Nach fast einem Jahrzehnt Bauzeit ist die Hamburger Elbphilharmonie am Mittwochabend eröffnet worden. Zum Festakt waren 2100 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur gekommen – unter ihnen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das erste Konzert im Grossen Saal mit der besonderen Innenverkleidung durfte das NDR Elbphilharmonie Orchester unter Leitung von Thomas Hengelbrock geben.
«Ein Ort, an dem die verbindende, inspirierende und beglückende Kraft der Musik für alle spürbar wird», sagte Bundespräsident Joachim Gauck. Die Popularität und die Anziehungskraft der Elbphilharmonie seien eine grosse Chance, mehr Menschen für klassische Musik zu begeistern.
Gauck ermunterte die Stadt: «Nutzen Sie die Möglichkeiten, die dieses Haus Ihnen bietet.» Dann werde aus der Elbphilharmonie, was viele Hamburger sich wünschten: «das Wahrzeichen einer weltoffenen, vielfältigen Metropole – und ein Juwel der Kulturnation Deutschland».
Wegen des schlechten Wetters startete das Konzert später als geplant. Im Konzertsaal war es anfangs völlig dunkel, als die ersten Töne von «Pan» erklangen. Es ist das erste Stück der «Sechs Metamorphosen nach Ovid» des englischen Komponisten Benjamin Britten. Der Oboe-Solist Kalev Kuljus spielte auf den Rängen zwischen den Zuhörern.
«Hamburg setzt mit der Elbphilharmonie ein unübersehbares Zeichen für die grosse Bedeutung, die Kunst und Kultur in einer freien Gesellschaft zukommt», hatte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz zuvor gesagt. Der 11. Januar 2017 sei ein historisches Datum.
Auf dem Programm des Eröffnungskonzertes stand eine musikalische Zeitreise von der Renaissance bis zur Gegenwart. Musiker, die in der Elbphilharmonie bereits proben durften, hatten von ihrem «warmen Klang» geschwärmt.
Der Akustiker Yasuhisa Toyota wollte zudem, dass alle Besucher auf den terrassenförmigen Publikumsrängen gleich gut hören können. Aus Schallschutzgründen wurde der 12'500 Tonnen schwere Saal vom restlichen Gebäude entkoppelt, er liegt auf Federpaketen.
Auf der Gästeliste standen auch Aussenminister Frank-Walter Steinmeier, zahlreiche Politiker aus Bund und Ländern sowie Regisseur Fatih Akin, Modeschöpferin Jil Sander und die Schauspieler Hannelore Hoger, Charly Hübner und Armin Mueller-Stahl.
Bei Schmuddelwetter wurde für Zuschauer draussen an den Landungsbrücken und auf Barkassen eine zur Musik passende Lichtinstallation auf das Gebäude projiziert.
Die Polizei sicherte die Veranstaltung mit zahlreichen Massnahmen ab, dazu gehörten Betonpoller, Sperrungen und der Einsatz von Sprengstoff-Spürhunden. «Alles ruhig», sagte ein Polizeisprecher während des Eröffnungskonzertes.
Der Grundstein für den Prestigebau an der Spitze der Hafencity wurde bereits am 2. April 2007 gelegt. Eigentlich sollte das Konzerthaus der Architekten Herzog & de Meuron, das neben dem grossen Saal noch einen kleinen Konzertsaal, ein Hotel mit 244 Zimmern und 44 Eigentumswohnungen beherbergt, bereits vor sieben Jahren eröffnen.
Die Kosten stiegen für die Steuerzahler von 77 auf 789 Millionen Euro, hinzu kamen 57,5 Millionen Euro Spenden. Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft - der Abgeordnete Norbert Hackbusch – kritisierte deshalb: «Die Luxus-Eröffnung ist das logische i-Tüpfelchen auf der irren Verschwendungs-Geschichte der Elbphilharmonie.»
Bürgermeister Scholz betonte: «Die Vorgeschichte dieses Hauses war bis zu seiner Eröffnung lang und bewegt – deutlich länger und bewegter, als wir uns das alle gewünscht haben.» Aber heute wolle man sich ausschliesslich auf die vielen Musiker, die diesen Ort mit Leben füllen werden, freuen. «Die Konzerte des Eröffnungshalbjahres sind restlos ausverkauft», sagte er.
Hamburgs Tourismus-Chef Michael Otremba rechnet mit vielen zusätzlichen Besuchern aus aller Welt – vor allem aus den USA und Asien. Bereits am 5. November war die öffentliche Plaza in 37 Metern Höhe eröffnet worden. Mittlerweile haben dort bereits eine halbe Million Menschen die Aussicht genossen. (sda/dpa)