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Sechs Prozent der Deutschen wollen einen «Führer»

Der Angeklagte Tom W., sitzt am Donnerstag, 10. April 2008, in Dresden im Verhandlungssaal des Landgerichts. Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat am Donnerstag vor dem Dresdner Landgericht der Pr ...
Prozess gegen Mitglieder der Neonazi-Gruppierung «Sturm 34» im Jahr 2008 in Dresden.Bild: AP dpa Pool

Jeder zwölfte Deutsche teilt rechtsextremes Weltbild – 6 Prozent wollen einen «Führer»

21.09.2023, 08:0321.09.2023, 08:03
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Rechtsextreme Einstellungen in der Bevölkerung sind einer aktuellen Erhebung zufolge stark angestiegen: Jede und jeder Zwölfte in Deutschland teile mittlerweile ein rechtsextremes Weltbild, ergab eine am Donnerstag in Berlin vorgestellte Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES). Mit acht Prozent ist der Anteil der Befragten mit klar rechtsextremer Orientierung demnach gegenüber zwei bis drei Prozent in den Vorjahren deutlich angestiegen.

Die Studie zeige, «dass sich Teile der Mitte der Gesellschaft von der Demokratie distanzieren oder das Vertrauen in funktionierende Institutionen verloren haben», erklärte der Vorsitzende der SPD-nahen Stiftung, Martin Schulz:

«Populismus und antidemokratische und völkische Positionen sind auf dem Vormarsch.»

In der Erhebung befürworten mehr als sechs Prozent eine Diktatur mit einer einzigen starken Partei und einem Führer für Deutschland. 16 Prozent sind negativ gegenüber «Ausländern» eingestellt. Rund ein Drittel der Befragten – 34 Prozent – meint zudem, Geflüchtete kämen nur nach Deutschland, um das Sozialsystem auszunutzen.

Demokratievertrauen bei unter 60 Prozent

Gleichzeitig sinkt das Vertrauen in die Institutionen und das Funktionieren der Demokratie auf unter 60 Prozent. Mit 38 Prozent vertritt ein erheblicher Teil der Befragten verschwörungsgläubige Positionen. Populistische und völkisch-autoritär-rebellische sind ebenfalls verbreitet – bei 33 Prozent beziehungsweise 29 Prozent der Teilnehmenden der Erhebung. Schulz erklärt:

«Diese Ergebnisse sind nicht nur erschreckend, sondern gebieten konsequentes Handeln – von der Politik, aber auch aus der Gesellschaft selbst.»

Die Menschen verlangten zu Recht nach einem starken, handlungsfähigen und funktionierenden Staat. Aber auch die demokratische Mitte selbst sei gefordert, sich klar von menschenfeindlichen Einstellungen zu distanzieren.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung gibt seit 2006 etwa alle zwei Jahre eine neue Ausgabe der sogenannten Mitte-Studie heraus. Für die aktuelle Erhebung wurden von 2. Januar bis 28. Februar 2027 Menschen repräsentativ befragt.

(yam/sda/afp)

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108 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ichsagstrotzdem
21.09.2023 08:32registriert Juni 2016
Ach? Die Taktik, die Schuld am bröckelnden Mittelstand einfach den Ausländern in die Schuhe zu schieben, damit die Elite keine Abstriche machen muss, zeigt Nebenwirkungen? Echt?
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füdlibrötli
21.09.2023 08:37registriert Dezember 2021
„ In der Erhebung befürworten mehr als sechs Prozent eine Diktatur mit einer einzigen starken Partei und einem Führer für Deutschland. “ -wie bitte? was?

Egal wie ich es drehe und wende, kann ich nicht verstehen?
…ironischerweise hetzen genau sie gegen Immigranten, welche aus Diktaturen kommen.
…und wie ist man auf zwei Augen so blind, nicht zu sehen was in der Vergangenheit passiert ist?
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Hanns In der Gand
21.09.2023 09:51registriert August 2023
Das ist jetzt aber erstaunlich, wenn bei der SVP ein Ortspräsi den Schiesskeller mit Neonazis teilt, und mit Niggi "ich bin zu blöd um zu wissen, wer in Braunau geboren wurde und die Neonazis der Jungen Tat habe mir glaubhaft versichert, dass sie nicht gewalttätig sind" Listenverbindungen eingeht.
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