Russland plant Forum für Meeresschutz – und will damit wohl etwas ganz anderes erreichen
Russland will offenbar mithilfe einer Schein-Organisation Einfluss auf westliche Experten nehmen. Das hat eine Recherche von WDR, NDR und «Süddeutsche Zeitung» (SZ) und weiteren internationalen Medien ergeben. Sie beziehen sich auf entsprechende Papiere von Januar 2023 aus der russischen Präsidialadministration.
Demnach plane Moskau die Einrichtung eines neuen wissenschaftlichen Forums mit internationalen Teilnehmern, das sich offiziell mit der Verschmutzung der Ostsee beschäftigen soll. Westliche Experten sollen dem Bericht zufolge für das Forum «Baltische Plattform» umworben werden und damit «dann auch politische Botschaften im Sinne Moskaus platzieren».
Damit Vertreter aus europäischer Forschung, Kultur und Nichtregierungsorganisation wieder mit Russland ins Gespräch kommen, sei das Thema des Vorhabens den Papieren zufolge bewusst möglichst unpolitisch gewählt worden – die belastete Ökologie der Ostsee. Ziel seien Teilnehmer aus baltischen Staaten, Skandinavien und Deutschland, die bereits im Herbst 2023 zusammenkommen sollen.
Das Ziel der «Baltischen Plattform» soll laut der Recherche sein, einen «allmählichen Übergang der Diskussion von nicht-politischen Themen zu aktuellen politischen Inhalten» herzustellen. Westliche Sicherheitsbehörden sprechen dem Bericht zufolge von einer «klassischen nachrichtendienstlichen Einflussoperation», mit der Russland versuche, nach den westlichen Sanktionen wieder Verbindungen mit einzelnen Ländern Europas herzustellen.
13 Personen – hochrangige russische Beamte und regimetreue Rektoren namhafter russischer Universitäten – sollen dem Bericht zufolge ein Organisationskomitee zu dem Forum bilden. In den Papieren sollen auch mögliche Partner benannt sein, darunter das Baltic Sea Centre an der Universität Stockholm und die Helsinki Kommission, die 1974 zum Schutz der Ostsee gegründet wurde. Die Organisationen sind nicht für eine prorussische Haltung bekannt und erklären gegenüber WDR, NDR und SZ, dass es bislang keine Kontaktversuche gegeben habe.
(t-online, csi)