Nach Gewalt im südlichen Syrien mit Dutzenden Toten hat die Regierung in Damaskus eine Waffenruhe verkündet. Es gelte eine «vollständige Waffenruhe nach einer Einigung mit den Würdenträgern» im Ort Suwaida, teilte Verteidigungsminister Marhaf Abu Kasra mit.
«Wir werden nur auf Beschuss antworten und uns um Angriffe verbotener Gruppen kümmern», teilte er der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge mit. Dies gelte für «alle Einheiten» der syrischen Regierungstruppen.
Die Truppen sind im Süden vorgerückt, nachdem es dort seit Sonntag zu Angriffen sunnitischer Beduinen-Clans auf Angehörige der drusischen Minderheit gekommen war. Der im Ausland ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden dabei mehr als 100 Menschen getötet und rund 200 weitere verletzt, darunter auch Kinder.
The Druze town of Suwayda is being taken over by Jolani forces.
— Open Source Intel (@Osint613) July 15, 2025
Was there an implicit message to Israel to stand down and allow this?
Jolani forces don’t act freely, the U.S. is watching closely. What happens next will reveal the true dynamics at play. pic.twitter.com/cOAtGo3IiP
Regierungstruppen rückten in Suwaida ein, Anwohner berichteten daraufhin von Explosionen und Schüssen. Laut Beobachtungsstelle griffen die Truppen das Gebiet mit Mörsern und Raketen an, von denen einige in Wohngegenden niedergegangen seien. Gleichzeitig wurde eine Ausgangssperre verhängt. Bald darauf kündigte das Verteidigungsministerium die Waffenruhe an, und die Lage stabilisierte sich. Die Kämpfer zogen sich laut Anwohnern mit Fahrzeugen aus der Stadt zurück.
Begonnen hatte die Gewalt in der südlichen Provinz nach einem Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen auf der Schnellstrasse zwischen Damaskus und Suwaida. Zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen kam es daraufhin zu weiteren Entführungen und zusätzlicher Gewalt.
Nach dem Einrücken syrischer Regierungssoldaten in Suwaida hat Israel Angaben der israelischen Streitkräfte zufolge Militärfahrzeuge der Regierungskräfte angegriffen.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz sagte auf der Plattform X, Premierminister Netanjahu und er hätten die IDF angewiesen, umgehend Streitkräfte des syrischen Regimes sowie die eingeschleusten Waffen im Gebiet Suwaida anzugreifen, nachdem das Regime dort gegen die Drusen vorgegangen sei und damit die Entmilitarisierungsvereinbarung verletzt habe.
Anwohner berichteten der Deutschen Presse-Agentur, die Lage sei «vergleichsweise ruhig» nach dem Einrücken der Regierungstruppen. Zuvor hatten Anwohner von Explosionen und Schüssen berichtet. Die Regierungstruppen würden respektvoll mit den Anwohnern umgehen, Kämpfer aber weiter verfolgen. Diese hätten sich mit Fahrzeugen in östliche und südliche Richtung aus der Stadt zurückgezogen.
Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, deren Mitglieder vor allem in Syrien, Israel, Jordanien und im Libanon leben. In Israel dienen viele Drusen freiwillig in der Armee – der jüdische Staat sieht sie als Verbündete.
Israel greift häufiger Ziele in Syrien an. Am Montag hatte die israelische Armee bereits mehrere syrische Panzer in der Provinz Suwaida angegriffen. Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einer «Botschaft und Warnung» an die Führung des Nachbarlandes. Israel werde kein Leid der Drusen akzeptieren, so Katz.
(rbu) mit Material von sda und dpa
Auch dies ist einer der Gründe, warum immer mehr Drusen in Israel in der IDF freiwillig Dienst leisten. Sie Wissen, dass es für sie, wie für die Juden, ein Todesurteil wäre, wenn Israel sich nicht wirksam durchsetzen würde.