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Tötung in Freudenberg: Das passiert jetzt mit den Verdächtigen

Tötung von 12-Jähriger in Deutschland: Das passiert jetzt mit den Verdächtigen

15.03.2023, 16:1515.03.2023, 16:54
Jannik Sauer / watson.de
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Dieser Fall schockiert aktuell ganz Deutschland: In Freudenberg, einer kleinen Stadt bei Siegen in Nordrhein-Westfalen, sollen zwei Mädchen die zwölfjährige Luise getötet haben. Ihre in einer Waldböschung gefundene Leiche war mit zahlreichen Messerstichen übersät, laut Polizei ist die Siebtklässlerin verblutet. Die zwei Mädchen im Alter von zwölf und 13 Jahren haben gestanden, Luise getötet zu haben.

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Polizisten suchen in der Nähe des Fundorts des getöteten Mädchens Luise nach weiteren Hinweisen.Bild: keystone

Dass die mutmasslichen Täterinnen noch Kinder sind, macht das Verbrechen besonders verstörend und bringt die Justiz an ihre Grenzen. Wie soll mit den Verdächtigen umgegangen werden, die aufgrund ihres jungen Alters für die Tat strafrechtlich nicht belangt werden können?

Antworten auf diese und andere drängende Fragen hat watson im Folgenden zusammengefasst.

Was geschah mit Luise in Freudenberg?

Die zwölfjährige Luise war vergangenen Samstag um 17.30 Uhr vom Zuhause einer Freundin in Freudenberg aufgebrochen. Auf dem Heimweg verschwand sie dann, die Eltern schalteten um 19.45 Uhr die Polizei ein.

Mit Spürhunden, Drohnen und einem Helikopter durchsuchten die Beamten ein Waldgebiet, das Luise auf dem Heimweg durchqueren musste. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung fand am Sonntag dann ein Hundeführer der Polizei Luises Leiche in der Nähe eines Radweges.

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Blick auf einen Tunnel in der Nähe des Fundorts des ermordeten Mädchens Luise. In dem Gebiet gibt es keinen Handyempfang.Bild: keystone

Auf die Spur der tatverdächtigen Mädchen kamen die Ermittler und Ermittlerinnen, weil ihre Aussagen aus einer ersten Vernehmung im Widerspruch zu denen anderer Vernommener standen. Im Beisein von Erziehungsberechtigten und Psychologen und Psychologinnen wurden sie am Montag daher noch einmal befragt. Mit den Widersprüchen konfrontiert, sollen sie die Tat schliesslich gestanden haben.

Welches Motiv steckte hinter der Tötung?

Die Kinder kannten sich, sagten die zuständigen Ermittler und Ermittlerinnen am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz. Woher, das wurde jedoch nicht bekannt gegeben. Auch zum Tatmotiv wurden keine Angaben gemacht. Überhaupt sind die Behörden auffällig zurückhaltend mit Informationen. Das liegt daran, dass die mutmasslichen Täterinnen selbst noch Kinder sind und geschützt werden müssten, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt in Koblenz, Mario Mannweiler. Nur so viel sagte er:

«Was für Kinder möglicherweise ein Motiv ist für eine Tat, würde sich einem Erwachsenen möglicherweise nicht erschliessen.»

Die Menge der Stiche an Luises Körper lasse darauf schliessen, dass «irgendwelche Emotionen im Spiel» gewesen seien. Medienberichten zufolge soll es vor der Tat einen Streit zwischen den Kindern gegeben haben, doch das ist nicht bestätigt. Die mutmasslichen Täterinnen sind nicht polizeibekannt, sie haben bislang also keine anderen Straftaten verübt.

Was die Polizei ermitteln muss

Neben der bislang noch offenen Frage nach dem Motiv fehlt auch von der Tatwaffe bisher jede Spur. Ausserdem ist noch unklar, was Luise in dem unwegsamen Gebiet, in dem ihre Leiche gefunden wurde, zu suchen hatte. Um nach Hause zu kommen, hätte sie nämlich in die entgegengesetzte Richtung laufen müssen.

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In Freudenberg ist die Anteilnahme nach dem schrecklichen Verbrechen gross.Bild: keystone

Auch die Identität der mutmasslichen Täterinnen wird zum Schutze dieser von den Behörden geheim gehalten. Auf TikTok geben einige User:innen derweil an, die beiden identifiziert zu haben. Beiträge der betreffenden Konten werden aktuell mit zahlreichen Hassnachrichten kommentiert.

Welche Strafe die Verdächtigen erwartet

Rein strafrechtlich drohen den beiden mutmasslichen Täterinnen keine Konsequenzen. Weil sie unter 14 Jahre alt sind, können sie für ihre Taten nicht vor Gericht belangt werden. Das Gesetz geht davon aus, dass Kinder die Folgen ihres Handelns noch nicht ausreichend überblicken können. Das gilt sogar für so schlimme Verbrechen wie Mord oder Totschlag.

In diesem Fall ist jetzt das Jugendamt in Siegen zuständig, das sich um die beiden Mädchen und deren Familien kümmern wird. Am Mittwoch wurde bekannt gegeben, dass sie bereits in einem ersten Schritt «ausserhalb des häuslichen Umfelds» untergebracht wurden. Zudem besuchen die Kinder derzeit nicht ihre bisherigen Schulen, heisst es in der entsprechenden Mitteilung des Amtes.

Welche Massnahmen das Jugendamt nun ergreift, hängt laut Expert:innen vom Einzelfall ab. Denkbar ist, dass ein Kind eine psychiatrische Behandlung bekommt, unter Umständen auch in einer geschlossenen Einrichtung. Möglicherweise wird den Eltern auch Hilfe bei der Erziehung zugeteilt oder das Kind wird in einem Heim oder einer Pflegefamilie untergebracht. Wenn die Eltern gegen eine Trennung sind, ist es aufgrund hoher rechtlicher Hürden jedoch schwer, ihnen das Kind wegzunehmen.

Auch Staatsanwalt Mannweiler erklärte am Dienstag, dass neben den Eltern nun vor allem Fachleute aus Psychologie und Psychiatrie gefragt seien. «Die eigentliche Arbeit, die fängt jetzt erst an», sagte Mannweiler.

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110 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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öpfeli
15.03.2023 17:11registriert April 2014
Abgesehen davon wie schrecklich der Fall ist: Wie geht man als Eltern damit um, dass das eigene junge Kind tötet?
Ist doch völlig schräg in der Vorstellung ein Kind grosszuziehen, welches ein anderes Kind getötet hat..
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Lingua
15.03.2023 16:30registriert Juni 2022
Man stelle sich vor, man ist ein Elternteil des Opfers und Niemand kann etwas gegen die Täter machen. Ich meine die Strafen für Mord sind sowieso zu niedrig aber so ein Fall.. das übersteig meine Vorstellungskraft ich wüsste nicht ob ich als Vater rational reagieren würde.
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egrs
15.03.2023 16:32registriert Juni 2019
Schrecklich was da passiert ist und wie viele Familien und Leben mit so einer schlimmen Tat auf Ewig zerstört wurden. Einfach schrecklich dass es so weit gekommen ist, da kann man sich gar nicht vorstellen was bei all den Involvierten vorgegangen sein muss. Wünsche allen ganz viel Kraft, Hilfe und Unterstützung um das irgendwie durchzustehen
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