«Ich bin gerade sprachlos», wandte sich Musiker Gil Ofarim am Dienstag in einem Video an seine mehr als 130'000 Instagram-Follower und schilderte sichtlich ergriffen einen Vorfall, der sich kurz zuvor im Leipziger «Westin Hotel» ereignet hatte. Als er an der Rezeption einchecken wollte, sei er Opfer von Antisemitismus geworden. Ein Mitarbeiter habe ihn aufgefordert, seine Kette mit einem Davidstern einzupacken, berichtete der Sohn des israelischen Sängers Abi Ofarim und fragte geschockt: «Haben wir denn nichts nichts aus der Vergangenheit gelernt?»
Der Vorfall löste ein Welle der Empörung aus. Am Dienstagabend nahmen Hunderte Menschen an einer Solidaritätskundgebung mit Jüdinnen und Juden in Deutschland vor dem Hotel teil, zu der das Bündnis «Leipzig nimmt Platz» aufgerufen hatte. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl zunächst auf den «mittleren dreistelligen Bereich», wie eine Sprecherin sagte.
Neben unzähligen Reaktionen in den sozialen Netzwerken äusserten sich auch viele Prominente und Politiker. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster , sprach von einer erschreckenden Anfeindung. Er hoffe, dass das Hotel personelle Konsequenzen ziehe und «dass wir künftig auf Solidarität treffen, wenn wir angegriffen werden».
Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes sprach von einem «unfassbaren Fall von Antisemitismus» und einem Verstoss gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). «Eine rasche Antwort des Hotels ist überfällig. Aus unserer Sicht kann das nicht folgenlos bleiben», schrieb die Bundesstelle auf Twitter.
Ein Sprecher des «Westin Leipzig» versicherte zunächst nur, dass man besorgt über den Bericht sei und die Angelegenheit extrem ernst nehme. Das Unternehmen versuche, Ofarim zu kontaktieren, um herauszufinden, was passiert sei. Ziel sei es, alle Gäste und Mitarbeiter unabhängig von ihrer Religion einzubeziehen, zu respektieren und zu unterstützen.
Personelle Konsequenzen sollen aber nicht ausgeblieben sein. Laut Medienberichten habe das Hotelmanagement «die betreffenden Mitarbeiter» beurlaubt. Zeitungen zitierten eine Hotelmanagerin mit den Worten, dass Antisemitismus nicht entschuldbar sei und in dem Hotel nicht geduldet werde. Eine direkte Bestätigung war von dem Hotel am Dienstagabend zunächst nicht zu bekommen.
Auch Polizei und Staatsanwaltschaft schalteten sich ein. Olaf Hoppe, Sprecher der Leipziger Polizei, sagte, dass die mutmassliche Aussage des Hotelangestellten für ihn «klar antisemitisch» sei. Die Polizei werde Inhalte des Videos an die Staatsanwaltschaft weiterleiten, die eine strafrechtliche Relevanz prüfe. Je nach Ergebnis werde dann weiter ermittelt oder nicht. (t-online.de)
Aber lieber die Sau durchs Dorf jagen, ist einfacher...