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So unglaublich sauber sind die Schweizer Gewässer im Vergleich zur Seine

epa11507790 Rescue personnel on a jetski on the Seine river at the location of the Men's Triathlon course near Pont Alexandre III during the Paris 2024 Olympic Games in Paris, France, 30 July 202 ...
Schmutziges Wasser in der Seine: Der olympische Triathlon droht ins Wasser zu fallenBild: EPA

So unglaublich sauber sind die Schweizer Gewässer im Vergleich zur Seine

Der olympische Triathlon musste vom Dienstag auf den Mittwoch verschoben werden – die Seine war zu dreckig, trotz aller Bemühungen, den Fluss für die Spiele sauber zu bekommen. Doch ist die Lage der Seine prekärer als für andere europäische Flüsse?
30.07.2024, 20:1931.07.2024, 07:10
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Wenn die Olympischen Spiele in Paris durch etwas bestechen, sind es allem voran die grandiosen Austragungsorte der Disziplinen. Im Grand Palais wird gefochten, im Schatten des Eiffelturms Beach-Volleyball gespielt und im Herzen der Stadt in der Seine geschwommen. Oder zumindest sollte es so sein, aber die Seine war Dienstag zu stark verschmutzt. Am Mittwoch sollen die Wettkämpfe nun stattfinden können.

Trotz beträchtlichen Investitionen in die Reinigung der Seine von rund 1,4 Milliarden Euro in den vergangenen Jahren waren die Messwerte kurz vor dem Triathlon-Start am Dienstag noch über dem maximal zulässigen Wert von 900 Kolonien-bildende Einheiten (KBE) E. coli pro 100 Milliliter. Der Start wurde verschoben. Aber wie sehen die Werte überhaupt aus?

Wie dreckig ist die Seine?

Die Badewasserqualität von Gewässern wird anhand von zwei Faktoren gemessen: Escherichia coli, besser bekannt als E. coli, und Enterokokken. Die «World Triathlon Corporation» legt den maximal zulässigen Wert bei 900 KBE per 100ml fest, die EU-Richtlinien schätzen die Wasserqualität als «ausgezeichnet» ein, wenn der Wert von 500 KBE pro 100 ml unterschritten wird.

Seit Anfang Mai wird die Wasserqualität stetig besser und Mitte Juli unterschreiten die Werte erstmals die Grenzwerte für den olympischen Triathlon und drei Tage später folgen gar mehrere Tage hintereinander, in denen die Seine als sicher zum Schwimmen eingestuft wurde.

Einer der signifikantesten Faktoren für die Wasserqualität im Pariser Fluss ist der Regen. Das Regenwasser fliesst über Strassen, Dächer und Felder. So werden Öl, Metalle, Pestizide, Fäkalien und sonstigen Unrat in die Seine geschwemmt. Der Plan zur Bereinigung der Seine beinhaltet daher auch grosse Auffangbecken für eben dieses verschmutze Regenwasser, welches dann kontrolliert, in den Fluss geleitet werden kann. Durch die starken Niederschläge der letzten Tage hat sich dementsprechend auch die Wasserqualität in der Seine drastisch verschlechtert.

Schwimmen in europäischen Flüssen

Die Seine bekommt, verständlicherweise, momentan viel internationale Aufmerksamkeit und wird sehr kritisch begutachtet. Doch wie steht es um andere europäische Flüsse in Grossstädten?

Spree - Berlin

In der deutschen Hauptstadt ist das Baden in der Spree ebenfalls verboten und die Wasserqualität wird momentan als «ausreichend» bewertet und der gemessene Wert lag am Montag bei 2900 KBE e. coli, also über dem Wert für einen olympischen Triathlon.

Themse - London

River Action warnte noch vor wenigen Wochen, dass der Londoner Fluss am 19. Juni einen Wert von 25'000 KBE erreicht hatte. Andere Tage zeigten aber besser Werte zwischen 265 und 8001 KBE per 100ml. Auch in der Themse, ist eine Durchführung des Triathlons keineswegs garantiert.

Donau - Wien

Wo die Triathlet:innen heute definitiv gestartet wären, ist in der Donau bei Wien. Der Fluss wies am 22. Juli einen Wert von weniger als 15 KBE per 100ml auf und hat somit fast Trinkwasserqualität.

Tiber - Rom

Der Tiber ist eigentlich seit dem Römischen Reich verschmutzt, als sie angefangen haben Kanalisationen zu bauen und Fäkalien direkt in den Fluss zu leiten. Heute ist es nicht legal im Fluss zu baden, allerdings werden keine regelmässigen Proben genommen, doch erscheinen Durchführungen von Schwimmdisziplinen im Tiber als eher unmöglich.

Limmat - Zürich

Momentan wird die Wasserqualität bei jeder Messstelle im Kanton Zürich, ausser zweien als «ausgezeichnet» bewertet. Sprich die Gewässer weisen einen KBE per 100ml von 500 oder weniger auf. Mehr als 97 Prozent der Badeplätze in der Schweiz weisen mindestens «ausreichende» Qualität auf und nur bei einem Prozent wird die Wasserqualität als «mangelhaft» eingestuft. Dem Triathlonstart beim Zürcher HB würde als nichts im Wege stehen, oder zumindest nicht die Wasserqualität.

Schwimmen in der Seine

Das Schwimmen in der Seine ist seit Jahrzehnten ein politisches Thema. Jacques Chirac versprach schon in den neunziger Jahren den Fluss zu bereinigen, doch daraus wurde nie etwas. Es ist der Bevölkerung seit 100 Jahren untersagt, im Fluss zu baden und viele können es sich auch gar nicht mehr vorstellen, je darin baden zu wollen.

Doch womöglich vermag die verbesserte Wasserqualität der Seine ihr ein neues Image zu geben, das Mantra des «Klos von Paris» abzustreifen und sich als «Badeoase von Paris» zu etablieren. Oder wenigstens doch noch einmals Austragungsort olympischen Schwimmens zu werden.

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80 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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owlee
30.07.2024 20:41registriert Januar 2015
Wusste gar nicht, dass die Limmat für die "Schweizer Gewässer" steht. Mindestens 1-2 andere Beispiele wären durchaus interessant gewesen.
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Stambuoch
30.07.2024 21:24registriert März 2015
"Schweizer Gewässe" und am Schluss gehts nur um die Limmat. Und dann wundert man sich, dass man vorgeworfen bekommt, man sei nur auf Zürich fixiert.
Was ist mit der Aare, was ist mit dem Rhein bei Basel?
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TheCookieMonster
30.07.2024 20:24registriert September 2019
Leider die Aare in Bern vergessen. Dort kann man das Wasser problemlos trinken 😉
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    Heute entscheidet sich die Zukunft der Weltwirtschaft
    Donald Trump will den globalen Handel neu organisieren.

    Alle starren darauf, wie das Kaninchen auf die Schlange, keiner weiss, was uns erwartet: Donald Trumps «liberation day» hält Manager, Ökonomen und Investoren gleichermassen in Atem. Die Rede ist von «reziproken Zöllen», will heissen, die USA wollen jedem Land die gleichen Zölle aufbürden, unter denen die eigenen Exporte zu leiden haben. Oder auch nicht: Vielleicht werden auch allen Ländern pauschal 20 Prozent Zölle aufgebrummt.

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