China kämpft seit 2013 mit abnehmenden Heiratsraten – die Stadt Guixi hat nun eine mögliche Lösung gefunden: Eine staatlich finanzierte Partnerbörse in Form einer App.
Die Plattform mit dem bezeichnenden Namen «Guixi Palm» verwendet Backgrounddaten (die im Besitz der Provinzbehörden sind) von Singles und verkuppelt ihre Nutzer anhand dieser. Die App soll gar eine Funktion für das Organisieren von Blind Dates beinhalten, so die Staatszeitung «China Youth Daily».
Die Einführung dieser App ist Teil einer gross angelegten Kampagne in der ganzen Provinz Jiangxi im Osten Chinas. So wurde in Gao'an, einer anderen Stadt in JInagxi, organisierten die Behörden einen «Dating-Event», bei dem sich lokale Singles in traditionellen Kleidern treffen sollten, um «sich näher zu kommen, während sie die Tiefgründigkeit der chinesischen Kultur spüren konnten». Laut Berichten tauchten an die 100 junge Singles auf.
Seit rund zehn Jahren kämpft China mit sinkenden Heiratsraten. Der Höhepunkt wurde 2013 erreicht, damals heirateten im ganzen Land 23,9 Millionen Menschen. 2019 waren es gerade noch 13,9 Millionen, ein Rückgang um 41 Prozent. Auch verändert sich das Alter bei der Hochzeit: Zwischen 1990 auf 2016 stieg das Alter bei Frauen von im Schnitt 22 auf 25 und bei Männern von 24 auf 27 Jahre an.
Einher mit der Eherate geht auch die Geburtenrate. Während China im letzten Jahrhundert noch die Ein-Kind-Politik verfolgte, um die Geburtenrate zu senken. Jetzt ist sie mit 1,58 Geburten pro Frau so tief wie noch nie. Im Vergleich: In der Schweiz liegt die Geburtenrate bei 1,46, in den USA bei 1,64.
Die Gründe für die Heiratsmüdigkeit der Chinesen sind vielseitig. Zum einen herrscht vor allem in ländlichen Gebieten immer noch die Praxis der «Brautpreise» vor. Traditionell bietet der potentielle Bräutigam der Familie der Braut eine hohe Geldsumme an, um sie heiraten zu dürfen. Offiziell ist diese Tradition verboten, aber tatsächlich ist sie immer noch weitverbreitet. Eine (inoffizielle) nationale Studie besagte 2022, dass die «Brautpreise» in der Provinz Jiangxi im Durchschnitt 380'000 Yuan (51'000 Franken) betrug.
Zum anderen schrecken die hohen Hürden bei Scheidungen junge Chinesinnen und Chinesen vor der Heirat ab. Laut einem neuen Gesetz muss ein Paar, das sich (mit beidseitigem Einverständnis) scheiden lassen will, eine 30-tägige «Bedenkzeit» verstreichen lassen, mit dem Ziel, dass man es sich anders überlegt. Nach Ablauf dieser Frist muss die Scheidung erneut eingereicht werden.
Anwälte berichten aber, dass eine Bewilligung dann aber keineswegs in jedem Fall erteilt wird. Vielmehr sei es willkürlich. Ein Weibo-Nutzer beschreibt die Situation so:
(cpf)