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Merkel und Johnson beschwören Neuanfang - Differenzen bleiben

Merkel und Johnson sind freundlich zueinander, doch die Gräben bleiben bestehen

02.07.2021, 17:59
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Freundliche Worte ja, Herzlichkeit weniger: Bei einem Treffen auf dem Landsitz der britischen Regierung, Chequers, haben Deutschlands Regierungschefin Angela Merkel und Premierminister Boris Johnson einen Neuanfang in den Beziehungen zwischen ihren Ländern vereinbart.

Britain's Prime Minister Boris Johnson, right and German Chancellor Angela Merkel, take part in a press conference after their meeting at Chequers, the country house of the Prime Minister, in Buc ...
Der Ton freundlich, die politischen Gräben tief: Die deutsche Bundekanzlerin Angela Merkel (links) und der britische Premierminister Boris Johnson am 2. Juli 2021 in Buckinghamshire.Bild: keystone

Dazu sollen ein Kooperationsvertrag und regelmässige Regierungskonsultationen beitragen, wie Merkel und Johnson am Freitag bei einer Pressekonferenz mitteilten. Bei weiteren Themen war die Einigkeit zwischen den beiden Regierungschefs hingegen weniger ausgeprägt. Merkel reiste im Anschluss an das Treffen zu einer Audienz bei Queen Elizabeth II. nach Windsor weiter.

Britain's Queen Elizabeth receives the Chancellor of Germany Angela Merkel during an audience at Windsor Castle in Berkshire, England, Friday, July 2, 2021. (Steve Parsons/Pool Photo via AP)
Die Queen (links) neben der deutschen Bundeskanzlerin am 2. Juli 2021 in Berkshire, England. Bild: keystone

Die Kanzlerin sagte dem britischen Premier zu, die strikten Einreisebeschränkungen für Grossbritannien wegen der Verbreitung der Delta-Variante des Coronavirus bald zu lockern. Sie gehe davon aus, dass das Land «in wirklich absehbarer Zeit» vom Virusvariantengebiet zum Hochinzidenzgebiet heruntergestuft werde, so Merkel.

«Die britische Regierung wird ihre Entscheidungen treffen. Aber ich bin sorgenvoll und skeptisch, ob das gut ist und nicht ein bisschen viel.
Angela Merkel

Besorgt zeigte sie sich allerdings über die geplante Austragung der Halbfinalspiele und des Finales der Fussball-Europameisterschaft im Londoner Wembley-Stadion vor bis zu 60'000 Zuschauenden. Sie verwies darauf, dass bei den Spielen in München deutlich weniger Zuschauerinnen und Zuschauer zugelassen worden seien. «Die britische Regierung wird ihre Entscheidungen treffen. Aber ich bin sorgenvoll und skeptisch, ob das gut ist und nicht ein bisschen viel.»

Johnson wies hingegen auf die weit fortgeschrittene Corona-Impfkampagne in Grossbritannien hin. «Der entscheidende Punkt ist, dass wir hier im Vereinigten Königreich eine beträchtliche Mauer aufgebaut haben durch das Impfprogramm», sagte er.

Grossbritannien kämpft mit hohen Zahlen

Grossbritannien verzeichnet derzeit die höchste Zahl an Corona-Neuinfektionen in Europa und ist von Deutschland als einziges europäisches Land neben Portugal als Virusvariantengebiet eingestuft. Das bedeutet, dass von dort keine britischen Staatsbürgerinnen und -bürger ohne Wohnsitz in Deutschland von Fluggesellschaften, Bahn- oder Busunternehmen nach Deutschland befördert werden dürfen.

Diejenigen, die einreisen dürfen, müssen für 14 Tage in Quarantäne – auch wenn sie vollständig geimpft oder genesen sind. Bei einer Herabstufung zum Hochinzidenzgebiet können sich die Reisenden durch einen Impf- oder Genesenen-Nachweis von der Quarantäne befreien oder sich nach fünf Tagen von der Quarantäne freitesten lassen.

Zu dem anhaltenden Streit über die Umsetzung des sogenannten Nordirland-Protokolls im Brexit-Abkommen betonte Merkel, es müsse eine Lösung gefunden werden, die für alle Seiten akzeptabel sei. Im Hinblick auf das angespannte Verhältnis zwischen London und Brüssel mahnte sie Geduld an. Es brauche Zeit, bis sich die Beziehungen normalisierten. «Mit gutem Willen und Geduld können wir das klären», sagte auch Johnson über die Konflikte mit der EU.

Die EU war London erst vor wenigen Tagen in einem Streit um die Einfuhr von gekühlten Fleischprodukten nach Nordirland entgegen gekommen und hatte eine Übergangsfrist verlängert. Wegen abweichender Hygieneregeln hätten solche Produkte eigentlich von Juli an nicht mehr von England, Schottland und Wales nach Nordirland eingeführt werden dürfen. Nun gab es drei Monate Aufschub. «Stellen Sie sich vor, Bratwurst könnte nicht von Dortmund nach Düsseldorf gebracht werden. Das müssen wir wirklich klären», betonte Johnson.

Um grösstmögliche Harmonie bemüht, liess der britische Gastgeber Würstchen auf dem Menüplan für das gemeinsame Mittagessen in Chequers daher lieber aussen vor: Serviert wurde stattdessen eine Tarte mit englischem Spargel, gefolgt von Rinderfilet aus Oxfordshire und einem Pudding-Törtchen mit Brombeereis. Das wahre Sahnehäubchen ihrer Reise wartete für Merkel jedoch erst nach dem Essen: eine Privataudienz bei der Queen höchstpersönlich. (sda/dpa)

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