei Stunden.Bild: keystone

Täglich fallen die Rekorde: Seit einer Woche steigen in den USA die Infektionszahlen stark in die Höhe. Allein am 30. Dezember steckten sich in Amerika offiziell mehr als 585'000 Menschen mit dem Coronavirus an – fast doppelt so viele wie im Januar vor einem Jahr, als nur eine verschwindend kleine Zahl von Amerikanerinnen und Amerikanern bereits geimpft war.

Und ein Ende ist nach den Feiertagen und der Wiederaufnahme des Schulbetriebes am Montag, 3. Januar nicht in Sicht. Im schlimmsten Fall, prognostizierten Gesundheitsexperten der Columbia University in New York kurz vor Jahresende, würden sich im Januar mehr als 5 Millionen Menschen in den USA mit dem Virus anstecken. Der renommierte Epidemiologe Michael Osterholm, der an der University of Minnesota forscht, unkt deshalb düster, dass «die finstersten Tage der Pandemie» vielleicht erst bevorstünden.

Allein: Solche Aussagen sind auch unter Expertinnen und Experten höchst umstritten. Dies hängt damit zusammen, dass derzeit eigentlich niemand so recht weiss, welche Mutation für die stark steigenden Fallzahlen in Amerika verantwortlich ist. Gemäss den aktuellsten Zahlen der Gesundheitsbehörde CDC, die allerdings bereits über eine Woche alt sind, verursacht Omikron gegen 59 Prozent der Ansteckungen, während Delta für 41 Prozent der registrierten Fälle verantwortlich zeigt. Das ist, unter dem Strich, eine gute Nachricht, attackiert doch Omikron die Lungen der Infizierten weniger aggressiv als Delta; auch gibt es aus den Niederlanden und Südafrika Hinweise darauf, dass die Corona-Impfungen besser gegen einen schweren Krankheitsverlauf durch Omikron schützen.

Biden schlägt noch keinen alarmistischen Ton an

Angesichts der anhaltend hohen Hospitalisierungszahlen vermutet aber nicht nur Scott Gottlieb, unter Präsident Donald Trump der Chef der Zulassungs- und Kontrollbehörde «Food and Drug Administration» (FDA), dass Delta in einigen Landesteilen immer noch stark präsent ist. Dies würde erklären, warum sich beispielsweise in New York City fast doppelt so viele Menschen in einem Spital ärztlich behandeln lassen müssen als in der etwa gleich grossen Metropole London, sagte Gottlieb kürzlich auf Twitter. (Glücklicherweise sind die Intensivstationen aber auch in New York noch weit davon entfernt, komplett ausgelastet zu sein.)

Trotz dieser Entwicklung verzichtet die Regierung von Präsident Joe Biden bisher darauf, einen alarmistischen Tonfall anzuschlagen. Der einflussreichste Covid-Berater des Weissen Hauses deutete kurz vor Silvester gar an, die Bundesregierung werde in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft den täglichen Infektionszahlen nicht mehr allzu grosse Beachtung schenken. «Viel relevanter wird es sein, wie schwerwiegend die Auswirkungen» einer Infektion sind, sagte Anthony Fauci, der für die National Institutes of Health arbeitet. In der Altjahreswoche sagte der Immunologe aber auch: Von diesem Übergang aber sei Amerika noch mindestens einige Monate entfernt.

Testing worker Yolanda Aleman grabs a pair of gloves as she prepares to perform COVID-19 antigen tests Thursday, Dec. 30, 2021, at a testing site for Cameron County in La Feria, Texas. (Denise Cathey/ ...
Die Testcenter (hier in Texas) laufen derzeit auf Hochtouren.Bild: keystone

«Die Leute müssen ihr Leben weiterleben»

So lange wollen viele Politiker nicht mehr warten, und zwar nicht nur Republikaner, sondern auch Parteifreunde Bidens. Besondere Aufmerksamkeit geniesst aktuell der Gouverneur von Colorado, der Demokrat Jared Polis. Der 46 Jahre alte Ex-Unternehmer hat die Parole ausgegeben, dass er kein Interesse an neuen Corona-Einschränkungen oder Schulschliessungen habe. Wer vollständig geimpft sei, sagte Polis kürzlich, der habe ein Recht auf Normalität. «Die Leute müssen ihr Leben weiterleben.» Die Pandemie dauere nun schon zwei Jahre an. Angesichts eines Menschenlebens, das vielleicht 70 bis 80 Jahre andauere, sei die ein «signifikanter Teil», sagte Polis in einem Interview mit der Zeitschrift «National Journal».

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Carbonara ohne Rahm
03.01.2022 11:44registriert Januar 2020
Richtig so. Dauerlockdown Lösungen à la Lauterbach sollten nun endlich mal vom Tisch sein.
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Luger
03.01.2022 12:11registriert Januar 2015
Richtig so beendet den Wahn und Last es laufen
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Starkes Erdbeben erschüttert Westjapan – keine Tsunami-Gefahr

Ein starkes Erdbeben hat den Westen Japans erschüttert. Örtlichen Medien zufolge kamen mehrere Menschen nach Stürzen infolge der Erschütterung der Stärke 6,6 ins Krankenhaus. Eine Tsunami-Gefahr bestehe aber nicht, gab die nationale Wetterbehörde bekannt. Sie hatte die Stärke zunächst mit 6,4 angegeben. Das Erdbeben ereignete sich Mittwochnacht um 23.14 Uhr (16.14 MEZ) vor Shikoku, der kleinsten der japanischen Hauptinseln. In der betroffenen Präfektur Ehime stürzten nach Angaben der Behörden mehrere Menschen und kamen mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus.

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