Tragischer Unfall in Berlin: Am Montag geriet in der deutschen Hauptstadt eine Velofahrerin unter einen Betonmischer. Nun stellten die Ärzte bei der 44-Jährigen den Hirntod fest, wie die Berliner Polizei mitteilte. Zuvor meldete die Polizei, sie sei verstorben. Diese Meldung korrigierten sie aber später.
Wir bitten vielmals um Entschuldigung.
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) November 3, 2022
Anders als zuvor vermeldet, ist die am vergangenen Montag in #Wilmersdorf schwer verletzte 44-jährige Radfahrerin nicht verstorben. Die behandelnden Ärzte haben den Hirntod festgestellt betreuen sie weiterhin intensivmedizinisch.
^tsm pic.twitter.com/ObQ6p04buN
Der Vorfall sorgte in den vergangenen Tagen für viel Gesprächsstoff. Denn ein spezielles Bergungsfahrzeug der Rettungskräfte steckte im Stau fest. Dieser wurde mutmasslich durch eine Strassenblockade von Klimaaktivisten ausgelöst.
Mit @ScientistRebel1 im Rücken sind wir wieder auf den Straßen Berlins - #FürAlle!
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) October 31, 2022
Kollaps der Gesellschaft wird alle treffen.
Nur wenn wir jetzt genug Mut aufbringen, den selbstsüchtigen Lobbyinteressen die Stirn zu bieten, werden wir nicht um Essen und Wasser kämpfen müssen. pic.twitter.com/xvrLpF4T21
Die Einsatzkräfte seien verspätet am Unfallort eingetroffen, sagte Feuerwehrsprecher Rolf Erbe. Die Kollegen hätten mit einem sogenannten Rüstwagen mit Spezialtechnik, die zum Anheben schwerer Lasten eingesetzt wird, eine «recht relevante Zeit» im Stau gestanden. Da das Fahrzeug nicht zur Verfügung stand, habe man an der Unfallstelle improvisieren müssen.
Inwieweit das Fehlen des Spezialfahrzeugs zu Verzögerungen oder schlimmeren Verletzungen geführt haben könnte, müsse im Nachgang ermittelt werden, sagte der Feuerwehrsprecher. Wie der Tagesspiegel berechnete, verloren die Rettungskräfte sieben bis neun Minuten wegen des Staus.
Die Frau wurde mit der Technik der regulären Einsatzfahrzeuge befreit und anschliessend ins Spital gebracht. Seither berichteten die deutschen Medien täglich über den Gesundheitszustand der Verunfallten, bis am Donnerstag traurige Gewissheit herrschte.
Die Polizei ermittelt gegen zwei 63 und 59 Jahre alte Klimaaktivisten wegen unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise der Behinderung hilfeleistender Personen. Ihnen droht eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe, wie t-online schreibt.
Beim Unfall in Berlin wurde zudem der Fahrer des Betonmischers verletzt. Ein Mann griff ihn mit einem Messer an und flüchtete danach vom Unfallort. Am Mittwoch nahm die Polizei einen 48-jährigen Tatverdächtigen fest.
Hinter den Protesten stehen die Klima-Aktivisten der Gruppe «Letzte Generation». Sie hatten am Montagmorgen und in den vergangenen Wochen an mehreren Stellen in Berlin den Verkehr blockiert. Dabei klebten sie sich immer wieder am Boden fest, was stark an die Aktionen von Renovate Switzerland erinnert. Die Gruppierung fordert die Sanierung von Schweizer Gebäuden und blockierte in den vergangenen Tagen den Verkehr in mehreren Schweizer Städten.
Nach dem Vorfall in Berlin wurde lautstark Kritik an der Protestform geäussert. «Was sich seit Wochen als Klimaprotest tarnt, ist ein hochgefährliches Spiel mit unschuldigen Bürgern», sagte etwa der Berliner CDU-Vorsitzende Kai Wegner.
Die Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sagte nach dem Vorfall: «Grundsätzlich ist die Gefährdung von Menschenleben durch nichts zu rechtfertigen». Nun müsse geklärt werden, inwiefern die Aktivisten die Schuld tragen, dass dem Unfallopfer nicht schneller geholfen werden konnte.
Man sei «bestürzt», sagte im Deutschlandfunk ein Sprecher der Bewegung «Letzte Generation» kurz nach dem Unfall. «Wir wollen bei allen unseren Aktionen das Leben aller Menschen schützen.» Aber es komme immer wieder vor, dass Rettungsfahrzeuge im Stau stünden und deshalb nicht pünktlich ankämen.
Eine andere Sprecherin der «Letzten Generation» hatte die Protestform nach dem Unfall verteidigt: Bei den Aktionen werde immer eine Rettungsgasse gelassen, lediglich im Stau habe es keine gegeben. Es sei nie beabsichtigt, dass jemand zu Schaden komme. Wegen der Dringlichkeit der Klima-Krise sehe die Gruppe die Protestform weiterhin als angemessen an. Trotz des Unfalls setzen sie ihre Strassenblockaden am Donnerstag in Berlin, München und Freiburg fort.
Am Mittwoch veröffentlichte die «Letzte Generation» ein kurzes Statement auf Twitter. Man sei tief betroffen, schrieben die Aktivisten.
Wir unterbrechen den Alltag, weil wir uns in einem Notfall befinden. Der Kurs der Regierung ist todbringend, selbstzerstörerisch und führt uns ins Klimachaos.
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) November 3, 2022
Friedlicher Widerstand gibt uns die größte Chance, die nötigen Veränderungen in der geringen Zeit noch zu erreichen.
Nebst dem, dass viel Kritik an der Protestform laut wurde, gab es auch Beobachterinnen und Beobachter, die den Vorfall in einem anderen Licht darzustellen versuchen. So beklagen einige, dass in Berlin viel mehr Geld für Autobahnen ausgegeben werde als für Velowege.
Das Verkehrsministerium hat jetzt die Kosten für die A100 bestätigt.
— Ingwar Pero (@Perowinger94) November 3, 2022
1,5 Mrd. Euro für 7,3km Autobahn!
Zum Vergleich: 2020 betrug das Budget für den Berliner Radverkehr 30 Mio. Euro.
Bedeutet: Anstatt 7,3km Autobahn hätte man 50 Jahre lang den Radverkehr finanzieren können.
Ein Twitter-User, der von sich behauptet, Rettungsdienstleister zu sein, schreibt, dass die Rettungskräfte tagtäglich im Stau feststecken würden. Grund dafür seien in den allermeisten Fällen aber nicht Klima-Aktivisten, sondern Falschparker, Baustellen, fehlende Rettungsgassen und generell zu viele Autos auf zu wenig Platz.
Wenn jetzt hier auf einmal die ganzen Menschenfreunde herkommen und sich berufen fühlen, etwas zum Schutz der Patient*innen zu tun:
— DieZiegeJan 🐐 (@ZiegeJan) November 2, 2022
...dann klärt die Leute über die korrekte Rettungsgasse auf
...ahndet endlich Falschparken
...fahrt nicht alleine mit einem Auto in die Stadt.
8/13
(cma)
Dies war die erste Reaktion des Klimaaktivisten Tadzio Müller bei Twitter. Der Post wurde mittlerweile gelöscht.
Die Klebe-Aktionen nützen der Sache ganz bestimmt nicht. Man kriegt den Eindruck, dass es diesen Aktivisten mehr um Selbstprofilierung als um das Klima geht.
Sie nehmen zudem bewusst in Kauf, dass Menschen zu schaden kommen. Mein Beileid der Velofahrerin.
Zur Info: Die Kreuzung ist quasi DER Rettungsweg für das ganze Kleinbasel, da ganz nah das Unispital, Kinderspital sowie die Berufsfeuerwehr sind.
Dass niemand zu Schaden kommt sollte man halt einfach berücksichtigen, wenn man demonstriert. Oder es halt gleich bei den bewilligten Demos belassen.