Die AfD-Europaabgeordnete Christine Anderson ist auf Kosten kanadischer «Querdenker» durch Kanada gereist und hat dort in teuren Luxushotels übernachtet. Das geht aus Unterlagen des Europäischen Parlaments hervor, die t-online vorliegen. Anderson ist soeben wieder als Listenkandidatin ihrer Partei für die Europawahl nominiert worden.
Den Unterlagen zufolge bezahlte die Gruppe von Covid-Massnahmen-Gegnern insgesamt acht Übernachtungen, davon drei im Omni King Edward Hotel in Toronto und zwei im Queen Elizabeth Hotel in Montreal. Zimmer in den traditionsreichen Häusern kosten im Durchschnitt etwa 350 bis 1000 Kanadische Dollar (230 bis 655 Franken). Zusätzlich übernahmen die Organisatoren mindestens einen Inlandsflug in der Economyclass sowie die Verpflegung.
Kosten für Hin- und Rückreise trugen sie laut Andersons Angaben an das EU-Parlament nicht. Wer dafür aufkam, liess Anderson auch auf Anfrage von t-online offen. Ebenso liess sie unbeantwortet, wie hoch die Kosten für ihren Aufenthalt in Kanada insgesamt waren.
Die Reise diente der AfD-Politikerin und der Gruppe für politische Inszenierungen. Anderson trat als Kämpferin für Freiheitsrechte auf, besuchte Demonstrationen, hielt Vorträge und gab Interviews. Dafür erstellte das Unternehmen «Trinity Productions» eine Homepage und einen Kurzfilm. Die Tour wurde dann mit Ticketverkäufen und Merchandise-Artikeln vermarktet. Wohin die Einnahmen flossen, beantwortete Anderson nicht. Weitere «monetäre Vergütung» habe sie nicht erhalten, gab sie gegenüber dem EU-Parlament an.
Auch ob die Kosten für eine zweite Kanada-Reise zu den dortigen «Querdenker»-Gruppen erneut übernommen wurden, beantwortete Anderson auf Anfrage von t-online nicht. Ihre Kontakte in Kanada hatten einen Film beworben, in dem Anti-Covid-Massnahmen und Impfkampagne als Vorbereitung zu einem möglichen zweiten Holocaust dargestellt werden. Anderson unterstützte die Filmemacherin unter anderem in den sozialen Medien und wurde als offizieller Gast zur Filmpremiere im Juni erwartet. Zum fraglichen Datum hielt sie sich nachweislich in Kanada auf.
(t-online)