3G? Kennen die Spanier nur beim Reisen sowie in einigen Diskotheken. Statt das Covid-Zertifikat ist die Maske ständiger Begleiter. Im Freien ist es in Spanien zwar nicht mehr obligatorisch, eine Maske zu tragen. Dort, wo ein Abstand von mindestens 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, sowie in Innenräumen hingegen schon.
Anders als in den meisten europäischen Ländern verzichtet Spanien auf eine 3G-Regelung in Restaurants, Bars, Museen und Fitnesszentren. Grund dafür dürfte die hohe Impfrate von 80 Prozent sein. Nach Portugal und Malta ist Spanien das europäische Land mit der dritthöchsten Impfrate.
Für die weit über dem europäischen Schnitt liegende Impfquote erntet Spanien viel Lob. Hans Kluge, der Europa-Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rühmte Spanien für seinen Umgang mit der Pandemie. «In Spanien haben die Menschen Vertrauen in den Impfstoff sowie in das System der Primärversorgung, was sehr wichtig ist», so der Belgier.
Das Land auf der Iberischen Halbinsel verzeichnet nicht nur eine der höchsten Impfquoten, sondern auch die niedrigste Inzidenz Europas. Die tiefe Infektionsrate lässt sich «plausibel nur durch die hohe Impfrate erklären», sagt Infektiologe Jesús Rodríguez Baño.
Spanien wird denn auch gerade europaweit bewundert. «Das iberische Impfwunder», titelte etwa die FAZ. Und die «Bild» schreibt in gewohnt fetten Schlagzeilen: «Spaniens Corona-Wunder – wie das Land das Trauma von 2020 überwindet».
Doch nicht überall in Spanien herrscht eitel Sonnenschein. Über der Costa Blanca ziehen gerade wieder einige Wolken auf und die hängen derzeit insbesondere über Benidorm, einem beliebten Ort für britische Urlauber und Auswanderer.
«Die Rückkehr der Briten nach Benidorm lässt das Coronavirus auf das Fünffache des spanischen Durchschnitts ansteigen», schreibt die spanische Tageszeitung «ABC».
Der Anteil der britischen Touristen im valencianischen Badeort beträgt gemäss «El País» normalerweise 45 Prozent. Er ist aber seit der Corona-Pandemie auf rund 25 Prozent gesunken.
Trotzdem sehen die Behörden das Problem vor allem bei den britischen Gästen. Das Gesundheitsamt erklärte, dass die Fallzahlen zeitgleich mit der Ankunft von Touristinnen und Touristen, hauptsächlich aus Grossbritannien, stark zugenommen hätten. Über 50 Prozent der Ansteckungen in Benidorm seien bei ausländischen Personen festgestellt worden.
Einheimische kritisieren, dass die Corona-Massnahmen besonders von den britischen Touristinnen und Touristen nicht wahrgenommen würden. Und die spanische Zeitung «ABC» kommentiert:
Benidorms Stadträtin kündigte an, Massnahmen zur Kontrolle der Situation einzuleiten, sofern sich die Situation nicht verbessert. Derzeit wurde im Regionalkrankenhaus kein signifikanter Anstieg an Patienten festgestellt. Man gehe deshalb davon aus, dass die grosse Mehrheit der Touristinnen und Touristen geimpft ist.
Mit Vorsicht blickt man auf das beliebte Kostümfest in Benidorm, welches nächste Woche geschätzt rund 30'000 britische Besucherinnen und Besucher anziehen wird.