Polizei schiesst auf Soldaten: Bundeswehr-Übung geht kolossal schief
Bei einer Grossübung der Bundeswehr im oberbayerischen Erding hat die Polizei einen Soldaten angeschossen. Ein Sprecher des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr sagte der Nachrichtenagentur dpa am Dienstagabend, eine Fehlinterpretation vor Ort habe zu einer Schussabgabe zwischen der übenden Truppe und der von der Bevölkerung gerufenen Polizei geführt. Ein Soldat sei leicht verletzt, im Spital behandelt und bereits wieder entlassen worden.
Wie mehrere Medien, darunter der Bayerische Rundfunk, am Donnerstagmorgen übereinstimmend berichteten, riefen Anwohner die Polizei. Sie meldeten einen mit einem Gewehr bewaffneten Mann in Tarnkleidung – die Polizei löste Grossalarm aus und schickte zahlreiche Beamte zum Einsatzort. Was die Polizei offenbar nicht wusste: Der vermeintliche Bewaffnete war ein Teilnehmer der Bundeswehr-Übung.
Als die Polizei am Ort des Geschehens ankam, dachten die Soldaten offenbar, das Ganze sei Teil der Übung. Mit Übungsmunition eröffneten sie das Feuer auf die Polizisten. Die wiederum hielten die Schüsse für einen echten – lebensbedrohlichen – Angriff und feuerten mit scharfer Munition zurück. Ein Soldat wurde dabei leicht verletzt.
Polizei schießt bei Übung Bundeswehrsoldaten an – Einsatzkräfte irrtümlich alarmiert https://t.co/cHpdd4KzOL pic.twitter.com/Hd4XCHfESo
— WELT (@welt) October 22, 2025
Bundeswehr-Übung in Erding: Polizei hält Übungsteilnehmer für gefährliche Täter
«Wie sich im Nachgang herausstellte, handelte es sich bei dem mitgeteilten Waffenträger um einen Bundeswehrangehörigen, der im Rahmen einer Übung vor Ort war», hiess es in einer Mitteilung der Polizei. Ein Sprecher sagte dem BR, der Polizei sei nicht bewusst gewesen, «dass es sich hier nicht um mögliche böse Menschen, sondern um übende Soldaten handelt».
Die Bundeswehr-Übung sei der Polizei zwar insgesamt bekannt gewesen. Allerdings sei für den Mittwoch an dieser Stelle in Erding keine Übung angekündigt gewesen. Die örtliche Polizei sei auch nicht daran beteiligt gewesen.
Hunderte Einsatzkräfte üben Verteidigungsfall in der Öffentlichkeit
Bei der Grossübung «Marshal Power» sollte der Kampf hinter einer fiktiven Frontlinie im Verteidigungsfall geübt werden – zusammen mit Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften. Das Besondere: Die etwa 500 Soldaten der Feldjäger und die rund 300 zivilen Einsatzkräfte üben nicht auf abgezäunten Truppenübungsplätzen, sondern in der Öffentlichkeit.
Die Einsatzkräfte sollen laut Bundeswehr das Vorgehen gegen Bedrohungen hinter einer fiktiven Frontlinie, im sogenannten «rückwärtigen Raum», trainieren – zum Beispiel gegen Drohnen, Sabotage oder sogenannte «irreguläre Kräfte». Damit sind bewaffnete Kämpfer gemeint, die nicht einer staatlichen Armee zuzurechnen sind. Angenommen wird dafür ein Szenario, in dem ein Nato-Mitgliedsstaat angegriffen wird und das Bündnis verteidigt werden muss.
Dabei sollen auch die Arbeit an Tatorten, die Lenkung des Verkehrs, das Aufspüren von Waffenlagern, die Bekämpfung von illegalem Waffenhandel und der Schutz von kritischer Infrastruktur trainiert werden, zum Beispiel am stillgelegten Atomkraftwerk Isar 2. Auch die Abwehr von gegnerischen und den Einsatz von eigenen Drohnen sollen die Soldaten üben.
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